Afrika-Reise

Spanien, 29.10. - 04.12.2013

Übersicht der Route

 

Dienstag, 29.10.2013 – Aznalcazar

Obwohl ich früh aufgestanden bin, quatschen Albert, Lydia und ich noch lange und tauschen Stellplatz Infos aus, da die beiden noch nach Lissabon rauf fahren, wo ich gerade her komme. Also wird es Mittag, bis wir los kommen. Meine Route führt mich heute über die Grenzbrücke aus Portugal heraus und zurück nach Spanien. Hier fahre ich wie auf gewohnt guter Autobahn. Mein Ziel ‚Elefant Camper‘ in Aznalcazar, kurz vor Sevilla. Als ich dort ankomme, finde ich eine große Halle mit vielen gleich aussehenden Toren vor. An einem Tor steht die Nummer 20, dieses muss es wohl sein. Aber kein Name, kein Hinweis auf die Firma und niemand öffnet die Tür. Ich rufe an, aber niemand geht ans Telefon. Tja, also mache ich Siesta und esse erst mal etwas. Als ich gerade bei der Brotzeit bin, kommt jemand vorgefahren und schaut sich sehr genau mein Auto an. Ich gehe zu ihm hin und siehe da, es ist Mister Elefant Camper persönlich. Dann zeigt er mir seine Werkstatt in der er derzeit an vier Fahrzeugen parallel arbeitet. Solide gute Arbeit. Dann diskutieren wir wie eine Halterung für die Sandbleche aussehen könnte. Er fertigt eine Skizze an und zu morgen 10:00 Uhr soll das Teil fertig sein.

Jetzt brauche ich noch einen Stellplatz für die Nacht. Der erste Anlauf scheitert, dann fahre ich in einen Wald, wo mit vielen EU-Geldern ein schöner Park angelegt wurde. Die Sandpiste gilt als offizielle Straße und somit probiere ich sie aus. Nach etwa 2km finde ich eine schöne Stellfläche für die Nacht.

Position:

N 37° 16' 52.4"  W 6° 12' 36.2"

Kilometerstand:

18.421 km

 

Mittwoch, 30.10.2013 – Sevilla

Ich genieße die Rückfahrt über die Sandpiste aus dem Busch. Gegen 11:00 Uhr bin ich bei Elefant Campers, aber niemand macht auf. Ich rufe Viktor an und er verspricht in 20 Minuten da zu sein. Dann kommt er mit einem Kollegen, die Halterung sieht noch ein wenig unfertig aus. Es dauert weitere 3 Stunden bis sie fertig und montiert ist. Aber mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden und der Preis stimmt auch. Viktor schenkt mir noch ein paar Elefant Camper T-Shirts und ich soll ihm ein Foto aus Marokko schicken. – Na gerne. Ich bekomme noch ein paar Tipps und Adressen in Sevilla, wo ich weitere Teile meiner Shopping-Lite bekomme und mache mich auf den Weg nach Sevilla. Am Olympia-Park stehe ich auf einem Parkplatz. Er ist nicht ganz eben, aber dafür ausnahmsweise nicht eingezäunt.

Abends unternehme ich einen Spaziergang in die Stadt. Diese empfinde ich als ganz nett, aber wenig spektakulär.

Position:

N 37° 24' 55.0"  W 6° 0' 17.3"

Kilometerstand:

18.462 km

 

Donnerstag, 31.10.2013 – Sevilla

Um meine E-Mails los zu werden suche ich noch mal einen Hotspot in der Stadt auf. Auf dem Rückweg gehe ich noch schnell zum Friseur. Als Tourist lernt man in einer Fremdsprache zuerst das Zählen der Zahlen 1, 2, 3. Das hätte jedoch zu einem extrem kurzen Haarschnitt geführt und ich war froh mich noch zu erinnern was acht auf Spanisch heißt.

An der A92 bei Ausfahrt 15 hatte Viktor gesagt gibt es einen Camping Shop. Und genau so ist es. Ohne weitere Informationen finde ich mein Ziel und auch was ich kaufen will. Es gibt sogar noch eine Waschbürste für den Fall dass ich nochmal Salz abwaschen muss wie an der Süd-Westküste. Die Straßenführung in Spanien ist allerdings etwas eigenwillig. Um von einer Autobahn auf eine andere zu kommen muss man, wie hier, auch schon mal ein Strickmuster studieren.

Die nächste Adresse liegt hingegen in der Stadt an einer belebten Einkaufsstraße. Ich parke also auf einer etwas verwegenen Seitenstraße bei einem Großhandel und gehe zu Fuß. Der Laden erinnert mich an Conrad Electronic in Deutschland. Zirka 10 Mitarbeiter bedienen im Minutentakt die Kunden an einer Theke so breit wie der Laden. Dahinter unendlich viel Zeugs in hohen Regalen. Dran kommt wer die nächste Nummer hat. Es geht auch so zu wie an der Wursttheke. Aber die von mir nachgefragte GPS Maus ist bereits im Lieferrückstand und auch doppelt so teuer wie in Deutschland. Ich bekomme freundlicherweise eine Adresse von einem anderen Shop. Also dorthin gefahren, aber auch dort Fehlanzeige. Jetzt wird es echt eng und guter Rat ist teuer.

Ich erhalte eine E-Mail von Isabel, das morgen Feiertag ist und sie über’s Wochenende nicht zu Hause ist. Na prima, dann brauche ich vor Montag auch nicht wirklich weiter fahren. Also suche ich nochmal einen bereits erprobten Stellplatz auf.

Position:

N 37° 24' 55.0"  W 6° 0' 17.3"

Kilometerstand:

18.522 km

 

Freitag, 01.11.2013 – Sevilla

Heute steht Sightseeing auf dem Programm. Ich unternehme eine siebenstündige Wanderung durch Sevilla. Durch den Feiertag bin ich nicht ganz alleine unterwegs. An der Kathedrale stehen die Menschen in einer langen Schlange an. Ich begnüge mich mit einem Seitenflügel der Kathedrale und bin erfreut, als ich durch eine Glastür ebenfalls in die Kathedrale blicken kann. Sie sieht imposant groß aus, aber auch nicht so viel anders, als die Kirchen die ich zuvor gesehen habe.

Sevilla hat viele Parks und Attraktionen zu bieten. Allerdings ist alles hinter hohen Zäunen versteckt und abgesperrt. Wenn man mal ein offenes Gatter entdeckt, so kommt man hinein, weiß aber nicht, ob man auch wieder woanders hinaus kommt. Es sind auch so viele Gatter und Tore, dass man meist gar nicht weiß, ist man jetzt drin oder draußen? Hinzu kommt, dass jeder Zaun als Randablage für Müll genutzt wird. Mit etwas Disziplin und Ordnung könnte man aus der Stadt ein echtes Schmuckstück machen. Schade!

Durch die vielen Zäune findet man Museums-Eingänge auch eher zufällig. Bei den Eintrittsgeldern war ich versucht zu fragen ob diese auch für EU-Tax-Payer gelten, habe mir die Frage aber verkniffen.

 

 

 

 

 

 

 

Samstag, 02.11.2013 – Sevilla

Um halb sieben macht sich ein Halbstarker Jugendlicher an meinem Fahrrad zu schaffen. Als ich das Rollo öffne erschrickt er und zieht im Laufschritt mit seiner Clique weiter. Aber nach ca. 10 Minuten kommen sie zurück und versuchen es erneut. Erst als den Gringo anspreche lässt er ab.

Ich wundere mich, was Jugendliche so früh morgens auf der Straße machen, denn abends sin sie wie festgestellt auch immer lange unterwegs.

Mein heutiges Projekt lautet ‚Tank-Einfüllsieb einbauen‘. Hier auf dem Parkplatz konnte ich die Arbeiten am Tank einigermaßen ungestört durchführen ohne zu viel Aufsehen zu erregen. Meine Befürchtungen wurden wahr. Der Tank ließ sich nur sehr schwer lösen und die Dieselleitung war zu kurz um den Tank dann so weit vor zu ziehen, dass ich das Sieb einführen konnte. Letztlich ging es nur mit viel Kraft und Gewalt rein. Dann alles wieder zusammenbauen. Zumindest weiß ich jetzt dass das Wachs zur Konservierung überall hingekommen ist. Eine richtig schön dreckige Arbeit.

Nachmittags unternehme ich noch einen Spaziergang in die Stadt mit ihren unendlichen Gassen. Es ist bereits dunkel, als ich zurückkehre.

 

Sonntag, 03.11.2013 – Sevilla

Bei dem schönen Wetter unternehme ich eine MTB Tour. Bei der Vorbereitung nehme ich das neue Kettenöl, welches ich in Sarges gekauft hatte, und will die Kette einsprühen. Allerdings scheint aus der Sprühflasche nur kaltes Wasser raus zu kommen. Die Dose und meine Hände sind anschließend ordentlich konserviert, allerdings schreit die Kette noch immer nach Schmierung. So’n Scheiß-Zeugs! Auf meinen Weihnachts-Wunschzettel kommt auf jeden Fall eine Flasche Castrol synthetisches Kettenöl. Ich stelle auf fest, dass schon wieder eine Speiche gebrochen ist, habe aber gerade keine Lust diese auszutauschen. Das Projekt schiebe ich erstmal auf. Überhaupt braucht das Bike mal etwas Zuwendung, denn das Salzwasser aus der Luft hat auch vor dem Fahrrad nicht Halt gemacht und so seine Spuren hinterlassen.

Gleich bei der Haltestelle des Olympia-Stadions findet ein Trödelmarkt statt. Das erklärt wo alle die Menschen mit ihren Einkaufswagen und Trollies hingegangen sind, die heute Morgen an meinem Fenster vorbei gegangen sind. Ich weiß nicht so recht ob ich erstaunt sein soll, was man hier für Geld anbietet. Selbst Speicher-Module für Computer liegen lose auf dem Tisch, gleich neben gebrauchten Zeitschriften, Autoreifen und allerlei Unbrauchbarem.

Bei La Rinconada gibt es einen Park am Fluss mit einem Parkplatz. Vielleicht ist das ja eine Alternative um dort zu übernachten. Als ich jedoch dort ankomme, wird an der Einfahrt kassiert. Der Parkplatz selbst ist sicherheitshalber eingezäunt. Im Park richten sich die Spanier für den Sonntag ein und schleppen Unmengen an (Einweg-) Bierflaschen und Grillkohle mit sich. Den Bereich am Zaun entlang meidet man besser, denn es gibt keine Toilettenanlagen.

Der Park ist eine Sackgasse. Selbst zum Fluss hin ist ein 2m hoher Zaun. Also fahre ich über einen neuen, aber bereits zugewachsenen Radweg Richtung Süden. Nachts liefern LED-Straßenlaternen Licht für den spanischen Radfahrer, denke ich. Doch dann stehe ich in einer Sackgasse. Ringsherum Zaun. Der Radweg endet hier einfach im Nirgendwo. Es ist so erschreckend wie ernüchternd wie hier vermutlich EU-Gelder ausgegeben wurden. Ein Radweg den niemand nutzt, weil er in einer Sackgasse mündet.

Es bleibt mir nichts Anderes übrig, als über die Hauptstraße zurück zu fahren. Als ich nach Sevilla einfahre, komme ich an den Slums der Stadt vorbei. Die Wut in mir wird noch größer, wenn ich sehe wie man die Menschen hier hausen lässt und unnütze Radwege mit LED-Beleuchtung baut. – Und das in Europa, nicht in einem Dritte-Welt-Land. Hier läuft einiges schief.

 

Montag, 04.11.2013 – Sevilla

Es ist an der Zeit mal wieder etwas einzukaufen, daher fahre ich zum Carrefour. Anschließend fahre ich zu der günstigen Tankstelle, die ich auf meiner Fahrradtour gestern gesehen hatte. Und tatsächlich, den Gasoleo A gibt es noch für 1,27€. Also tanke ich den kleinen Tank, der jetzt das Einfüllsieb eingebaut hat, mit Euro-Diesel voll. Somit habe ich im Fall eines Falles immer noch etwas Reserve, falls ich in Afrika Probleme mit dem Diesel bekommen sollte. Natürlich nur so lange, bis ich die Reserve für eine normale Tour brauche weil der große Tank bereits leer ist.

Im nördlichen Umland von Sevilla suche ich einen Lagerplatz, werde aber nicht so recht fündig. Alles eingezäunt oder wenig ansprechend. Also fahre ich zurück in die Stadt. Diesmal aber auf einen Parkplatz am Flussufer. Hier ist am späten Abend jedoch wieder Auto-Cruising angesagt und so finde ich erst spät meinen Schlaf.

Position:

N 37° 23' 40.4"  W 6° 0' 49.3"

Kilometerstand:

18.591 km

 

Dienstag, 05.11.2013 – Sevilla

Da es bereits Nachfragen gibt, wo denn der Reisebericht der letzten drei Wochen bleibt, finalisiere ich heute Morgen den Bericht über Portugal und stelle ihn online. Anschließend gehe ich zum Essen in die Stadt.

Eher zufällig entdecke ich das Keramikmuseum, welches sich mal wieder hinter einer hohen Mauer versteckt und zu dem es nur zwei unscheinbare Eingänge gibt. Ich besichtige den Park, der teilweise seiner 'natürlichen Entwicklung' überlassen ist, und die Außengebäude, gehe allerdings nicht in das Museum.

Auf der Webseite von Sonicolor habe ich gesehen, dass der voraussichtliche Liefertermin für die GPS-Maus der 11.11.2013 ist. Das ist mir entschieden zu lange und so entscheide ich mich, morgen weiter zu fahren und irgendwie bei Amazon.es einen GPS-Receiver zu bestellen. Ich hoffe das Isabel mir hierbei noch mal behilflich ist.

 

 

Mittwoch, 06.11.2013 – Jerez de la Frontera

Nach einem kurzen Abstecher in die Stadt fahre ich in den Hafen, wo es eine Ver- und Entsorgungsstelle gibt. Für 3€ werde ich Abwasser los und kann noch einmal Frischwasser auftanken. Die Geschmacksprobe hat ergeben, dass es auch nicht gechlort ist. Also alles prima.

Jetzt ist es schon wieder Mittag und ich muss mich sputen, denn das Navi hat eine Ankunftszeit von kurz nach 15:00 Uhr berechnet und ich habe mich zu drei zum Essen angemeldet.

Die Südumfahrung SE-30 führt mal wieder mit einer hohen und schmalen Brücke über den Canal de Alfonso XIII. Die linke der drei Spuren ist gesperrt. Stabile Betonpfeiler ragen bis an die Stelle der sonst üblichen weißen Seitenmarkierung. Ein Schlenker und der rechte Spiegel versinkt in Kanal. Hier hätte man besser die überflüssigen Radwege seitlich angebaut um etwas mehr Sicherheitsabstand zu schaffen.

Erst geht es noch über die kostenlose Autovia 4 und dann fahre ich auf der Nebenstraße N IV, die fast genauso gut ist wie die gebührenpflichtige Autopista 4. Das Fahren befreit und sehr schnell nach dem Verlassen der Stadt kommt wieder Freude über das Reisen auf. Nach knapp 100km komme ich in Jerez de la Frontera an. Zum Glück hat man auch hier Straßen für Wohngebiete gebaut, die wohl nie entstehen werden, so finde ich selbst in der Stadt schnell einen Parkplatz auf einem Seitenstreifen.

Ich schaffe es noch fast pünktlich zum Essen. Später gehen wir mit den Kids in den Park und der Ball, den ich für Jacobo mitgebracht habe, erfreut sich bei allen so großer Beliebtheit, dass sogar geschlichtet werden muss. J

Abends bestelle ich mir noch einen GPS-Receiver bei Amazon.es und lasse ihn hier her schicken. Mal sehen wie das klappt.

Position:

N 36° 42' 9.1"  W 6° 6' 37.7"

Kilometerstand:

18.698 km

 

Donnerstag, 07.11.2013 – Jerez de la Frontera

Heute Morgen habe ich mich mit Paulina verabredet. Sie hat sich bereit erklärt mir die Stadt zu zeigen. Bis zum Zentrum sind es ca. 30 Minuten Fußweg. Der Stadtkern hat noch recht viele alte Gebäude und eine Kathedrale, die wir besichtigen. In den Jahren 1580 und 1781 wurden von Jerez aus Bitten an die spanische Krone zur Gründung eines neuen Bistums erhoben. Aber erst 1980 konnte dieser Wunsch in Erfüllung gehen, als Papst Johannes Paul II die Kollegiatkirche durch die Bulle „Archiepiscopus Hispalensis“ zur Kathedrale erhöhte. Hier sind heute in unzähligen Nebenräumen viele Relikte aus der kirchlichen Geschichte ausgestellt. Gemälde, Gold- und Silber-Stücke sowie Roben vergangener Priester. (Fotografieren verboten!)

 

Für einige Zeit schließen wir uns einer ‚Free Tour‘ eines Touristenführers an. Allerdings ist diese Tour auf Spanisch und mir fällt es etwas schwer den Ausführungen des Guides zu folgen. Also machen wir uns auf den Weg eine der vielen Wineries zu besichtigen. Aber die Tour-Zeiten passen gerade nicht so recht in unseren Plan. Also gehen wir zum Markt um Besorgungen für Paulina’s Küche zu machen. Sie sucht an einem der über 30 Fischständen in der Markthalle ein Stück Hai-Fisch aus und lässt ihn sich zuschneiden. Hmmm, als Taucher habe ich typischerweise eine andere Begegnung mit Haien. Aber an der Küste ist das Angebot auch ausgefallener Fischarten normal.

Nachmittags mache ich Siesta und Besorgungen für das Abendessen. Im Supermarkt gibt es bereits eine Ecke mit Weihnachtsartikeln und Plastik-Tannenbäumen. Unübersehbar sind die Berge an Schinken. Und zwar nicht in 100g-Packungen, sondern als Keule zu 49€ oder 119€, gestapelt auf Paletten. Da kann man sich schon mal eine Scheiben von abschneiden.

Wir treffen uns mit Freunden bei Isabel zum Dinner. Ganz typisch treffen wir uns um 21:30 Uhr. So ist vorprogrammiert dass der Abend lang wird.

 

 

Freitag, 08.11.2013 – Jerez de la Frontera

Den Morgen widme ich mal wieder meinem Reisebericht. Die bisherigen Berichte werden um eine Routen-Karte erweitert.

Dann gehe ich in die Stadt um meine Touristentour zu erweitern. Auf der Flamenco Route komme ich gegen 14:00 Uhr zu Tio Pepe oder genauer Gonzales Byass. Eine der bekanntesten Bodegas der Region und weltweit. Ich setze meine Touristen-Kappe auf und schließe mich einer geführten Tour durch die Bodega an. Ich hoffte dass es eine Englische Führung gibt, wurde aber überrascht, als mir auf einmal deutsche Klänge zur Begrüßung entgegenhallten. Also um entschieden und der deutschen Gruppe gefolgt. Obwohl die Tour inkl. Weinprobe für 1,5 Std. angesetzt war, mussten wir uns beim Fotografieren immer ganz schön beeilen. Nachfolgend links die ersten Fässer die der Gründer Gonzales vor 300 Jahren mit bereits 150 Jahren Vorgeschichte in einer Weinkellnerei gebraucht kaufte und noch heute aufgebaut sind, jedoch nicht mehr produktiv genutzt werden. Rechts das Original Labor in dem neue Rezepturen ausprobiert wurden. Der Film, welcher gezeigt wurde war eher dem Werbefernsehen zuzuordnen und die Weinprobe brachte mehr Getränke hervor die ich wohl nicht mag, als solche die mir munden. Aber das ist natürlich subjektiv. Allerdings ging es den beiden Mädels aus dem Badischen, mit denen ich die Städtetour fortgeführt hatte, genauso wie mir.

Isabel war krank und das UPS-Paket war nicht da, weil sie es nicht annehmen konnte. Aber es soll nach einem Anruf bei UPS noch heute Abend, so gegen 21:00 Uhr zugestellt werden, denn sonst wird es erst am Montag zugestellt. – Na Glück gehabt.

Ich gehe noch mal in den Hipercor Supermarkt und werde von hunderten kleiner Kinder mit Mami und Papi fast aus dem Markt gedrängt. Es findet gerade eine Welcome-Party des hier bekannten Schweinchens Namens „weiß ich nicht mehr“ statt. Alle standen in der Schlange um zum Schweinchen zu kommen. Ein echter Trubel, wie ich ihn mir in einem deutschen Supermarkt nicht vorstellen kann.

 

Samstag, 09.11.2013  – Jerez de la Frontera / San Fernando Bahia Sur

Heute früh hole ich mein lange erwartetes Päckchen mit der GPS-Maus bei Isabel ab und verabschiede mich von ihr. Evtl. treffen wir uns am kommenden Wochenende, wenn Eduard mit dem Unimog kommt und sie eine Ausfahrt machen.

In einer Näherei lasse ich noch schnell für 8€ den kaputten Reißverschluss an meiner Lieblingshose ersetzen. Schließlich muss man auch das Kleingewerbe unterstützen. Bei uns wären wahrscheinlich die Materialkosten höher gewesen. Aber innerhalb einer guten Stunde war die Hose fertig. Sowas ist Commitment.

Dann fahre ich zur Rennstrecke von Jerez. Die Zufahrt ist bereits am Kreisverkehr abgesperrt und ich werde gefragt, wo ich denn hin wolle. Nun, ich möchte die Rennstrecke besichtigen, antworte ich. Damit? Fragt der Polizist und lässt mich zum Gate 1 vorfahren, wo ich direkt neben der Security parken darf. Der Eintritt ist frei. Auf der Rennstrecke finden Motorrad-Rennen statt und außen herum fahren Rally-Autos ihr Rennen. Da weiß ich gar nicht wo ich zuerst hin gehen soll. Aber das erübrigt sich sehr schnell, als alle Siesta machen und es für einen Moment still wird vom permanenten Motorenlärm.

Nachdem ich den Rennparcours gesehen hatte, versuchte ich nachmittags einen geeigneten Platz an der Rallye Strecke zu finden. An einer Bergkuppe fand ich einen Platz weniger als 2m von der Strecke entfernt. Wie nah das eigentlich war, wurde mir erst bewusst als mein Fotoapparat das Auto nicht mehr in Gänze auf den Sensor bekam und Millisekunden darauf mein Ohr mir verkündet dass gerade ein offenes Endrohr an mir vorbeigefpiffen kam. Von dem Porsche hatte ich außer der Fahrgestellnummer und der Profiltiefe nicht viel gesehen.

Gegen 16:30 Uhr findet die wohl letzte Siegerehrung des Tages für die Motorradfahrer statt und ich rolle mit meinen sechs Zylindern auch davon. Erst zum Carrefour in Jerez Sur, dann weiter einem roten Abendhimmel entgegen nach San Fernando. Unterwegs plötzlich dichter dunkelgrauer Rauch vor mir und die Autos bremsen ab. Brennt dort ein Auto auf der linken oder rechten Spur. Nein, zwischen den Spuren, unter der Brücke tut sich die Hölle auf. Orange-gelb lodert das Feuer zwischen den Fahrbahnen hervor und zeigt wie die Hölle aussieht. Noch ist keine Polizei oder Feuerwehr (Bomberos) zur Stelle und der Verkehr rollt zum Glück weiter. Jetzt komme ich an meinen gewünschten Zielort, den ich mir heute Morgen noch auf Google-Maps angeschaut hatte. Doch die Google-Bilder waren nicht ganz aktuell und irreführend. Im Stadion findet ein Fußballspiel statt und in der riesigen Shopping-Mall wird heute der letzte Einkauf vor Weihnachten getätigt. Hinzu kommt, dass die Einfahrten zu den Parkplätzen auf 2,2m Höhe beschränkt sind. Ab hier fahre ich nicht mehr nach Navi, sondern nach Instinkt, und das ist gut so. Zwar in einem Industriegebiet aber mit Blick auf’s Meer und nach Cadiz finde ich einen Platz am Straßenrand.

Jetzt mache ich noch die obligatorische Erkundungstour durch den Ort und dann schreibe ich diese Zeilen bevor der Tag gemeinsam mit der Flasche Rotwein sein Ende findet.

Position:

N 36° 28' 26.5"  W 6° 12' 25.0"

Kilometerstand:

18.766 km

 

Sonntag, 10.11.2013 – Cadiz

Mit dem Zug will ich nach Cadiz, da ich befürchte sonst keinen geeigneten Parkplatz zu bekommen. Inzwischen gelingt es mir auf Spanisch eine Fahrkarte zu kaufen – am Automaten. Mit dem Ticket komme ich auch durch die automatischen Gates und bis in den Zug. Dann fragt die Schaffnerin mich jedoch nach dem Billet und verweist mich wieder des Zuges. Ich solle den nächsten Zug nehmen. Na super, der fährt aber erst in 47 Minuten. Woher soll ich bitte wissen welches Ticket für welchen Zug gilt. Ich beschwere mich und bekomme mein Geld zurück. Auch das klappt schon ganz gut auf Spanisch. Allerdings bin ich immer noch in San Fernando Bahia Sur. Also kaufe ich eine dreiviertel Stunde später erneut ein Ticket und nehme den nächsten Zug, der nicht viel schlechter ist, jedoch an jeder Haltestelle hält. Für die Rückfahrt schaffe ich es inzwischen am Schalter auf Spanisch ein Billet zu kaufen, denn Automaten scheint es in Cadiz nicht zu geben.

Ich besuche die Marina, mache eine Wanderung entlang der Küste und Stadtmauer, gehe zu den Festungsanlagen und durch das Zentrum mit seinen vielen kleinen Gassen zurück zum Bahnhof. Alles ganz nett aber nicht atemberaubend.

 

Montag, 11.11.2013 – Chiclana / Playa de Barrosa

Im Carefour des Shopping Centers kaufe ich noch ein paar frische Sachen ein und bereite mich auf die Weiterfahrt vor. Zuerst muss ich den ‚Streichelzoo‘, bestehend aus hunderten Fliegenden Ameisen oder sowas von meiner Windschutzscheibe befreien. Als ich am Samstag durch das Marschland hier her fuhr hörte ich auf einmal ein Prasseln, als wenn es regnen würde. Aber es war kein Wasser sondern diese Insekten, die mir die Sicht nahmen.

Mit geputzter Scheibe geht es los. Wie gewohnt mit ein paar Umwegen, Schlenkern und Kreisverkehr auf die Autobahn Richtung Conil de la Frontera. Dort habe ich mir mehrere Stellen am Strand rausgesucht, wo ich evtl. stehen kann. Viele dieser Stellplätze sind jedoch wegen der nahe gelegenen Hotelanlagen für Wohnmobile gesperrt. Die meisten Hotels haben zwar schon geschlossen und würden sich vielleicht nicht stören, aber die Polizei ist in den Tourstenregionen immer omnipräsent und auf Stress mit denen habe ich keinen Bock. Also parke ich auf einem Naturparkplatz kurz vor Conil mit Zugang zum Strand.

Nachmittags mache ich einen Strandspaziergang und faulenze im Sand. Abends tue ich mal wieder etwas für meine Fitness und laufe am Strand entlang. Der feste Sandboden bei Ebbe ist ideal und der mir folgende 10m lange Schatten ist mein Begleiter. Ganz nebenbei geht die Sonne im Meer unter. Einfach genial.

Später gehe ich vor in Richtung Barosso, an den Hotels vorbei. Allerdings wird mir der Weg irgendwann zu lang und langweilig. Die meisten Hotels sind geschlossen und es herrscht eine gespenstische Stimmung.

Position:

N 36° 19' 33.8"  W 6° 9' 28.9"

Kilometerstand:

18.800 km

 

Dienstag, 12.11.2013 – Chiclana / Playa de Barrosa

Dienstag - Projekttag. Heute nehme ich mir vor endlich mal die Tür- und Klappenverriegelungen abzudichten. Ich beginne auf der rechten Seite im Schatten. Die Heckklappe geht ganz gut. Ich finde auch die Ursache für das Klappern. Am Griff hat sich auf der Innenseite der Sprengring gelöst. Jetzt sitzt wieder alles fest. Beim Versiegeln der Tür geschieht mir ein kleines Missgeschick und ich sperre mich aus. Die Lust an den anderen Schlössern ist mir erstmal vergangen und so gehe ich an den Strand. Dort lerne ich Natalie kennen, die in einem Hotel arbeitet. Sie erzählt mir, dass das Hotel Ende der Woche über den Winter schließt und deshalb nur noch so wenig los ist.

 

Mittwoch, 13.11.2013 – Chiclana / Playa de Barrosa

Ich bin gerade mit dem Frühstück fertig da kommt ein Reiter vorbei und spricht mich an. Ein deutscher Rentner, der seit Jahren hier überwintert. Er sagt es sei ein außergewöhnlich schöner November, aber ca. 2km landeinwärts wären schon Wolken am Himmel. Trotzdem rät er mir unbedingt in den Nationalpart bei Alcala zu fahren. Entweder zum Biken, Hiken oder auch nur um mit dem Auto durch den Park zu fahren. Es sei eines der zwei Highlights. Das andere sei der Wanderweg von Tarifa an der Küste entlang nach Algeciras. Mal sehen wie ich diese Tipps in meine Routenplanung einbauen kann.

Ab morgen soll es kühler werden, daher nehme ich mir heute noch per Bike die Küste Richtung Süden vor. Kurz vor dem Ort Conil de la Frontera gibt es noch mal Parkplätze auf den Klippen, aber in Sichtweite zum Campingplatz oder in der Nähe von urbanem Gebiet. In Conil findet man die gewohnten Verbotsschilder und südlich folgt ein schöner Strand, der allerdings Teil eines Naturschutzgebietes ist. Dahinter folgt der touristisch erschlossene Strand-Bereich von El Palmar. Die Straße und damit jegliche befahrbarer Weg enden kurz vor dem Ort Zahora und somit kehre ich um, denn ich bin mittlerweile seit gut 2 Std. unterwegs.

An diesem Küstenabschnitt gibt es einige Verteidigungsanlagen aus vergangenen Tagen. Sie sind küstennah und direkt in die Dünen gebaut. Als ich an einen Flusslauf komme wo die Brücke nur noch aus Pfählen besteht, muss ich einen Umweg über den Strand nehmen. Diese Gelegenheit nutze ich um mit den Bike bis ans Wasser zu fahren, denn dort ist der Sand fest und ich bin so weit westlich wie nur möglich.

Oben auf den Klippen gibt es viele Rad- und Wanderwege die um Buschwerk herum und über kleinere Felsen drüber führen. Eine sehr schöne Strecke, bei der man immer auch die nicht gesicherte Abbruchkante im Auge behalten sollte. Alles in Allem aber ein sehr schönes und flowiges Fahren.

Als ich zurück bin muss ich erstmal meinen Zuckerspiegel anheben, dann geht es zum Strand schwimmen. Das Wasser kommt mir heute so viel kälter vor. Wahrscheinlich weil ich den ganzen Tag auf dem Bike saß. Der Sonnenuntergang ist wieder klasse, allerdings empfinde ich es als recht kalt und freue mich auf die warme Dusche draußen am Auto.

 

Donnerstag, 14.11.2013 – Chiclana / Playa de Barrosa

Es ist mal wieder an der Zeit einige administrative Dinge im Internet zu erledigen. Dazu gehe ich zum Hotel Sankt Petri vor, wo es einen offenen WLAN Hotspot gibt. Ruckzuck ist es Mittag.

Nachmittags gehe ich zum Strand, mache einen ausgiebigen Spaziergang und gehe schwimmen. Das Wasser ist gefühlt nochmal kälter geworden. Aber wenn man erstmal drin ist, und bei Ebbe kann es sein, dass man dafür schon etwas laufen muss, geht es. Das Wasser ist so klar, man kann sogar die Fische sehen, die um einen herum schwimmen. Jetzt weiß ich auch warum die Angler hier am seichten Strand ihre Ruten aufstellen.

Abends gehe ich noch eine Runde Laufen am Strand. Meine Beine haben sich bereits erholt und so laufe ich bis fast zum nördlichen Ende des Standes. Als ich zurückkomme, versinkt just in diesem Moment die Sonne im Meer. Genau die richtige Zeit den Grill anzuwerfen. Ich überlege noch was ich heute als Beilage mache. Verwerfe den Gedanken aber schnell, da ich nach 478g saftigem Steak wohl keinen Hunger mehr haben sollte. Man bekommt hier Fleisch nur in Familien-freundlichen Packungseinheiten. Selbst diese ‚kleine‘ Packung habe ich nur von der Bedienung an der Fleischtheke bekommen. Aber es schmeckt hervorragend und der Grill gibt noch etwas Restwärme ab, denn es wird bereits recht kalt.

Auweia, da kommen meine Freunde von der Policia Local. Hoffentlich meckern die nicht wegen des Grills. Sie drehen eine Runde über den Parkplatz und bleiben bei laufendem Motor und ausgeschaltetem Licht unweit von mir stehen. Es scheint als wenn sie auf jemanden oder etwas warten. Nach gut einer halben Stunde fahren sie wieder weg und ich gehe ins Bett.

 

Freitag, 15.11.2013 – Chiclana / Playa de Barrosa / San Fernando

Guten Morgen! Donnerstag ist hier Kinotag. Kein Kino auf der Leinwand, sondern in 3D mit echten Schauspielern und Live-Sound, wie ihn Hollywood nicht bieten kann. – Was ist geschehen? Als ich gerade einschlafen wollte kam wie fast jede Nacht ein Auto auf den Parkplatz. Allerdings recht schnell und ohne Licht! Nun ja, ein Irrer halt, dachte ich mir. Doch dann folgten zwei weitere im Renntempo, die sich eine Verfolgungsjagd lieferten. Weitere Fahrzeuge folgen. Mit blockierenden Rädern bremsen sie. Einige stürmen aus den Fahrzeugen und laufen zum Strand. Ich kann von meinem Logenplatz zwar das Schauspiel auf dem Parkplatz verfolgen, aber nicht was sie weiter unten am Strand machen. Ich will eigentlich auch nur schlafen.

Autos kommen und gehen. Es ist so viel Verkehr wie keine Nacht zuvor. Schnell drehende Reifen, die nach Haftung suchen. Quietschen auf der Asphaltstraße und das mal mit und mal ohne eingeschaltetem Licht. Dann kommt ein größeres Fahrzeug mit Lichtbalken auf dem Dach. Endlich die Polizei, so denke ich, aber das heranrollende Auto machte zu viele klappernde Geräusche – selbst für einen hiesigen Polizeiwagen. Er stellt sich als Abschleppwagen heraus. Er hält auf dem Parkplatz und fährt kurz darauf den Abhang zum Strand hinunter. Aber nur wenige Augenblicke später kommt er rückwärts zurück. Mich hätte auch gewundert, wenn er dort unten im Sand erfolgreich hätte sein können. Mittlerweile beruhigt sich die Lage ein wenig und ich beginne die Geschichte zu verstehen. Da hat sich wohl einer der Raser am Strand festgefahren.

Es bleibt keine Zeit für eine Werbeunterbrechung. Dem Scheinwerfer- und Rücklicht nach rollt ein Mercedes SLC auf den Parkplatz und hält neben dem Abschleppwagen. Noch ein Auto kommt. Hier befindet sich ein Blaulicht auf dem Dach – die Policia Local. Also jetzt sind anscheinend Papa und die Polizei angerückt. Aua, das gibt Mecka.

Kurz darauf, es ist bereits Mitternacht, Blinklicht auf der Zufahrtsstraße. Das anrollende Gefährt hat die mir noch fehlenden Zusatzscheinwerfer und noch größere Reifen als Antares. Einer der örtlichen Bauern wurde alarmiert um die Missliche Lage zu beheben. Ich sehe bereits das Ende der Geschichte vor meinen Augen, doch dann wird die Szenerie vom Lärm eines Hubschraubers eingehüllt und somit kann ich nur gespannt warten was da vom Strand zurück kommt. Der Hubschrauber ist von der Guardia Zivil und hat vermutlich eine Wärmebildkamera oder zumindest Nachtsichtgerät an Board. Die Besatzung schaut sich das Geschehen aus der Luft an.

Es dauert eine Weile bis die Kolonne vom Strand zurückkehrt. Jetzt sollte bald wieder Ruhe einkehren, denn es ist bereits 0:40 Uhr und für einen Film mit Überlänge habe ich nicht bezahlt. Die Autos positionieren sich in Startaufstellung, als wollten sie nochmal ein Renne fahren, dann geht es jedoch recht gesittet davon. Der Traktor wird gleich auf der Start-Gerade von allen überholt und verlässt als letzter den Platz. – Dachte ich jedenfalls.

Der Hubschrauber kreist noch immer über dem Platz und dem benachbarten Buschland. Der Polizeiwagen ist aus der Kolonne ausgeschert und in eine Piste Richtung Buschland abgebogen. Jetzt folgt der spannende Teil, denn in der nächsten halben Stunde suchen sie alles nach weiteren Fahrzeugen oder Personen ab, die sich aus dem Staub gemacht hatten. Dies wird dem Zuschauer aber erst klar, als der Hubschrauben um 1:10 Uhr abdreht und mindestens drei weitere Fahrzeuge der Policia Local und der Guadria Civil, deren Sprechfunk man jetzt vernehmen konnte, ihre Heimreise antreten. – Der Vorhang fällt und ich kann endlich schlafen.

Lageplan:

Am Morgen erledige ich eine paar logistische Dinge wie Wäsche waschen, damit sich das Wasser auffüllen auch lohnt. Ich fahre also zu einem Service Betrieb in Conil, doch inzwischen ist es Siesta Zeit und so fahre ich weiter nach San Fernando, wo ich ein spezielles Reinigungsset für meine Kamera kaufen will. In San Fernando gibt es nämlich den letzten Media Markt vor Afrika. (Quelle: Eigene Recherche). Neben dem Media Markt ist auch ein Lidl, also kaufe ich auch gleich noch ein paar Lebensmittel ein.

Als ich zum Einräumen der Sachen ins Auto klettern will mache ich wie schon so oft einen großen Schritt auf die Staukiste und ziehe mich mit einem Klimmzug ins Auto um nicht erst die Leiter ausfahren zu müssen. Allerdings vernehme ich diesmal ein deutliches ‚knock‘ im linken Fuß, gefolgt von einem fast wie selbstverständlich erwarteten Schmerz. Aua. Auftreten oder Fuß abrollen geht nicht mehr. So begeht man also uneingeschränkte Selbstverstümmelung. Was nun? Was ist passiert? Bänderriss? Der würde sowieso nicht operiert. Also einfach hinnehmen oder zum Arzt? Ein Krankenhaus ist ganz in der Nähe, also bringe ich den Einkaufswagen zurück. Er dient mir auf dem Hinweg als Krücke, der Rückweg zum Auto ist schon nicht mehr so lustig. Es ist der linke Fuß, also so fahren, dass ich möglichst wenig schalten muss, denn jeder Gangwechsel schmerzt.

Zum Glück gibt es unweit des Krankenhauses einen riesigen Parkplatz auf dem ich Antares abstellen kann. Dann humpele ich die 300m zur Ambulancia. Jetzt ist mein ganzes Spanisch gefragt, denn die Senhorita in der Aufnahme spricht kein Englisch. Wir werden uns einig und ich soll bei Zimmer 10 Platz nehmen. Der Arzt ist fix und ich muss nicht lange warten, obwohl einige Patienten vor mir dran sind. Diagnose geht schnell: Kein Bänderriss, da kein Hämatom. Bandage machen lassen und Schmerzmittel. Fertig. – Er schickt mich zur ‚Nurse‘, die mir eine Bandage anlegt. Diese wiederrum spricht nur Spanisch und dass nicht zu langsam. Egal, sie klärt noch den Papierkram und dann kommt sie mit der Bandage. Ich solle doch bitte die Hose ausziehen, damit sie bis über das Knie bandagieren kann… Da krame ich noch mal in meinem Spanisch-Wortschatz und erkläre ihr, dass es der Fuß sei und nicht das Knie. Ich ziehe mich wieder an, Sie lacht, holt eine neue Bandage und versorgt fachmännisch meinen Fuß. Zwei bis drei Tage soll ich die Bandage tragen. Beeinträchtigungen sind mir für zehn bis 15 Tage vorausgesagt worden. Ich soll mich schonen. Als Nahrungsergänzung gibt es ab heute Ibuprofen 600, die ich zum Glück in meiner Reiseapotheke habe.

Jetzt humpele ich wieder zurück zum Auto und beschließe heute Nacht hier zu verbringen. Morgen sehe ich weiter.

Position:

N 36° 27' 56.1"  W 6° 11' 26.3"

Kilometerstand:

18.842 km

 

Samstag, 16.11.2013 – Chiclana / Playa de Barrosa

In der Nacht haben die Spanier den Parkplatz mal wieder zur größten Open-Air Disco der Gegend gemacht. Aber mit den Schmerzmitteln für den Fuß habe ich auch das überstanden.

Wie sieht jetzt der Plan aus? Mein Abwassertank ist bis zum Anschlag voll. Also fahre ich zurück zum Autocaravanas nach Conil. Das ist fast nur Autobahn, also mit Tempomat kein Problem. Die Ver- und Entsorgung – diesmal mit ausgezogener Treppe – ist schnell gemacht.

Nebenbei lerne ich Rosi und Barbara kennen. Rosi betreibt einen VW-Bulli-Verleih und Barbara hilft schon mal bei Übersetzungen wenn deutsche Touristen in die Werkstatt kommen. Barbaras WoMo hatte ich am Mittwoch schon mal in Conil am Strand gesehen. Sie hat derzeit ihre Tochter zu Besuch, die in Sevilla Tanz studiert. Der Bruder vom Chef des Ladens ist ganz interessiert, da er derzeit mit einem Freund (Amigo) einen Unimog und einen Mercedes 1820 sowie einen Hummer ausbauen. Sehr gut, ich frage sie gleich, ob sie mir nicht eine Klappstufe besorgen könnten. Nein, er nicht, aber der Amigo könnte. Er soll gegen Eins bis halb Zwei hier vorbei kommen, dann kann ich das mit ihm besprechen. Okay, ich habe eh nix Besseres zu tun, also warte ich. Die Wartezeit ist sehr kurzweilig, als ich mit Rosi quatsche und Barbara uns zum Linseneintopf einlädt. Ein Glas Sherry vom Chef muss ich auch noch probieren. (Vermutlich selbst gebrannt, denn er kommt aus einer Plastikflasche.) Es ist inzwischen fast 3 Uhr, als Pedro kommt. Er spricht / versteht etwas deutsch. So sprechen wir halb auf Spanisch, halb auf Deutsch, über unsere Autos und er will am Montag in Algeciras nach einem Tritt für mich schauen und sich melden. Ich solle doch heute Abend zum Salsa-Abend nach Conil in seine Bar kommen. Leider kann man nicht mit dem Truck in die Stadt und Laufen geschweige denn Tanzen ist gerade nicht meine Stärke.

Da wir unter anderem über das Thema AdBlue gesprochen hatten und dass man das hier fast nirgendwo kaufen kann (Ich hätte morgens an der Tanke einen, und nur einen, 10L-Kanister für 18€ kaufen können) kam der Chef des Ladens etwas später mit drei stark verstaubten Kanistern AdBlue an. Die könne ich haben. Er kann sie nicht mehr gebrauchen, da sie den LKW dazu nicht mehr haben (Evolution mal anders). Ich bin wieder mal super begeistert von den Menschen und deren Engagement.

Trotzdem fahre ich gegen 16:00 Uhr vom Hof zu dem Parkplatz am Strand wo ich schon die vergangenen Tage stand. Dort werde ich bis Montag ausharren und dann weiter sehen. Die Entscheidung habe ich auch getroffen, weil Rosi mir von viel Staub auf der ‚Schweinewiese‘ vor Tarifa berichtete, da starker Wind vorhergesagt ist. Also nehme ich mir hier noch ein paar Tage Zeit, bevor ich weiter fahre.

Position:

N 36° 19' 33.8"  W 6° 9' 28.9"

Kilometerstand:

18.887 km

 

Sonntag, 17.11.2013 – Chiclana / Playa de Barrosa

Sonntag – Ruhetag. Heute habe ich mir und meinem Fuß extrem viel Ruhe gegönnt. Die meiste Zeit habe ich damit verbracht mich mit der QuoVadis Software auseinander zu setzen und diverse Informationen (Routen, Tracks, Karten, POIs) über Marokko einzupflegen. Des Weiteren habe ich begonnen die Touren aus dem GPS-Offroad Reiseführer Marokko von Burkhard und Sabine zu sichten und geeignete Touren herauszufiltern.

So kriegt man schnell eine Ebbe-Flut-Periode rum ohne dass man etwas anderes tut. Doch dann gehe ich noch mal zum Strand. Es ist sehr windig und lange halte ich es dort nicht aus. Auf dem Rückweg unterhalte ich mich mit zwei Abiturienten aus Bremen, die gerade für drei Monate mit dem VW Bulli unterwegs sind.

 

 

Montag, 18.11.2013 – Chiclana / Playa de Barrosa

Die Bremer wollen noch einen Abstecher nach Portugal machen und ich versorge sie mit ein paar Tipps zu guten Stellplätzen und schönen Strecken auf dem Weg in Richtung Heimat.

Dann komplettiere ich die Abdichtung der letzten Schlösser und Griffe, zu welchem ich letzte Woche keine Lust mehr hatte. Anschließend Büro-Tag und Faulenzen.

 

Dienstag, 19.11.2013 – Vejer / Conil de la Frontera

Heute ist es an der Zeit weiter zu ziehen. Abends will ich mich mit Pedro in Conil treffen um das Thema Trittstufe abzuschließen. Für den Tag peile ich den Ort Vejer de la Frontera an. Die Anfahrt führt eine steile aber breite Serpentinenstraße hinauf. Direkt am Ortseingang liegt links ein ausreichend großer Parkplatz mit super Aussicht. Der Ort selbst ist sehr eng und im klassischen Baustil mit vielen weißen Häusern bebaut. Viele Gassen führen verwinkelt durch den Ort. Die einzige Orientierung bietet die Steigung. Rauf geht es weiter zum Ortskern. Vejer gefällt mir auf Anhieb sehr gut und ich bin froh hier her gefahren zu sein. Es fegt ein ständiger Wind und in der Sonne ist es sehr warm. Die richtige Kleidung zu finden fällt mir schwer. Aber dieser permanente Wind war der Grund für die damals errichteten Windmühlen, die heute als Museum zu besichtigen sind. Leider sind sie jetzt gerade geschlossen.

Am späten Nachmittag fahre ich nach Conil zum Einkaufen im Mercadona. Barbara hatte mir diesen Supermarkt empfohlen und ich muss sagen, dass die Auswahl, Qualität und Preise sehr gut sind. Mit großer Einkaufstasche gefüllt mit Leckereine schleppe ich zurück zum Auto. Dann fahre ich zu Fran. Allerdings war Pedro kurz zuvor dort und ist schon wieder weg. Ich rufe ihn an und er sagt mir dass er jetzt auf dem Weg nach Algeciras ist. Also wird das heute nichts mehr mit der Stufe. Daher fahre ich zum Parkplatz am Strand. Dort treffe ich Rosi wieder. Wir verstehen uns super gut und klönen noch bei einem San Miguel.

Position:

N 36° 16' 16.8"  W 6° 5' 20.7"

Kilometerstand:

18.948 km

 

Mittwoch, 20.11.2013 – Conil de la Frontera

Nach dem Frühstück geht es ins Restaurant Playa. Dort gibt es WLAN und frisch gepressten Orangensaft. In der Sonne lässt es sich aushalten und so verbringen Rosi und ich den Vormittag mit Chillen. Als wir zurückkehren ist auch Barbara schon da. Es trudeln immer mehr Bekannte von Barbara und Rosi ein und so lerne ich nach und nach unzählige Leute kennen. Viele wollen Antares sehen oder etwas dazu wissen. Eigentlich wollte ich meinen Fuß entspannen, aber es wird 18:30h bis ich heute mal meine Ruhe bekomme. Ich plane zukünftig Eintrittsgeld oder Beraterhonorar zu nehmen.

Abends gibt es sehr leckere Gambas bei Rosi. Um halb elf kommt Pedro mit meiner Trittstufe. Pedro möchte natürlich auch noch eine Führung, denn er baut derzeit an seinem Expeditionsmobil, welches, nachdem er Antares gesehen hat, nun auch in Kieselgrau lackiert wird. Er hat dem Lackierer einfach ganz spontan in letzter Minute den neuen Farbton genannt.

Pedro lädt mich noch in seine Bar Pana Pana ein, aber der Abend am Strand wir so lang, dass selbst die spanische Bar bereits geschlossen hat, als ich endlich ins Bett komme. – Oh man.

 

Donnerstag, 21.11.2013 – Conil de la Frontera

Heute Morgen spendiere ich erstmal etwas Zeit um meine Webseite neu zu gliedern. Das Wetter ist heute nicht so sehr einladend und so fällt es relativ leicht die Zeit am PC zu verbringen.

Mittags treffe ich Gustl und Rosi und schon bald gesellen sich wieder die verschiedensten Leute dazu. Es ist ein ständiges Kommen und Gehen. Es wird nicht langweilig. Man tauscht Informationen aus und jeder weiß lustige Geschichten zu erzählen. Es ist so sehr kurzweilig, dass die Zeit wie im Flug vergeht. Für den Reisebericht bleibt da nicht viel übrig…

Das Wetter ist nicht mehr so schön und weiter südlich soll es bereits regnen. Daher habe ich wenig Motivation so bald dorthin weiter zu fahren.

 

Freitag, 22.11.2013  – Conil de la Frontera

Heute Morgen habe ich Rosi zum Frühstück eingeladen. Es ist schön mal wieder ganz entspannt ausgiebig zu frühstücken und die Zeit zu genießen. Anschließend unternehmen wir einen Strandspaziergang mit Rosis Hunden Rasti und Rubi nach El Palmar. Das Wetter verschlechtert sich Zunehmens wie angekündigt und so geraten wir auf dem Rückweg in den ersten Regenschauer. Über dem Meer ziehen dunkle Wolken vorüber und landeinwärts sind die Berge und Windräder nicht mehr zu sehen. Rubi hat sich am Strand wohl zu viel Salzwasser gegönnt und hat Verdauungsprobleme. Ich spendiere ihm eine Kohletablette, die er aber gar nicht so recht schlucken will. Doch letztendlich kriegen wir sie rein und einige Zeit später geht es ihm schon besser. Schön!

Abends besuche ich Pedro in seiner Bar Palo Palo. Erst gegen Mitternacht trudeln die en paar mehr Gäste ein. Die sind dafür aber umso lustiger und wir haben unseren Spaß bis Pedro um 4:30 Uhr seine Bar schließt. Mar, die Bedienung, ist sehr um Pedros und mein Wohl besorgt und versorgt uns kontinuierlich mit Bier und unzähligen Shots zwischendurch. Nur bei jedem zweiten Shot gelingt es mir sie zum Mittrinken zu überreden. Irgendwie hatte der Alkohol aber auch eine heilende Wirkung auf meinen Fuß und so konnte ich sogar schon wieder tanzen. J

 

Samstag, 23.11.2013  – Conil de la Frontera

Das heutige Frühstück verkommt eher zu einem späten Brunch. So muss ich mich fast beeilen um in der Ferreteria noch ein Seil zu kaufen bevor die um 14:00 Uhr schließen. Es regnet noch immer und so bin ich bei meiner Rückkehr schon einmal durchnässt. Dann fahre ich fix zu Fran um vor dem Wochenende meinen Wasser-Service zu erledigen.

Anschließend fahre ich zu Pedro und statte ihm einen Besuch in seiner Garage ab, wo er einen Autohandel betreibt. Er zeigt mir seine Autos und sein Autocaravan. Leider hat er seinen Unimog und den Mercedes 1820 beim Lackierer und seinen privaten Toyota in Malaga um ein neues Getriebe einzubauen. Schade. Gustl kommt auch noch mit seinem Pickup vorbei. Er will später noch sein Dachzelt montieren, denn in ein paar Tagen will auch Gustl nach Marokko.

Mein neuer Lieblings-Supermarkt zum Einkaufen ist der Mercadona. Hier decke ich mich mit frischen Lebensmitteln für die nächsten Tage ein. Dann mache ich Siesta und relaxe, denn für abends steht eine Einladung ins Palo Palo an, wo heute eine Live-Band spielt. Es kommt aber nicht solch eine tolle Stimmung auf wie am Vortag. Trotzdem wird es wieder 4:30 Uhr. 

Position:

N 36° 16' 16.8"  W 6° 5' 20.7"

Kilometerstand:

18.960 km

 

Sonntag, 24.11.2013  – Conil de la Frontera

Bereits in der Nacht konnten wir wieder die Sterne sehen und so weckt uns heute Morgen die Sonne. Die Spanier sind bereits auf den Beinen und belagern den Strand. Selbst wenn ich wollte könnte ich heute nicht weiter fahren, denn die Ausfahrt ist mit Pkw zugestellt. Aber egal, denn ich verspüre irgendwie keine Eile.

Nach einem Strandspaziergang steht die Verabschiedung von Nicole und Michi an, die nach Jerez weiterfahren und dann über Huelva nach Gomera wollen. Auf meinem Rückweg soll ich sie mal besuchen und von meiner Reise berichten. Im Gegenzug bin ich zum Essen eingeladen, denn Nicole gibt sonst auch schon mal Kochkurse.

Später ist Barbara mit ihrem roten Wohnmobil am Strand und ich versorge uns mit einem leckeren Cappuccino. Mit Barbara ist es nie langweilig und wir haben wieder mal viel Spaß. Da wir zuvor über den vielen Sand im Auto gesprochen hatten und wie man dem mit einem Kehrblech zu Leibe rückt, bekomme ich ein rosafarbenes Kehrblech mit persönlicher Widmung von Barbara und Rosi geschenkt. Die Farbe würde ideal zu meinem Auto und mir passen, so meinten sie.

Abends genieße ich mal wieder den Sonnenuntergang am Strand. Die Surfer nutzen die hohen Wellen die mit der Flut kommen. Es ist recht kalt aber das macht nichts, denn nach Tagen ohne Sonne genieße ich das Farbenspiel, welches sich bei Sonnenuntergang abspielt.

 

Montag, 25.11.2013 – Conil de la Frontera

Eigentlich sollte heute die Reise weiter gehen und ich wollte nach Tarifa fahren. Dann wollte ich nur noch eben das Projekt Trittstufe abschließen. Doch als ich die Trittstufe montiere kommt Gustl und schön quatschen wir wieder und vergessen die Zeit. Dann muss die Trittstufe auch noch lackiert werden und die Zeit vergeht wie im Flug. Die Weiterfahrt wird auf morgen verschoben.

Ich hatte so viele Würstchen gekauft, dass ich vorschlage abends zu Grillen. Ich wusste auch schon gar nicht mehr wie der Grill aussieht. Es gab verschiedene Würstchen mit Burger-Brötchen, Salat und leckeren Soßen.

Später bin ich mal wieder zu Pedro ins Palo Palo gegangen. Es war nicht so viel los wie am Wochenende – ich habe jeden Gast kennengelernt und wir haben alle zusammen eine Karaoke-Party mit spanischen, englischen und deutschen Songs gemacht. „Ladenschluss“ ist hier immer erst kurz vor Morgengrauen. J

 

 

 

Dienstag, 26.11.2013 – Conil de la Frontera

Der heutige Tag startet wie ein alter Diesel bei Minusgraden. Um 15:00 Uhr gibt es Geburtstagsessen bei Fran. Barbara hat lecker Bratkartoffeln, Fleischbällchen, Nürnberger Rostbratwürste, Sauerkraut und Fleisch gekocht. Rosi steuert Kartoffelsalat bei und für den süßen Abschluss habe ich einen Apfelstrudel besorgt. Als wir gegessen haben, brauchen wir erst einmal eine Erholung von der Siesta.

 

Mittwoch, 27.11.2013 – Conil de la Frontera

Als wir nach dem obligatorischen gemeinsamen Frühstück etwas Sonne tanken, kommt Hans auf seiner alten Honda angerollt. Er lebt schon seit über 20 Jahren hier und ärgert sich über die Veränderungen im Hinblick auf die Überwachung durch Polizei und Staat sowie daraus erfolgte Reglementierungen und Verbote. Ich bekomme noch Infos über die neuesten Tricks der Straßenräuber und Taschendiebe, die ich gerne mitnehme auf meine weitere Reise. Angeblich ist der hiesige Fleck einer der sichersten der ganzen Gegend.

Ich wollte bis 14:00 Uhr, also vor der Siesta, beim Fran‘s Autocaravanas Conil einen Wasser-Service gemacht und meine Weiterreise angetreten haben. Das hat leider zeitlich nicht geklappt, also fahre ich abends nach der Siesta rauf. Ich nehme Rosi mit, die gerne mal mitfahren will. Nach dem Service zeige ich Fran und Maria noch das Auto und im Gegenzug bekomme ich einige Bilder von der Sierra Cadiz gezeigt, wo ich unbedingt auch noch mal hin fahren muss.

Abends gehe ich mit meinen beiden neuen Freunden Rubi und Rasti Gassi. Irgendwie gehören inzwischen alle zur ‚Familie Conil‘.

Position:

N 36° 16' 16.8"  W 6° 5' 20.7"

Kilometerstand:

18.972 km

 

Donnerstag, 28.11.2013 – Conil de la Frontera

Heute habe ich Lust mal wieder ein Stück zu fahren, daher schlage ich Rosi vor, der die kurze Fahrt gestern schon sehr gefallen hat, gemeinsam einen Round-Trip ins Hinterland zu machen. Kurzerhand baue ich eine mögliche Route durchs Hinterland zusammen. Der Boden ist nach dem Regen vor einer Woche wieder fest und somit alles gut befahrbar. Bereits nach den ersten Pisten-Kilometern tun sich weitere Offroad-Strecken auf und so fahren wir 3 ½ Stunden durch das Hinterland von Conil. Es macht riesigen Spaß und die aufziehenden Wolken im Osten gepaart mit Sonnenschein ergeben atemraubende Bilder des Berglandes.

Abends lädt Rosi Barbara und mich zum Essen in El Colorado ein, denn der geplante Grillabend fällt wegen Windes aus. Im Restaurant treffen wir Gustl mit Freunden und später kommt Fran mit seiner Familie zum Essen. Somit ist die 'Familie Conil' wieder mal vereint. :-)

Nach unserer Tagestour musste ich etwas weiter links am Strand eine neue Position einnehmen. Jetzt stehe ich quer zur Windrichtung und es kommt ein starker Sturm mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 80 km/h auf. Die Nacht wird unruhig und erinnert eher an eine Seefahrt.

Position:

N 36° 16' 14.8"  W 6° 5' 17.3"

Kilometerstand:

19.050 km

 

Freitag, 29.11.2013 – Conil de la Frontera

Der starke Wind hat die Wind- und Kite-Surfer auf den Plan gerufen. Sie scheinen sich alle spontan frei genommen zu haben. Rund um mein Auto liegen Segel, Kites, Schnüre und Boards. Es ist richtig Action.

Später gehe ich nach Conil zum Kaffeetrinken in einem super schönen Strandlokal und unternehme einen Strandspaziergang entlang der Klippen, wo ich die Ruhe und den Ausblick genieße. Heute ist der Tag der Besinnung und Ruhe, daher gehe ich abends auch nicht mit zum Reibekuchen Essen bei Maria, sondern chille am Strand.

 

Samstag, 30.11.2013 – Conil de la Frontera

Am Morgen gehe ich in die Stadt. Auf halbem Weg werde ich eingeladen an einer Tourismus Umfrage der Junta Andalucia teilzunehmen. Das Mädel hatte einiges zu notieren, da ich inzwischen einige Stationen in Andalusien hatte, zu denen sie dann jeweils diverse Fragen hatte. – Ich glaube sie war froh mich wieder los zu sein J.

Von Albert und Lydia bekomme ich Nachricht aus Marokko. Sie finden wegen der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung nur wenige Stellplätze zum freien campieren. Viel Müll überall und dann die ständige Bettelei um Geld, gepaart mit Regenwetter. Es schein als fühlen sie sich derzeit nicht sehr wohl dort. Ich muss diese Informationen von diversen Marokko-Fahrern für mich noch sortieren und dann sehen wie mein imaginäres Bild von Marokko mit der Wirklichkeit überein passt.

Im SuperSol habe ich beim Brot eine Tüte gefunden auf der Kornspitz stand. Es war eine reine Papiertüte, so dass man nicht sehen konnte was sich darin befindet. Vermutlich eine Produktion nur für deutsche Touristen. Egal, es war ein echter Glücksgriff und sorgt für Abwechslung auf dem Frühstückstisch am 1. Advent.

Leider verpasse ich die Abreise von Gustl und Hans nach Marokko. Dafür kommen Rosi, Barbara und Ricardo zum Strand und wir holen abends das ausgefallene BBQ von Donnerstag nach. Der klare Sternenhimmel tröstet über die Kälte hinweg und zählen um die Wette Sternschnuppen. Später müssen wir jedoch von kühlem Bier auf heißen Tee mit Rum umsteigen um am Leben zu bleiben.

Da Ricardo noch nicht in Conil war, gehe ich mit ihm ins Palo Palo, doch am Wochenende kommt bei weitem nicht die Stimmung auf wie unter der Woche. Das Publikum ist einfach nicht das gleiche. So wird es heute nicht ganz so spät wie gewöhnlich.

 

Sonntag, 01.12.2013 – Conil de la Frontera

Zum Ersten Advent bekomme ich von Barbara eine Kerze auf einem Lebkuchen geschenkt. Somit kann ich zum Frühstück die erste Advents-Kerze anzünden.

Es ist sehr schönes Wetter mit klarer Luft, die eine enorme Weitsicht erlaubt. Von den Klippen aus kann ich heute die marokkanischen Berge sehen. Afrika ich komme!

Bei einer Wanderung entlang des Strandes treffe ich zwei Bayern, die mit ihrem Pickup unterwegs sind. Sie berichten mir von ihren sechs Marokko Touren und dass es sehr schön ist. Allerdings erst ab etwa der Höhe Essaouira. Das lässt mich wieder erwartungsvoll nach vorne blicken. Ich denke morgen fahre ich weiter und nehme endlich den Sprung auf den afrikanischen Kontinent in Angriff.

Am Nachmittag baue ich die Rückfahrkamera wieder zusammen, die ich gestern zum Trocknen nochmal zerlegt hatte. Jetzt sind beide Kameras fürs erste trocken gelegt. Abweichend zu vorher habe ich beide Objektive auf die lange Distanz eingestellt. Somit habe ich für diesen Bereich, den ich am häufigsten benötige, immer eine Alternative, sollte nochmal Wasser eindringen oder sich erneut Kondenswasser bilden.

Abends kommt Biggi, de Freundin von Rosi, an. Wir essen zusammen in unserem kleinen Camp, welches sich inzwischen gebildet hat. Um den kalten Wind abzuhalten hat Biggi mit ihrem Bulli die Lücke zwischen unseren Autos geschlossen und mit einem heißen Tee ist es dann auch draußen noch auszuhalten.

 

Montag, 02.12.2013 – Los Lances

Heute will ich meine Reise fortsetzen. Es wird noch schnell Wäsche gewaschen und ein letztes Mal online gegangen, bevor ich zu Fran fahre und mich noch Mal mit frischem Wasser eindecke. Bei Fran treffe ich neben Maria auch Barbara, Rosi, Biggi und Ricardo. So kann ich mich von allen Mitgliedern der Familie Conil herzlich verabschieden. Dann fahren wir alle los. Die einen zum Strand und ich auf die Schnellstraße Richtung Süden.

Es dauert nicht lange und ich sehe ein orangefarbenes Expeditionsmobil aus Höxter am Straßenrand stehen. Ich halte an um zu sehen ob Hilfe benötigt wird. Dem ist aber nicht so – alles in Ordnung. Da wir auf der Schnellstraße sind, fahren wir zügig weiter. Als ich in Los Lances abbiege fahren die beiden weiter Richtung Algeciras auf die Fähre. Leider gab es keine Gelegenheit Kontaktdaten auszutauschen. Aber vielleicht trifft man sich auch so in Marokko wieder.

Auf der Schweinewiese ist nicht so viel los. Ein Schweizer mit seinem kompakten MAN ist mir am sympathischsten und so stelle ich mich neben ihn an den Strand. Es ist sehr windig und so achte ich darauf, dass ich längs im Wind stehe und trotzdem einen schönen Ausblick habe.

Jetzt steht erstmal ein Strandspaziergang an. Der Sand fliegt nur so über den Strand. Surfen sollte man schon mal geübt haben, bevor man hier aufs Wasser geht. Hinter der großen Düne komme ich an der Quelle vorbei von der Rosi mir erzählt hatte. Nur gut dass ich mein Wasser nicht von hier her schleppen muss. Im Süden kann ich schon die Bergketten von Marokko erkennen.

Auf meinem Rückweg gehe ich bei Nils vorbei. Nils hat ebenfalls ein Fahrzeug von Langer+Bock – der Erste auf meiner Reise. Somit ist genügend Gesprächsstoff zum Fachsimpeln vorhanden. Allerdings fährt Nils bereits morgen in der Frühe mit der Fähre nach Tanger Med.

Position:

N 36° 4' 4.0"  W 5° 41' 10.7"

Kilometerstand:

19.111 km

 

 

 

Dienstag, 03.12.2013 – Tarifa

Also diese Nacht war die wohl bewegendste. Zumindest wenn man den Wind und das Auto betrachtet. Der Wind war stark und hat mich ordentlich durchgeschüttelt. Zügig packe ich meine sieben Sachen du verschwinde über die sehr ausgefahrene Piste von der Schweinewiese. Nach Tarifa sind es nur wenige Kilometer. Angepeilter Standort für die kommende Nacht ist ein Parkplatz am Stadion. Hier treffe ich bei meiner Ankunft auf einen Köllner mit seinem CrossXRoards MAN. Er hatte bereits gestern auch der Schweinewiese mein Auto gesehen, mich aber nicht angetroffen. Nach einem Plausch und als mir der Bauer vom Nachbargrundstück seine Kuh als Frau anbieten wollte, parke ich um und gehe in die Stadt.

Es ist sehr windig. Ich kann kein Foto machen ohne Tränen in die Augen zu bekommen. Die Überfahrt nach Marokko kann ja lustig werden. Ich fahre heute einen LKW weil ich nicht seefest bin und dann will ich nach Marokko übersetzen, wenn starker Seegang herrscht. – Wie blöd ist das eigentlich?

In den kleinen Gassen der Altstadt ist es weniger windig aber auch sehr verlassen. Die Sommer-Stadt Tarifa hat derzeit fast keine Gäste und wirkt wie ausgestorben. Als ich zurück gehe treffe ich an der Tankstelle die beiden Bayern mit ihrem Pick-Up wieder. In Conil hatten wir uns zwei Tage zuvor verpasst.

Auf dem Weg kehre ich noch beim Mercadona ein und kaufe einige Leckereien, die ich sonst kaum bekomme. Dann ist Kaffeezeit. Als ich gerade meinen Kaffee genieße, rollen zwei bekannte Bullis an meinem Auto vorbei. Biggi und Rosi. Also ziehe ich meinen Windstopper wieder an und schaue mal wo die beiden sich einquartiert haben. So komme ich auch zu meinem Abendessen und Tee mit (reichlich) Rum. Ein netter Abschiedsabend.

Position:

N 36° 1' 29.2"  W 5° 36' 50.0"

Kilometerstand:

19.121 km

 

Mittwoch, 04.14.2013 – Algeciras

Der heutige Plan besteht aus Vorbereitungen für meine Überfahrt nach Marokko. Von Tarifa aus fahre ich über eine Bergkette mit unzähligen Windrädern nach Algeciras. Auf der rechten Seite liegt die Straße von Gibraltar und eine schöne Landschaft, in der ein sehr schöner Wanderweg verlaufen soll. Aber bei dem aktuell vorherrschenden Wind habe ich keine Ambitionen zum Wandern. Allein vom Wind während der Stadtbesichtigung gestern habe ich ein entzündetes Auge bekommen. Jetzt heißt es schnell über den Berg.

In Algeciras steuere ich auf den Hafen zu, biege aber vor dem Checkpoint um und fahre durch die Stadt in den Norden. Hier gibt es einen Merly Leroy, Lidl, Carrefour und Carlos‘ Ticketshop. Ich erledige (hoffentlich) alle Besorgungen und fahre anschließend zurück auf die Autobahn stadteinwärts. Dort hatte ich eine Zapfsäule mit AdBlue gesehen und die will ich nicht ungenutzt lassen. Ich tanke also ein letztes Mal AdBlue und noch ein wenig Diesel, damit‘s in Marokko nicht gleich pressiert und ich nachtanken muss. Dann das Salz von den Scheiben und Spiegeln waschen und mal einen ersten Versuch in den Hafen wagen. Aus dem Norden kommen fahre ich in den Hafen, finde jedoch keine Möglichkeit über Nacht zu stehen, daher fahre ich im Süden wieder raus und finde eine Seitenstraße am Friedhof unweit des Stadtzentrums. Von hier aus kann ich bequem zu Fuß in die Stadt gehen.

Die Häuserfront sieht wenig spektakulär aus. Doch als ich ins Zentrum komme bin ich positiv überrascht. Eine echt schöne Stadt. Wenig Historisches, aber viele Läden und eine nicht kleine Fußgängerzone, in der die meisten Geschäfte Baby-Sachen verkaufen. Scheint wohl das Mekka für junge Familien zu sein, hier.

Ich gönne mir noch einen neuen Haarschnitt. Das Mädel hat sich richtig viel Mühe gegeben. Wenn die wüsste dass ich damit die nächsten Wochen fast nur in der Wüste unterwegs sein werde, tritt sie mich bestimmt noch nachträglich in den Hintern.

Position:

N 36° 8' 40.8"  W 5° 26' 52.4"

Kilometerstand:

19.167 km