Afrika-Reise

Marokko, 05.12. - 31.12.2013

Übersicht der Route

 

Donnerstag, 05.12.2013 – Martil

Nach wenig aber gutem Schlaf erledige ich noch ein paar Dinge in der Stadt und fahre dann zum Hafen. Das Terminal nach Tanger ist etwas schwieriger zu erreichen, da ein neues Terminal gerade gebaut wird. Die Zufahrt ist für LKW gesperrt, aber an diese Schilder habe ich mich inzwischen gewöhnt und ich bin genau richtig. Allerdings ist die Einfahrt auch nicht für Lkw gemacht und so komme ich nur ganz knapp ohne zu Reversieren durch die Einfahrt. Hier begrüßen mich wild winkend die ersten ‚Schlepper‘, die aber keine sind. Sie scheinen offizielle oder inoffizielle Einweiser zu sein. Egal, es ist viel Platz und da finde ich alleine eine angemessene Position.

Eine halbe Stunde vor Abfahrt macht der Check-In von FRS die Schranken auf. Als rechts und links jeweils nur wenige Zentimeter zu den Kontrollhäuschen bleiben, merke ich mal wieder dass dieses Terminal nicht für große Expeditionsmobile konzipiert ist. Es sind nicht viele Autos da und so geht es ziemlich ruhig und zügig voran. Nur ich muss zur Seite fahren und mein Ticket verschwindet für eine viertel Stunde im Kontroll-Häuschen. Letztendlich darf ich aber auch zum Zoll weiter fahren. Der Zoll verabschiedet mich auf Deutsch und dann geht es zum Schiff. Hier bin ich wieder viel zu früh. Erst wurden die Pkw auf das Oberdeck verladen, dann werden unzählige Trailer rückwärts in das Schiff verladen. Anschließend kommen die kommerziellen Trucks dran und ich bin der letzte Truck, der auf die Fähre darf. Rückwärts einparken auf der Fähre. Mich wundert dass kein Fahrzeug verzurrt wird. Es scheint demnach wohl eine gemütliche Überfahrt zu werden.

Vom Oberdeck beobachte ich die Abfahrt. Dann suche ich den Marokkanischen Zöllner auf um mir den notwendigen Einreisestempel abzuholen. Die anderen Passagiere scheinen schon da gewesen zu sein, denn ich muss nicht warten. Im Gegenteil, der Security Chef vom Schiff hatte meinen Antares gesehen und spricht mich darauf an. Er ist interessiert wohin ich will und gibt mir noch den besorgniserregenden Rat „Do not trust anybody!“. Nach einem kurzen Pläuschchen habe ich meinen Stempel mit der Immigration Number. Jetzt genieße ich die Überfahrt.

Nach dem LIFO Prinzip bin ich logischerweise einer der Ersten die von Bord fahren dürfen. Die Grenzformalitäten sind nicht so kompliziert wie ich das zuvor gelesen hatte. Schlepper sind mir nicht begegnet. Zwei, drei Mal zwischen Zoll und Polizei hin und her und dem Zöllner erklären dass Adolf schon tot ist, dann geht es weiter. Eine Fahrzeugkontrolle muss ich nicht erdulden.

Auf dem Parkplatz gibt es eine kurze Pause und etwas zu essen. Etwas Geld wechseln an einer der Wechselstuben. Der Kurs ist nicht sonderlich gut, aber etwas Bargeld möchte ich schon dabei haben, zumal ich noch entscheiden muss in welche Richtung ich aus dem Hafen fahre.

Ich biege Richtung Tetouan nach Norden ab. Nach wenigen Kilometern die erste Polizeikontrolle. Als ich über die Bergkuppe komme verliert sich mein Blick in einem schönen Tal mit Sandstrand. Zu spät – hier hätte ich vielleicht links abbiegen sollen und am Strand übernachten. Auf der anderen Seite ist das auch keine gute Idee, denn hier ist Grenzgebiet nach Europa und daher viel Polizei sowie Gauner. Die Straße schlängelt sich am Berg entlang in die Höhe. Es ist kalt und bewölkt. Trotzdem finde ich den ersten Eindruck Marokkos atemberaubend. Hier stehen mehr Bäume als ich in den letzten Wochen in Spanien gesehen habe. Neu hingegen sind die Ziegen auf der Straße.

Ich fahre an der Küstenstraße entlang und bin schon wieder beeindruckt. Eine Uferpromenade wie sie sich so mancher Kurort wünscht. Zebrastreifen haben hier allerdings wieder eine andere Bedeutung als in Spanien. Wenn ich für einen Passanten halte, brettert nebenan ein Pkw durch. – Das gehört wohl so in Marokko. Es kommen noch zwei weitere Polizeikontrollen und dann erreiche ich Martil. Eigentlich wollte ich auf den Campingplatz, doch ich versuche es mal mit dem Parkplatz am Strand. 

Position:

N 35° 39' 58.6"  W 5° 17' 9.4"

Kilometerstand:

19.231 km

 

Freitag, 06.12.2013 – Martil (Camping)

Mein erster Eindruck erinnert mich an Portugal. Abends kommen die Jugendlichen mit ihren Autos oder Rollern und toben sich aus. Die Nacht war jedoch ruhig. Morgens werde ich dann von den Straßenfegern geweckt, die jeden Krümel vom Parkplatz fegen. Am Strand treffe ich den Security Manager von der Hotelanlage. Er sagt, dass hier nur von Juni bis September Gäste sind und die Anlage die restliche Zeit leer steht und von seinem Team bewacht wird. Sauber halten tun sie es trotzdem. Alles ist in gutem Zustand, außer dem Strand.

Ich fahre nach Martil auf den Campingplatz um einen Service-Stopp einzulegen. Der Platz ist derzeit wenig besucht und die Anlage hat schon bessere Zeiten gesehen. Aber für meine Bedürfnisse ist es allemal ausreichend. Von hier aus kann ich zu Fuß in die Stadt gehen. Ich lerne Hassan kennen. Er spricht ausgezeichnet Deutsch und arbeitet auf dem Campingplatz. Hassan sagt mir, dass ich alles was ich brauche auch in Martil bekomme und eine Fahrt nach Tetouan nicht notwendig sei. Und ich solle nicht dort hinfahren wenn mir jemand vom Tourismusbüro gesagt hätte, dass dort gerade heute ein großer Markt stattfände. Mit der Zeit bekommt man so einige Schlepper-Tricks mit. Mal sehen wann ich auf den ersten hereinfalle…

In Martil ist erstmal Siesta oder wie das hier auch immer heißen mag. Also komme ich später zurück und besorge mir eine Prepaid UMTS Karte samt Modem für einen Monat zum Preis von 230DH – umgerechnet gut 20€. Die Prepaid Telefonkarte mit Guthaben für 1h Gespräch nach Alemagne kostet 100DH plus 30DH als MicroSIM Zuschnitt.

Ich finde es super spannend zu sehen was und welche Läden sich hinter den sonst verschlossenen und wenig spektakulären Blechtoren so verbergen. Das eine ist eine Teleboutique, dann ein Möbelladen, eine Autowerkstatt und am nächsten Tor verkauft einer Zement, Steine und Baustahl. Es ist schon spannend durch die Straßen zu spazieren und zu erkunden was hier so angeboten wird. Trotzdem denke ich geht es den Menschen hier vergleichsweise gut.

Was die Marokkaner nicht haben ist Sonnenlicht am Abend. Bereits um 18:00h ist es stockfinster. Jedoch gibt es hier wieder Vögel, die ich in Spanien zuletzt nicht mehr gehört habe. Das Gezwitscher erinnert mich ein wenig an zu Hause im Frühling.

Position:

N 35° 37' 43.8"  W 5° 16' 35.2"

Kilometerstand:

19.239 km

 

Samstag, 07.12.2013 – Martil (Camping)

Damit ich die neue Telefonkarte nicht immer wechseln muss, kaufe ich mir heute noch ein Telefon. Gewöhnungsbedürftig ist die arabische Tastatur. Und der Lautsprecher erfüllt nicht ganz meine Erwartungen, dafür kostet das neue Samsung auch nur knapp 20€.

Isabel und Eduardo sind für ein verlängertes Wochenende nach Marokko gekommen. Sie fahren am Montag zurück und vielleicht treffen wir uns dann in Tetouan oder so.

Nachmittags steht das Projekt Lackreparatur an der Kabine an. Zweige und Äste hatten insbesondere an der rechten Seite ihre Spuren oben an der Kabine hinterlassen. Um das GFK vor Witterungseinflüssen zu schütze will ich die Stellen säubern und mit Lack versiegeln. Einmal auf dem Dach entdecke ich einige Roststellen an der Dachluke des Fahrerhauses. Also dehne ich mein Projekt mittels Change Request aus und entferne den Rost, der vermutlich durch das Salzwasser in Portugal begünstigt wurde. Betroffen ist eine flexible Stelle an der die Dachluke befestigt ist. Mit Sikaflex wird diese neu versiegelt und kann in ein paar Tagen ebenfalls lackiert werden. Dann sollte hier erstmal wieder Ruhe einkehren.

Nach getaner Arbeit gibt es zur Belohnung ein besonderes Menü: Bayerische Weißwürste mit Händlmaier Senf und dazugehörigem Saft aus der Dose. – Hmmmmm!!!!!

 

Sonntag, 08.12.2013 – Martil – 100 Tage auf Reise

Zum 2. Advent ist Kontaktpflege mit der Heimat angesagt, also telefoniere ich erstmal etwas mit zu Hause. Dann grübel ich über der Karte und meinem Navigations-Programm um die weitere Route zu definieren. Anschließend steht Relaxen und Lesen in der wohligen Sonne vor dem Auto auf dem Programm.

Am Nachmittag gehe ich noch mal nach Martil in den Ort. Am heutigen Sonntag sind ganz andere Autos auf der Straße. 5er, X5, Q5, M- & E-Klasse, Range Rover sowie Cheyenne heißen die heutigen Modelle. Eine andere Welt, die aber auch zeigt wie weit die soziale Schere hier auseinander zeigt.

Am Strand, der heute übrigens maschinell vom Strandgut des letzten Sturms befreit wurde, haben die Kids einen Gummibalg im Sand eingegraben, auf dem sie wie ein Trampolin springen und Saltos vorführen. Des Weiteren steht Fußball hoch im Kurs und auch Fahrradfahren ist recht angesagt.

Für mich ist heute ein besonderer Tag, denn heute bin ich seit 100 Tagen auf Reise. Mein erstes Jubiläum sozusagen.

Resümee nach 100 Tagen:

Nach Redaktionsschluss, es ist schon nach 21:00 Uhr, rollt ein größeres Fahrzeug über den Campingplatz. Es ist ein Unimog. Als er abbiegt und ich die Silhouette des Fahrzeugs sehen kann, erkenne ich sie. Es sind Isabel und Eduardo mit den Kids. Da haben sie sich heute bereits auf den Weg gemacht und sind bis nach Martil gekommen um mich zu besuchen. Und ich freue mich sie nach über einem Monat wieder zu sehen.

 

Montag, 09.12.2013 – Oued Laou

Zum gemeinsamen Frühstück gehen wir alle zusammen in ein Cafe am Strand. Auf dem Weg dorthin kommen wir an drei Kamelen vorbei, die auf dem freien Platz verweilen. Nadia findet die Kamele super interessant und so bleibt nach dem Frühstück und einem kurzen Abstecher an den Strand auch nicht viel Zeit bis wir wieder bei den Kamelen landen. Nadi und Paula wollen zusammen eine Runde auf dem Kamel reiten, was ihnen sichtlich eine echte Gaudi bereitet. Dann ist es an der Zeit aufzubrechen. Isa und Familie fahren nach Tanger Med zur Fähre, um wieder nach Spanien zurück zu fahren und ich setze meine Fahrt entlang der Küste fort. Zuvor teste ich jedoch das Warensortiment im hiesigen Marjane Supermarkt an und tanke den Laster voll.

Im Marjane finde ich endlich ein externes Kochfeld für draußen. Jetzt kann es auch mal Bratkartoffeln geben. In Spanien hatte ich vergebens nach einem geeigneten Teil gesucht, nachdem ich eines in Frankreich im Supermarkt gesehen hatte. Jetzt ist auch die Outdoor-Küche komplett.

Im Marjane gibt es auch was es hier eigentlich nicht gibt: Bier. Und das zu einem unerträglichen Preis von umgerechnet 1,50€ pro 0,33L Heinecken. Hier hat man sogar kleine Dosen mit 0,25L eingeführt um bei der Preisgestaltung etwas mehr Spielraum zu haben. Aua!

Beim Tanken legt sich der Schmerz wieder ein wenig. Zum ersten Mal auf meiner Reise tanke ich beide Tanks ganz voll und zahle so wenig wie noch nie. Aber in der West Sahara soll der Diesel nochmal um ein Drittel günstiger sein. Mal sehen wie gut er meinem Antares denn so schmeckt. Die Zapfsäule nebenan zeigt vom letzten Kunden noch 5,73L Super für 70 DH an, da macht der Tankwart gerade das Geschäft des Tages mit mir.

An Tetouan vorbei geht es entlang der Mittelmeerküste über eine gute Straße. Auch wenn sie erst vor Kurzen erbaut wurde, man sieht der Straße schon ein wenig Verschleiß an. Was mich heute mal wieder stört sind die Resonanzen bei 1.300U/Min. Ich traue der Auspuffhalterung zwar zu dass sie jetzt hält, aber die Vibrationen erreichen meine Auto-Seele, und das tut weh.

Am Abzweig nach Oued Laou steht mal wieder so ein doofes Schild mit Lkw Symbol in der Mitte. Also fahre ich weiter. An der nächsten Abzweigung dann die Bauchentscheidung doch in den Ort zu fahren. Die Straße ist breit und führt direkt zum Strand. Der örtliche Campingplatz ist dem Bau-Wahn zum Opfer gefallen. Hier entstehen jetzt Häuser mit Wohnungen. Aber auf einem Parkplatz am Strand darf man stehen – für 30DH – also bleibe ich heute hier, dann ist morgen die Weiterfahrt etwas entspannter.

Position:

N 35° 26' 55.2"  W 5° 5' 26.5"

Kilometerstand:

19.296 km

 

Dienstag, 10.12.2013 – Chefchaouen

Von Oued Laou fahre ich entlang einer wenig befahren Straße. Diese führt in die Berge, so dass ich fast glauben könnte ich sei in den Alpen. Aber die Steigung der Straße ist für europäische Verhältnisse manchmal schon ganz schön üppig. Gut dass Antares ausreichend Gänge zur Verfügung hat um runterzuschalten. Zum Glück ist wenig Verkehr auf dieser so schönen Strecke, da kann ich die Fahrt richtig genießen. Als ich allerdings einmal zum Fotostopp anhielt und aussteigen wollte, hielten mich mehrere kläffende Hunde davon ab und ich fuhr noch ein Stückchen weiter, wo dann lediglich ein Local zum Gucken auf mich zukam.

Entlang dieser Strecke gibt es mehrfach die Möglichkeit für freies Campen. Zum Beispiel unten am Fluss. Eigentlich eine schöne Stelle, aber ich bin erst wenige Kilometer weit gefahren und es ist noch früh am Tag. Also weiter nach Chefchaouen.

Ich werde von einem Auto überholt, welches dann vor mir so langsam fährt, dass ich fast bremsen muss. Aber er hält nicht an sondern hält ein kleines Beutelchen aus dem Fenster und signalisiert ob ich es kaufen wolle. Bei nächster Gelegenheit fährt er erwartungsvoll rechts ran, doch meine Antwort schreibe ich in die zurückgelassene Staubwolke.

Chefchaouen war früher mal eine spanische Kolonie, daher wird hier noch häufig Spanisch gesprochen. Erstaunt bin ich eher darüber, wie häufig man hier auch auf Deutsch angesprochen wird. Die Europäischen Kennzeichen machen es möglich. Allerdings heißt es meist nix Gutes, wenn jemand einen auf Deutsch anspricht. Meist endet es in der Frage nach Geld oder dem Angebot von Hasch.

Meine Befürchtung dass die Straßen in der Stadt schmal und für Antares und mich zu eng sein könnten bewahrheitet sich zumindest auf der gewählten Route nicht. Am Berg hinauf habe ich einen Reisebus hinter mir, das beruhigt mich immer. Wo der lang fährt passe ich auch durch. Allerdings biegt dieser rechts ab, wo ich weiter den Berg hinauf fahre. Am Hotel Atlas befindet sich ein großer Parkplatz und von hier man hat einen tollen Blick über den Ort.

Über einen Pfad mit unzähligen Treppenstufen gelange ich nach Chefchaouen in den Ort und nach wenigen Häuserblocks in den Souk, den Markt im alten Stadtkern innerhalb der Stadtmauern. Hier fahren keine Autos mehr. Wenn etwas zu transportieren ist, dann halten Esel oder, z.B. bei der Müllabfuhr, Motorrad-Dreiräder her. Obwohl in den meisten Gassen gerademal nur zwei Passanten aneinander vorbei gehen können. Und weil es so eng ist, entkommt man auch den Rufen der Verkäufer nicht. So werde auch ich Besitzer einer neuen traditionellen marokkanischen Jacke aus echtem Kamelhaar. Meine Hoffnung ruht darauf, dass ich mit dieser Jacke – sie hat immerhin eine Kapuze gegen den kalten Wind – weniger häufig als Tourist angesehen und zum Haschkauf animiert werde.

Mittags bestelle ich mir in einem Lokal Chicken Tajine und Tee. Essengehen ist hier günstiger als in Spanien Lebensmittel für ein Gericht zu kaufen. Der Tee ist lecker, allerdings sehr süß und fällt somit eher in die Kategorie Nachtisch.

Der Ort ist sehr schön und ruhig. Die Häuser sind alle einheitlich in einem Hellblau gestrichen. Zum Glück scheinen derzeit nicht allzu viele Touristen hier zu sein und so kann ich mich ganz entspannt durch die Gassen schieben. Auch wenn das mein erster traditioneller marokkanischer Ort ist den ich besuche, so kann ich jedem nur empfehlen hier mal Halt zu machen und sich Chefchaouen anzusehen.

Position:

N 35° 10' 24.4"  W 5° 15' 53.2"

Kilometerstand:

19.351 km

 

Mittwoch, 11.12.2013 – Moulay Idriss

Ich lasse mir nicht viel Zeit, denn der Tag ist kurz. Nur schnell etwas Brot gekauft und dann los. Es geht erstmal steil vom Berg hinunter und dann südlich aus Chefchaouen hinaus. Die ursprüngliche Idee über eine Nebenstraße zu fahren habe ich verworfen, nachdem Albert mit vom schlechten Zustand und starken Baustellenverkehr auf der Strecke berichtete. Also geht es auf der Hauptstraße Richtung Süden. Allerdings komme ich hier auch nur mit 40 – 50 km/h voran. Bodenwellen, Senken, Schlaglöcher und in Teer gegossene Wellblechpiste sind die eine Sache, die Art der anderen Verkehrsteilnehmer und deren Verhalten die andere. Zum Beispiel biegt vor mir ein langsam fahrender Traktor rechts ab um dann links herum einen U-Turn über die Straße zu fahren. Da war nur wenig Platz übrig! Auch sonst ist es haarsträubend zu sehen wie Passagiere in der offenen Hecktür eines Transporters oder stehend auf der Heckleiter mitfahren. Übrigens haben die Fahrschulwagen hier ein zweites Lenkrad auf der Beifahrerseite für den Fahrlehrer :-)

Die Landschaft wird flacher und die Landwirtschaft nimmt zu. Mehr Landwirtschaft – weniger Hasch-Brüder. Irgendwann nimmt auch der dichte Verkehr allmählich ab und das Fahren wird ein wenig entspannter.

Als ich kurz vor Moulay Idriss zu den archäologischen Stätten von Volubilis fahre, werde ich gleich von der Security begrüßt. Hier dürfe ich nicht parken und der Eingang sei eine Straße weiter. Klar, dort kostet das Parken 10 DH und der Eintritt nochmal 10 DH. Schlimmer wiegt noch, dass ich hier nicht über Nacht stehen bleiben darf, denn das war eigentlich der Plan.

Also schaue ich mir die alten Gemäuer an. Das Areal ist riesig. Allerdings gleichen die Überbleibsel der ehemaligen Gebäude recht bald Eins dem Anderen. Die Wolken und tief stehende Sonne machen das Fotografieren schwierig, aber es gelingen mir doch ein paar gute Aufnahmen. Im Cafe genieße ich noch einen Tee, bevor ich weiter fahre.

Ich will gerade los fahren, da spring ein kleiner Affe auf mein linkes Vorderrad. Vermutlich wollte es adoptiert werden oder aber er hat heute noch nichts zu essen bekommen, denn Touristen sind gerade nicht sonderlich viele hier. Mir kommt’s entgegen. Den Affen lasse ich jedoch zurück.

Moulay Idriss selbst liegt steil am Hang und bietet mir vermutlich auch keinen geeigneten Stellplatz. Also steuere ich den nahe gelegenen Campingplatz Bellevue an. Die Zufahrtsstraße hat schon den Titel Offroad-Strecke verdient, so ausgewaschen wie sie ist. Dann folgt noch eine letzte Übung, schadfrei durch das Tor zu kommen – geschafft. Ich stelle Antares ab und wenig später bricht die Dunkelheit herein. Ein langer Tag geht zu Ende.

Position:

N 34° 0' 52.2"  W 5° 33' 42.8"

Kilometerstand:

19.541 km

 

Donnerstag, 12.12.2013 – Moulay Idriss

Nock, nock! - Ich liege noch im Bett als es an der Tür klopft. Es ist der Junge vom Campingplatz und bietet jedem Gast einen Tee zum Frühstück an. Leider bin ich nicht schnell genug an der Tür, da ist er schon weiter gezogen. Doch später als ich mit einem Schweizer draußen stehe kommt er zurück und so kommen wir beide noch in den Genuss eines frischen Tees zum Frühstück. Seit dem Frühstück habe ich auch einen neuen vierbeinigen Freund. Er hat den halben Tag neben mir gewacht, ist aber sehr scheu und hält immer respektvoll Abstand. Wer weiß was der Hund mal erlebt hat.

Heute ist mal wieder so ein Tag für alles Mögliche und nichts Richtiges. Wäsche waschen, nachlesen was ich gestern angeschaut habe J, Planung für morgen und so weiter. Am Nachmittag will ich mich noch etwas bewegen und gehe entlang der Nebenstraße den Berg hinauf. Plötzlich komme ich unerwartet in einen Ort, der auf keiner meiner Karten verzeichnet ist. Es gibt sogar eine Einkaufsstraße. Das Warenangebot ist jedoch in jeden Laden fast gleich. Zumindest haben sie gemein, dass jeder Laden ca. 2m² für das Ziegen-Angebot abgetrennt hat über dem wiederum die Hühner angeboten werden. Aus Scham habe ich keine Fotos gemacht, denn die Menschen hier haben wohl noch nie einen Touristen in ihrem Ort gesehen. Auf dem Rückweg kaufe ich noch ein paar Mandarinen ein. Interessanter Weise nennt der Verkäufer erst den Preis, 2 DH, und ein anderer fragt mich dann ob ich ein oder zwei Kilo haben möchte. – Hier bin ich angekommen! Gleich überlege ich wie viele Tage ich wohl hier bleiben möchte.

Zurück am Campingplatz nehme ich mir endlich mal meinen Sprach-Kurs zur Hand und pauke ein wenig Französisch. Dabei bricht auch schon die Dämmerung an und verzaubert den Himmel in ein glutrotes Farbenmeer.

 

Freitag, 13.12.2013 – Moulay Idriss

Heute unternehme ich meine erste MTB-Tour in Marokko. Und mein Fuß meldet sich zurück, denn das häufige Anhalten und rausdrehen aus den Klickies – ich setze meist den linken Fuß ab – mag er gar nicht. Wie Barbara schon sagt, wenn ich hier mit dem Rad fahre, denken die Leute ich sei meschugge. Und so war es wohl auch. Dennoch haben sie alle nett zurück gegrüßt. Und wenn man meint mal allein zu sein und die Landschaft genießen will, kommen irgendwo Stimmen von Ziegenhirten oder Olivenpflückern her. Marokkaner sind immer und überall.

Meine Tour führt mich ins Hinterland, wo ich über einen Track nach Moulay Idriss fahren will. Ich will auch erkunden ob ich den als „Grade 2“ gekennzeichneten Track mit Antares fahren kann. Die Einfahrt in die Straße über den Berg führt über eine Müllhalde, aber das wäre noch zu schaffen. Nase zu und durch. Doch recht bald wird die Piste wegen Auswaschungen stellenweise sehr eng und ich verwerfe bereits jetzt den Plan mit dem Truck hier entlang zu fahren. Doch als MTB Strecke ist es besten geeignet. Vor allem weil wir Mitte Dezember haben und ich in schöner Berglandschaft Biken darf.

Mir fällt auf, „Jede Straße wird irgendwann mal zur Piste“, und das gilt meines Erachtens auch im Übertragenen Sinn für viele andere Aspekte des Lebens. Denk mal drüber nach! Hier ist es aber im wörtlichen Sinn gemeint.

Ich überhole zwei Vieh-Tracks, die auf gleicher Route unterwegs sind wie ich. Ziegen, Esel und Kühe, begleitet von kläffenden Hunden, an die ich mich inzwischen fast gewöhnt habe. Hunde die bellen beißen nicht. „Salam Alaikum“, „Salam. Comment Ca-va?“, „Bien“… mein täglicher Arabisch und Französisch-Kurs für unterwegs. Es ist bemerkenswert was ein paar Bruchstücke einer Sprache ausmachen können. Generell habe ich den Eindruck gewonnen dass die Marokkaner sehr freundlich und aufgeschlossen sind, auch wenn der soziale Unterschied offensichtlich ist - der Menschliche ist es nicht.

Hier oben am Berg teilt sich der Weg und die Schilder sind für mich nicht sonderlich aufschlussreich. Aber ich liebe es neue Wege zu erkunden und so fahre ich dort hin, wo mein GPS keinen Weg mehr kennt. Es gibt sie noch, die ‚Virgin Tracks‘, dessen bin ich mir seit heute ganz sicher. Ich komme an einem umgestürzten Baum vorbei. Hier wäre mit Antares Schluss, oder aber ich wäre einen Tag damit beschäftigt Kaminholz zu machen. Mit dem Bike geht es weiter auf einem mit Kiefernnadel gepolsterten Weg. Es fährt sich wie auf Wolken, ist allerdings auch sehr rutschig auf dem Zeug. Einmal erwische ich eine Sackgasse und erreiche dann aber den Gipfel. Jetzt die Quizfrage: Dem Weg weiter ins südliche Tal folgen oder zurück und den nördlichen Track nach Moulay Idriss nehmen? Ich fahre zurück, denn Moulay Idriss möchte ich mir schon ansehen.

Dann kommt eine Gelegenheit links in eine Art Trail abzubiegen – soll ich es wagen? Wo führt er hin? Nein, ich will hier nicht verloren gehen und so bleibe ich auf dem Track. Das stellt sich auch als gute Entscheidung heraus, denn der Track mutiert kurz darauf zu einem echten Downhill-Abenteuer. Hier ist mein Fully in seinem Element!

Plötzlich kommen vier nicht unwesentlich größere Hunde als zuvor mit gefletschten Zähnen und knurrend auf mich zu gerannt, als ich gerade ein Bauern-Lager passiere. Jetzt war es Zeit für ein Tempotraining, denn die Kammeraden sahen nicht nur nach Bellen aus. Nur gut dass es bergab geht und so donnere ich die ausgewaschene Piste hinunter. Spaß macht es aber trotzdem, nachdem das Adrenalin abgeflossen war. Jetzt kamen ein paar Stellen wo auch Antares passen müsste. Die Straße fehlt regelrecht auf einer Länge von 10m. Stattdessen ein ebenso tiefer Graben. Und wenn man meint es geht nicht schlimmer – Schlimmer geht immer. Der Wasserstrom der diese Verwüstungen angerichtet hat, hat auch vor dem Friedhof nicht halt gemacht und so sind einige Gräber frei gespült und stehen halb in der Luft.

Kurz darauf erreiche ich Moulay Idriss. Der Ort sagt mir nicht sonderlich zu. Insbesondere, da sie die Hauptstraße auf 5t beschränkt haben, mögen sie mich hier wohl nicht sonderlich. Wegen der vielen Treppen – der Ort ist auf einem Hügel erbaut – sehe ich von einer näheren Besichtigung dieses so wichtigen Wallfahrt Ortes ab und fahre ins Tal, wo ich über die Fernstraße wieder zurück zum Camping fahre.

 

Samstag, 14.12.2013 – Meknes / Fes

Nach dem Frühstück und dem obligatorischen Tee vom Camping packe ich zusammen. Um Frischwasser zu tanken und Abwasser los zu werden muss ich zwischen Bäumen und Laternen hindurch in die hinterste Ecke rangieren, was mir aber mit der Hilfe von Rachid ganz gut gelingt. Erst am Abend fällt mir ein, dass Rachid, als er mir half den Schlauch aufzuwickeln, wohl den Schraubanschluss nicht wieder vom Wasserhahn gelöst und am Schlauch gelassen haben könnte. In Fes schaue ich nach. Und genau so ist es. Mist!

Nach Meknes sind es zirka 20 km. Ich habe mir einige potenzielle Parkplätze rausgesucht und steuere zielstrebig den ersten Platz an, der unmittelbar an der Hauptstraße liegt. Es scheint ein privater Platz zu sein, so frage ich den älteren Herrn, der vor seinem Haus sitzt, um Erlaubnis. Es ist so als wenn ich auf einen alten Freund treffe. Mit 7 DH ist die Parkgebühr bezahlt und ich gehe nur wenige Minuten bis ins Zentrum.

In einem der kleinen Läden finde ich auch einen passenden Stecker für die hiesigen Stromanschlüsse. Den brauche ich für den Fall, dass mal die Sonne vom Himmel fällt und mein Solarpanel nicht mehr genügend Strom liefert. Die Capex-Kosten belaufen sich auf 8 DH.

Ich versuche mich zu orientieren und laufe entlang der Mauern des Königspalastes. Allerdings ist weit und breit kein Eingang zu sehen oder er verbirgt sich hinter einer der verschlossenen Tore. Lediglich einen kleinen Teil kann ich besuchen. Ich glaube ich bin auf der falschen seite.

Ein kleines Tor gibt den Zugang zur Medina frei. Ich gehe links, rechts, immer der Nase nach und schon bin ich in einem Gewirr aus Gängen und Tunneln zwischen den Wohnhäusern. Ich finde es spannend. Auch wenn es einmal richtig finster wird, am Ende kommt wieder Licht. Und wenn man fast denk verloren zu sein, dann stehen genau dort die Kinder, die einem für kleines Geld wieder den Weg nach draußen weisen wollen. Ein Irrgarten im Maisfeld ist nichts dagegen.

Wieder draußen, folge ich einer anderen Gasse in den nördlichen Teil der Medina. Hier sind ebenfalls dunkle, schmale Gassen, in denen meist Frauen ihre gebrauchten Habseligkeiten feilbieten. Etwas weiter sind es dann richtige Läden, jedoch jeder nur wenige Quadratmeter groß und bis unter die Decke mit den originalsten Originalprodukten die man sich nur wünschen kann. In einem Laden interessierte ich mich für ein Sweatshirt von BOSS. Originalware, wie mir versichert wurde. Um die Größe herauszufinden schaue ich auf das Etikett. Das kleine Etikett sagt Größe ‚L‘, wohingegen dass BOSS Label Größe ‚XL‘ angibt. Ich probiere es an und es ist definitiv zu klein. Doch viel schlimmer ist, dass ich nach dem Ausziehen des Shirts die originalen BOSS Fusseln auf meinem T-Shirt habe und aussehe wie ein schwarzes Schaf welches nicht ordentlich geschoren wurde. Na super, und so soll ich jetzt den ganzen Tag rumlaufen – egal.

Die Medina ist räumlich und thematisch gegliedert. Wenn man den Bereich mit Stoff und Zwirn verlässt, kommt man zu dem Kleidern und Schuhen. Daran schließt sich Eisen- und Haushaltswaren an, wonach der Obst und Gemüse Markt kommt. Es ist so, dass jeder die gleichen Artikel verkauft. Die Wahl des Ladens ist also entweder willkürlich, nach Sympathie des Verkäufers oder dem Preis unterlegen. Als ich einen Aufschraub-Ausgießer für meine AdBlue (Wasser)-Kanister suche, werde ich von einem Händler zu ungefähr einem Dutzend Läden geführt, er war sehr bemüht, aber sowas hatte keiner im Sortiment. Dann bedankte ich mich höflich und setzte der Sucherei ein Ende.

Zurück am Auto ist die Familie des älteren Herrn präsent. Ich gehe auf sie zu und will Hallo sagen. Es sind drei Töchter, zwei Söhne, die Mutter und Oma versammelt. Mit etwas englischer Unterstützung bekomme ich einen Französisch-Arabisch Crash-Kurs. Es ist super lustig. Die Mutter möchte mit mir mitfahren, oder aber ich soll ihre Töchter mitnehmen, damit sie ihre Ruhe hat J. Es fällt mir schwer Abschied zu nehmen, aber es ist bereits spät und im Dunkeln möchte ich nicht nach Fes fahren müssen.

Aus der so breiten Einfahrt ist eine recht schmale Ausfahrt geworden, da ein Marokkaner dachte dass sein Mercedes im Tor stehend eine gute Figur machen würde. Es passt so gerade und ich mache mich auf den Weg. Noch einmal um den Block und dann geht es durch dichten Verkehr gen Osten. So langsam gewöhne ich mich an die marokkanischen „Verkehrsregeln“ und lasse das Blinken gleich mal sein. Am chaotischsten ist der Verkehr als ich um Fes herum durch die Vororte fahre. Es dämmert bereits und die Märkte entlang der Straße haben wieder geöffnet. Entsprechend viel ist neben und auf der Straße los. Aber angepasst an das Chaos komme ich sogar ohne Navi ganz gut an mein Ziel - dem Camping Diamant Vert. Hier begrüßt mich gleich mal ein Franzose, den ich bereits aus Martil kenne. Die Welt ist klein.

Insbesondere die Begegnung mit der Familie in Meknes hat mich heute sehr berührt. Die Menschen hier haben einen ganz speziellen Charme, der mir sehr gut gefällt. Ich bin gespannt was ich in diesem Land noch so alles erleben werde.

Position:

N 33° 59' 11.5"  W 5° 1' 5.7"

Kilometerstand:

19.620 km

Sonntag, 15.12.2013 – Fes

Mit dem Shuttle fahre ich in die Stadt. Und wiedermal spricht der Fahrer, neben Französisch, besser Deutsch als Englisch. Mit Antares hätte es hier keine Parkmöglichkeit gegeben. Ich beginne die Erkundung der Medina Bali (der alten Medina) von oben und schlendere langsam die verwundenen Gassen hinunter. Immer bergab. Heute habe ich mir mal ein Synonym zugelegt. Ich heiße Paul bin Backpacker und komme aus der Gegend von London, GB. An einem Töpferladen erwischt mich dann ein hartnäckiger Schlepper. Er will kein Geld, aber mir seinen Laden zeigen. Klar! Da ich aus UK komme ist sein Spitzname rein zufällig ‚Tower Bridge‘. Okay, er beschreibt mir was sie an Keramiken herstellen und dass er 3.000 Menschen im Obergeschoß beschäftigt. Ich frage nach und er sagt er kann es mir zeigen wenn ich ihm nicht glaube. (Ich überschlage mal kurz: 3.000 Menschen * ca. 70kg = 210 Tonnen über mir in diesem Haus. Ich sollte sofort hier weg! ). Dann ruft Mr. Tower Bridge seinen Bruder, der mir mehr über die Herstellung erzählen soll, Dieser erklärt mir sie haben 3.000 Menschen, die außerhalb von Fes die Keramiken mit traditionellen Mustern herstellen. (Ich bin beruhigt J ).

Nach der Keramik ist Leder dran. Im Haus gegenüber steigen Mr. Tower Bridge und ich ein schmales Treppenhaus empor. Hier kommen sonst keine Touristen hin, sagt er, denn dies sei die Fabrik und kein ordinärer Laden. Oben angekommen finde ich mich auf einer Galerie wieder, von der aus ich einen schönen Blick auf die vielen Becken habe, in denen das Leder eingefärbt wird. Okay, dachte ich mir, das war es doch Wert. Dann geht es noch ein eine traditionelle Pharmacy. Vermutlich gehört diese auch zum Familien Imperium. Ein Mädel erklärt mir hier was sie im Angebot haben. Sie hat eine Erkältung und ich empfehle ihr doch einen Selbstversuch, den sie auch gleich unternimmt. Black Anis - kleine Kügelchen in einem festen dünnen Tuch zerreiben und unter ein Nasenloch gehalten, dann, während man das andere Nasenloch zuhält, einatmen. Wow, und das ohne Rezept aus der Apotheke. Hier ist es möglich. Anschließend geht es noch zum Teppichhändler. Aber als Backpacker ohne Wohnung macht es natürlich keinen Sinn einen Teppich zu kaufen – auch nicht für die Liebsten zu Hause. Trotzdem plaudern wir eine ganze Weile bevor ich mich verabschiede. Dann ist Mr. Tower Bridge wieder zur Stelle und erinnert sich natürlich nicht mehr an Gesagtes bzgl. Geld und erwartet seinen Obolus.

Jetzt brauche ich erstmal einen Tee. An einem für die Medina großen Platz setze ich mich in ein winziges Cafe und beobachte das Treiben bei einem Glas Tee. In Fes sind bedeutend mehr Touristen unterwegs als in Meknes und auch die Drücker sind Nerv tötend hier. Zu essen gibt es Fingerfood, schön mit Rechts. Dann erkunde ich weitere Gassen. Ich suche die Gassen auf, in denen keine Läden und keine Menschen mehr sind. Ab hier kann man sich richtig schön verlaufen und sich dann wieder einen Weg aus dem Labyrinth suchen. Das macht Spaß. Außerdem bekommt man so einen Einblick hinter die Kulissen. Es ist auch zu erkennen welche Bemühungen mit provisorischen Stützen durch die UNESCO unternommen werden um das Kulturgut vor dem Kollaps zu bewahren. Dann komme ich an einem Teehaus vorbei. Es sind derzeit keine Gäste da. Ich gehe auf die Dachterrasse, von wo aus ich bei einem weiteren Tee einen schönen Blich auf einen Garten mit Olivenbäumen mitten in der Medina von Fes habe.

Bei einem Eisenwaren Händler kaufe ich einen Trichter und suche noch einen ½“ Schlauchanschluss. Die Verständigung klappt einigermaßen gut. Doch als er mich schließlich fragt wo ich her komme und ich sage aus Deutschland, macht er mir auf Deutsch Vorwürfe, dass ich das nicht eher gesagt habe, denn er spricht besser Deutsch als Englisch. Noch etwas Smalltalk und weiter geht’s.

Um Punkt 16:00 Uhr holt mich mein Shuttle wie vereinbart wieder ab. Der Fahrer dreht für mich noch eine Extra Runde am Königspalast vorbei, damit ich zumindest ein Foto machen kann. Dann bin ich froh wieder zurück am Auto zu sein und meine Ruhe zu haben.

 

Montag, 16.12.2013 – Mischliffen

Nach den Erlebnissen gestern fällt es mir nicht schwer heute in den Hohen Atlas zu fahren und dort hoffentlich wieder etwas mehr Ruhe zu finden. Ich wähle kleine Straßen. Die Teerdecke ist keine 3m breit und ziemlich ausgefranzt. So muss ich konzentriert fahren, auch wenn es kaum Gegenverkehr gibt. Aber mein Blick schweift immer wieder in die wunderschöne Landschaft.

An einer Gabelung biege ich nochmal ein eine kleinere Straße ab und im nächsten Ort stehe ich vor der Wahl einer 4x4 Piste oder weiter der Straße folgen. Ich wähle die Piste, fahre jedoch gleich zu Anfang in die falsche Straße rein. Unterwegs werden Kinderaugen mit Bonbons zum Glänzen gebracht. Als ich jedoch an einen Damm komme, kehre ich um und nehme die vermeintlich richtige Piste. Die Spurbreite der Piste ist schmaler und für Geländewagen gedacht. Rechts und links Stacheldrahtzaun der Tiergehege. Und dann kleine Betonbrücken über die Bäche. Ob das alles hält? – Langsam taste ich mich vorwärts.

Es erstaunt mich eigentlich nicht dass die Menschen mich verwundert ansehen. Aber alle winken zurück, wenn man den ersten Schritt macht. Insbesondere die Kinder begrüßen die Abwechslung im Ort und sind zum Teil ganz aufgeregt. Bei mir hingegen steigt die Anspannung, denn die Bäume am Pistenrand zollen ihren Tribut. Und dann sorgt ein stabiler Ast dafür, dass der rechte Spiegel ans Fahrzeug an klappt. Leider so schnell, dass er am oberen Spiegel, der für den Blick auf das Rad da ist, anschlägt und zerspringt. – Ich wollte doch ein Spiegelglas als Ersatzteil einpacken….:-(

Am See ‚Dayet Aaoua‘ mache ich eine Pause und dann geht es über gut ausgebaute Straße weiter nach Ifrane. Ifrane sieht aus wie ein europäisches Bergdorf. Ich will zum Campingplatz im Ort. Dazu muss ich an einem Verkehrspolizisten vorbei, der neben einem Verbotsschild für Lkw steht. Aber kein Einwand. Glück gehabt. Hilft aber nichts, denn der Campingplatz ist geschlossen. Der nächste ist in Azrou. Also mache ich mich wieder auf den Weg. Da ich die Route nicht geplant hatte, fahre ich ohne Navigation und lande auf der ‚falschen‘ Ausfallstraße. Als ich das bemerke ist ein Umkehren auch nicht mehr sinnvoll. Außerdem tun sich vor mir gerade die ersten Berge in schöner Landschaft auf und so fahre ich weiter. Nach einer Weile führt links eine Piste ab, der folge ich um mir einen Übernachtungsplatz im Grünen zu suchen. Auf einer Hochebene finde ich einen super tollen Platz. Die Steinhütten der Hirten sind verlassen. Vermutlich sind sie über den Winter ins Tal gezogen. So störe ich hier oben zumindest niemanden.

Position:

N 33° 25' 18.8"  W 5° 3' 22.3"

Kilometerstand:

19.752 km

 

Dienstag, 17.12.2013 – Mischliffen / Zeida

Am Morgen muss ich noch einige logistische Dinge erledigen. Erstaunlicherweise ist der UMTS Empfang hier um ein Vielfaches besser als am Camping in Fes. Es wird Mittag bis ich los komme. Eigentlich habe ich heute keine große Lust auf weitere Offroad-Einlagen, denn die Sicht ist bescheiden und es regnet leicht bei niedrigen Temperaturen. Bis zurück zur Piste komme ich nochmal bei den Schaf-Hirten vorbei die morgens bereits um mein Auto zogen. Leider sprechen sie nur Arabisch und kein Französisch. Somit ist unsere Unterredung recht schnell beendet. An der Piste angekommen hatte ich immer noch keinen Entschluss gefasst und biege spontan nach links ab und fahre weiter ins Tal. An der nächsten Gabelung soll es rechts zurück zur Straße gehen, doch dort droht dichter Wald und gegen Bäume bin ich gerade allergisch. Also fahre ich links, den Berg weiter hinunter. Obwohl meine Karte mich hier auf eine Sachgasse hinweist. Mal sehen.

Die Piste ist schon schnuckelig. Nach einer Weile komme ich an eine weitere aber unerwartete Gabelung. Die mehr befahrene und bessere Piste ist die, die in meiner Karte nicht verzeichnet ist und Richtung Osten noch weiter von der Straße wegführt. Also fahre ich weiter geradeaus. Nach ein paar weiteren Kilometern komme ich an eine Grube, in der Schotter abgebaut wurde. Dahinter ist die Piste sehr schlecht. Vom Hang kommen zwei Männer herunter gelaufen. Sie sagen dass die Piste nicht gut sei und ich lieber anders herum fahren solle. Aber erstmal laden sie mich zum Tee ein. Ihre Hütte liegt auf dem Hügel in Sichtweite. Sie lotsen mich um die Gruber herum und so kann ich bis zur Hütte fahren.

Es ist kalt und ich ziehe mir eine weitere Jacke über. Dann gehen wir in ihre Hütte. Ich habe ein kleines Geschenk mitgebracht, denn mit leeren Händen kommt man zu keiner Einladung. Im Wohnraum steht ein kleiner Ofen, der ganze Arbeit leistet. Es ist auch ohne Niedrigenergiebauweise und Wärmedämmung schön warm in der Hütte. Auf der Karte zeige ich Youssef wo ich herkomme und was meine geplante Route ist. Youssefs Frau reicht uns Tee und Creps. Für zirka zwei Stunden genieße ich diese herzliche Gastfreundschaft und will mich dann aber auf den Weg machen. Antares hatte ich, ganz deutsch, schön ordentlich neben dem Traktor geparkt. Für den Traktor haben sie keinen Diesel mehr und Youssef müsste zu Fuß 10 km bis nach Ifrane laufen um einen Kanister Diesel zu kaufen. Er bietet mir Geld wenn ich ihm etwas Diesel verkaufe. Sein Sohn holt einen Schlauch und Kanister. Dann bitte ich Antares zum Aderlass und wir zapfen etwas Diesel aus dem Tank – natürlich ohne Geld dafür zu nehmen. Mit einem guten Gefühl mache ich mich wieder auf den Weg.

Bereits bevor ich die Straße erreiche beginnt es zu Schneien. Im Schnee ist eine Piste äußerst schwierig zu befahren, da man Steine, Felsen, Rinnen und Schlaglöcher nicht mehr erkennt. So bin ich im Moment froh wieder auf Teer zu fahren. Stellenweise hat die Straße ein dichtes weißes Kleid an. Neben der Zufahrt zum Hotelkomplex von Mischliffen stehen Wachposten, die sich am Lagerfeuer aufwärmen. Offene Feuer sehe ich jetzt häufiger am Straßenrand. Das Thermometer ist auf 1°C gefallen.

Als ich wieder auf die Hauptstraße N13 Richtung Midelt komme, verschwindet der Schnee wieder. Dafür nimmt der Verkehr wieder zu und es ist wieder volle Konzentration gefragt, wenn die Harakiri-Fahrer ohne etwas sehen zu können überholen. Ich mache noch einen kleinen Abstecher zu einem See. Ich überlege ob ich hier campieren soll. Eine Piste führt von der Zufahrtsstraße weg. Allerdings stecke ich bereits nach 10m zwischen den Steinen am Wegesrand fest. Also fahre ich lieber zurück auf die Hauptstraße und suche mir einen anderen Platz. Es dämmert bereits als ich eine Gelegenheit erhalte auf eine Piste abzubiegen an der ich über Nacht stehen kann.

Position:

N 32° 51' 33.3"  W 4° 56' 22.6"

Kilometerstand:

19.851 km

 

Mittwoch, 18.12.2013 – Midelt

Meinen Übernachtungsplatz hatte ich wie immer ganz bewusst abseits der Straße gewählt um meine Ruhe zu haben. Allerdings war dies wohl das Territorium von Wildhunden, die nachts nicht schlafen, sondern unentwegt bellen. - Somit habe ich jetzt ein kleines Schlafdefizit. Als ich mich ans Steuer setze, habe ich erstmals einen freien Blick in Richtung Süden und erblicke das Panorama des mit Schnee bedeckten Hohen Atlas. Ein Atem raubender Anblick. Einigen hat es wohl so sehr den Atem genommen dass sie an Ort und Stelle verreckt sind. Jetzt freuen sich die Aasfresser.

Die Piste führt mich an einem verlassenen Tagebau vorbei. Die Zufahrt ist mit Steinmännchen ‚blockiert‘. Doch ich denke mir, wenn ich über die Steinmännchen drüber fahren kann ohne sie umzuwerfen, dann darf ich da wohl rein fahren. Also fahre ich langsam auf die Steine zu. Dann verschwinden sie unter meinem Auto und ich warte auf ein Kratzen, aber nichts. Dann bin ich drin, und die Steinmännchen stehen auch noch. Aber außer einem riesigen Loch, welches inzwischen einen See beherbergt, ist nicht viel zu sehen.

Die Piste gefällt mir und so fahre ich parallel zur Hauptstraße weiter auf dem Schotter. Dies war wohl mal die Hauptverbindung zu und zwischen den Mienen. Nach einer Brück folgt ein Hang, an dem die Piste vom Regen bereits ausgewaschen ist, aber kein größeres Problem darstellt.

Als nächstes folgt eine Engstelle, gesäumt von einer Mauer und einer (zu tiefen) Auswaschung. Mit Steinen ist die befahrbare Breite markiert. Es passt so gerade – wie für uns gemacht. Als nächste hält diese Strecke ein paar kleine Sanddünen für uns parat. Hier kann ich mich schon mal an das Gefühl im Sand zu fahren gewöhnen. Alles in allem eine sehr abwechslungsreiche Strecke, die aber schließlich auf die Hauptstraße mündet, auf welcher es dann nach Midelt geht.

Midelt macht einen sehr ordentlichen ersten Eindruck mit einer Parkanlage an der Zufahrtsstraße. Die Stadt ist nicht sonderlich groß. Hier sollte es also entspannt zugehen. Auf dem Camping Municipal gibt es befestigte Stellplätze wie auch braune Wiesenflächen für artgerechte Haltung von 4x4-Fahrzeugen. Als erstes, noch vor der Anmeldung, bekomme ich eine Einladung zum Tee, der ich auch gleich mal nachkomme.

Während wir draußen sitzen und Tee trinken, kommen ein Iveco und ein Styer auf den Campingplatz. Peter und Nicole sind im Steyr unterwegs und haben dieselbe Farbe gewählt wie ich - ein Bruder im Geiste. Dann folgt das obligatorische Fachsimpeln.

Position:

N 32° 40' 40.8"  W 4° 44' 14.4"

Kilometerstand:

19.888 km

 

Donnerstag, 19.12.2013 – Gorges du Ziz

Heute früh bin ich nach Midelt um etwas einzukaufen. Als ich zurückkomme, sind Dani und Kevin sowie Nicole und Peter im Begriff aufzubrechen. Sie warten ein paar Minuten auf mich und so schließe ich mich an, denn in Midelt ist es kalt und es hat begonnen etwas zu regnen. Somit fahren wir im Konvoi mit drei Fahrzeugen Richtung Süden. Unterwegs legen wir noch einen Stopp ein um Tee zu trinken.

Wir fahren gerade durch die Gorges du Ziz, als uns ein Steyr entgegen kommt und wir daraufhin anhalten. Martin kommt aus dem Kreis Segeberg und ist auf dem Weg nach Fes. Kurzerhand entschließen wir uns einen Übernachtungsplatz in der Gegend zu suchen und so fahren Martin und Peter los um einen Weg zum Fluss zu suchen. Nach geraumer Zeit kommen sie zurück und wir fahren mit allen Autos durch einen kleinen Ort hinunter zum Fluss. Durch das Flussbett und den Fluss gelangen wir auf eine staubige Sandbank, auf der wir uns einrichten. Wir stehen nur unwesentlich höher als der aktuelle Wasserstand. Als Said kommt und uns einen sicheren Stellplatz bei sich anbietet, ziehen wir kurz vor Sonnenuntergang nochmal um. Die Fahrt führt also zurück durch ziemlich holperiges Gelände. Antares bekommt mal richtig etwas zu tun.

Nach wenigen Kilometern auf der Hauptstraße führt eine schmale Piste um eine spitze Kehre hinunter zu Saids Parkplatz. Martin ist mit seinem Steyr 12M18 schnell um die Kurve, ich muss reversieren. Wer Weg ist sehr schmal und teilweise grenzwertig für mein Auto. Rechts große Felsen und links tiefer Abgrund zum Tal. Ich kann die Einfahrt der Piste nicht sehen, so tief und steil liegt sie unter mir. Langsam taste ich mich vorwärts und nach 10 Minuten Anspannung ist es geschafft. Wir finden einen rustikalen Stellplatz, wo wir bei Lagerfeuer gemeinsam etwas trinken und essen.

Position:

N 32° 5' 7.0"  W 4° 22' 54.8"

Kilometerstand:

20.005 km

 

Freitag, 20.12.2013 – Zrigate (Oued Ziz)

Ziemlich früh heute Morgen macht Martin sich auf den Weg nach Fes. Etwas später starten wir als Konvoi Richtung Süden. Ich ‚darf‘ den Guide-Job übernehmen. Also fahren wir über die schmale Piste am Hang zurück zur Hauptstraße und dann weiter bis zum Barrage Al Hassan Addakhil. Hier führt eine Piste bis ans Ufer. Allerdings ist nichts Besonderes zu sehen. Allerdings ist es sehr windig und der feine Staub am Ufer lässt die Aussicht in einem beigen Schleier verstummen. In der Ferne sehen wir wie zwei Frauen mit ihren Pferden auf uns zukommen. Sie sind auf der Suche nach Futter, welches sie hier am See-Ufer finden.

Während wir pausieren kommt ein weiteres deutsches Paar mit ihrem Toyota an. Nach einem kurzen Gespräch machen wir uns auch wieder auf den Weg, denn der Wind ist kalt und bissig. In Er Rachidia machen wir Stopp um in einem Straßenlokal zu essen.

Hinter Er Rachidia folgt eine weite Ebene. Auf der linken Seite tobt ein leichter Sandsturm, so dass die Sicht eingeschränkt ist. Abrupt ist die Ebene zu Ende und die Straße führt in ein üppig mit Palmen bewachsenes Tal. Leider verpasse ich die Einfahrt zum Parkplatz und so kommen wir erst weiter unten zu unserem Foto-Stopp. Hier erkennen wir eine kleine Straße die am gegenüber liegenden Ufer durch das Tal führt. Wir beschließen auf diese Straße zu fahren und dort einen Platz für die Nacht zu finden. Jetzt fährt Kevin vor. Als es im ersten Ort eine Engstelle gibt, links jedoch eine relativ breite Straße weiter führt, kundschaften wir die Lage aus. Um uns herum zig interessierte Kinder. Außerdem blockieren wir den wenigen Verkehr. Wir sind uns einig, dass die Engstelle zu schaffen sein müsste. Also lotsen wir zuerst Peter mit seinem Steyr hindurch. Dabei müssen wir noch eine Freiluftleitung etwas höher legen, damit es auch bei mir passt. Als nächster bin ich mit Antares dran. Vom Spiegel bleiben an jeder Seite 5 cm zur Hauswand, doch es passt. Für Kevin ist es ein Leichtes zu folgen.

Dann geht es durch ein Flussbett auf eine besser ausgebaute Straße. Bei den Häusern oder auf einem Campground wollen wir nicht stehen, also fahren wir über eine rudimentäre Piste in Richtung Berge. Nach einer weiteren halben Stunde einigen wir uns dann darauf, wo wir uns in dieser unendlich weiten und gleich aussehenden Landschaft für die Nacht einrichten wollen.

Position:

N 31° 39' 0.8"  W 4° 14' 23.5"

Kilometerstand:

20.095 km

 

Samstag, 21.12.2013 – Merzouga

Der starke Wind und die trockene Luft haben mir letzte Nacht den Schlaf geraubt. Wir haben immer noch Hoffnung dass der Wind irgendwann mal nachlässt. Also machen wir uns wieder zu dritt auf den Weg. An einer Gabelung nehmen wir einen anderen Weg, als der den wir gestern gekommen sind. Kurz darauf müssen wir einen ausgewaschenen Oued kreuzen. Die Piste ist weggespült, also begradigen wir die Umfahrung ein wenig und räumen einige Steine zurecht, dann geht es über grobes Geröll zur anderen Seite, w die Piste weiter führt. Wieder auf der Teerstraße, kommen wir in den grünen Teil des Tals. Rechts und links stehen Palmen, deren Zweige weit in die Fahrbahn hineinreichen und mich zur langsamen Fahrt nötigen. Kevin und auch Peter huschen mehr oder weniger unten durch und sind schon außer Sichtweite. Die Straße besteht eigentlich nur aus 90° Kurven. Es geht immer wieder links und rechts um die Kurve. Zum Glück kommt uns nur selten ein Auto entgegen.

Als wir die Hauptstraße erreichen, geht es wieder zügiger voran und wir erreichen nach einem Touristen-Stopp an Thermalquellen, Erfoud. Hier tanken wir Diesel und Wasser nach, um uns für eine mehrtägige Reise ins Hinterland vorzubereiten. Im Ort parken wir unsere Fahrzeuge am Straßenrand – Nico bleibt mit den Hunden in ihrem Auto zurück, während wir anderen zum Markt gehen, einkaufen. Die Zeit verfliegt. Als wir zurückkommen, schmeißen Kinder mit Steinen nach den Hunden im Auto. Peter nimmt die Verfolgung auf und erwischt die Bengel zu Hause, wo es von der Mutter eine entsprechende Ansage gibt.

Kurz hinter Erfoud erreichen wir Mezouga. Die Hauptverbindung führt durch den Ort, also fahren wir durch ein großes, aber für unsere Fahrzeuge kleines Tor in den Ort. Man erkennt deutlich den Unterschied zum weiter entwickelten Norden des Landes. Wir halten uns nicht lange auf. Unser Plan ist es nördlich über Pisten den Erg Chebbi zu umfahren und dort einen geeigneten Stellplatz mit wenig Wind zu finden.

Die Piste besteht aus solidem Wellblech, daher fahren wir querfeldein. Der Untergrund ist flach und so kommen wir hier ebenso schnell voran wie auf der Straße. An einer Funkstation biegen wir auf eine nochmal weniger befahrene Piste, die kurz darauf die ersten Dünen für uns parat hält. Nicht wirklich vorbereitet fahren wir hinein. Prompt bleibt Peter vor mir stecken. Sein Auto ist mehr als ein Drittel leichter als meins, so beginne ich mich zu fragen, was ich anders machen will, um nicht stecken zu bleiben. Kollektiv beginnen wir Luft aus unseren Reifen zu lassen und Peter freizuschaufeln. Mit zwei, drei Anläufen kommt er frei. Ich, inzwischen auf weichen Pneus unterwegs, nehme einen anderen Winkel um nicht zu sehr in der nun weich gefahrenen Spur ‚festgesaugt‘ zu werden und bin froh mit Schwung in einem Zug durch den Sand zu kommen. Hier fängt unser Sandkasten an. Allerdings kommt der Sand aufgrund des Windes auch von allen Seiten und durch alle Ritzen.

Kurz darauf fährt sich Kevin fest, als er umkehren wollte, weil der Sand vor ich zu weich wurde. Hier ist mit einem Schleppgurt die Bergung schnell getan. Dann richten wir uns auf einem Plateau mit festem Untergrund für die Nacht ein. Moren können wir mit frischem Elan unsere Übungen fortsetzen.

Zum Abend haben Dani ein Chili und Nico Reis gekocht. Ich stelle den Speisesaal und die Getränke. So sitzen wir abends noch nett zusammen und lassen den Tag ausklingen.

Position:

N 31° 17' 52.1"  W 4° 4' 28.8"

Kilometerstand:

20.142 km

Sonntag, 22.12.2013 – Erg Chebbi

Von dort wo wir stehen gibt es keinen fahrbaren Weg zum Erg Chebbi, also fahren wir etwas auf unseren eigenen Spuren zurück, um etwas westlich über festeren Boden entlang einer rudimentären Piste östlich am Erg Chebbi vorbei zu kommen. Plötzlich tauchen kleine Kinder auf, die uns den rechten Weg weisen wollen. Aber so recht wollen wir uns auf ihren Rat nicht verlassen uns suchen lieber selbst einen verlässlichen Weg.

Zum Teil ist das querfeldein Fahren eine ganz schöne Bewährungsprobe. Für Antares und auch für meine Nerven, die zur Hälften in meiner Kabine mitfahren. Auauaua.

Nach einer Mittagspause fahren wir in eine Gegend mit kleineren Dünen und üben langsam immer größere Abenteuer, denn Peter als auch ich haben beide Prämiere mit unseren Autos im Sand. Dann wird der Luftdruck immer weiter angepasst, bis wir endlich wie auf Flummies durch die Dünen fahren. Die Tanknadel bewegt sich genauso schnell nach unten wie der Drehzahlmesser im losen Sand nach oben.

Nach unzähligen Kreisen und ausgedehnter Foto-Session fahren wir weiter Richtung Süden. Mal über festeren Grund, mal über kleinere Dünen. Wir suchen uns unseren Weg. Doch dann bleibt Kevin stecken, als er gerade dem weichen Sand entfliehen will. Jetzt heißt es Sand schüppen, noch mehr Luft aus den Reifen und dann den Schleppgurt an Peter’s Steyr angehängt. Nach dem Freischleppen mussten dann die Reifen erstmal wieder auf einen adäquaten Luftdruck gebracht werden, denn 0,5 Bar war dann doch etwas wenig.

Ein Stückchen weiter baten uns Nomaden mit einem uralten Unimog um Hilfe. Sie benötigten ein Montiereisen um etwas wieder in Gang zu bringen, dann rollten auch sie weiter. Wir machen uns auf den Weg unser Nachtlager auf zu schlagen. Türen, Klappen und Fenster knirschen von dem Sand, der sich für immer überall verewigt hat. Zum Glück lässt der Wind nach, so können wir heute zum Essen gemütlich draußen sitzen.

Position:

N 31° 9' 29.4"  W 3° 56' 10.5"

Kilometerstand:

20.208 km

 

Montag, 23.12.2013 – Erg Chebbi

Heute ist Ruhetag. Der Wind hat nachgelassen und so können wir ganz entspannt den Tag genießen und einigen kleineren Projekten nachgehen sowie etwas ausspannen.

Am Abend gehe ich auf eine der größeren Dünen, in der Hoffnung von dort aus ins andere Tal sehen zu können. Aber nach einem anstrengenden Aufstieg bliche ich nur vor eine noch höhere Düne. In etwas Entfernung sehe und höre ich Touristen auf einer der großen Dünen. Dort möchte ich jetzt aber auch nicht sein.

 

Dienstag, 24.12.2013 – Merzouga, Camping

Morgens suchen wir uns einen Weg aus den Dünen. Der erste Versuch endet in einer Sackgasse. Also orientieren wir uns an der Piste und wühlen uns wieder durch den tiefen losen Sand. Dann kommen wir an einen Berg, der nicht aus Sand besteht und fahren hinauf. Oben treffen wir, neben den obligatorischen Souvenirhändlern, zwei Deutsche Trucks. Sie umfahren den Erg Chebbi in umgekehrter Richtung. Anschließend geht es in einer steilen aber kurzen Abfahrt zurück in den Sand. Kurz darauf erreichen wir die Straße zurück nach Merzouga. Hier heißt es erst einmal Luft aufpumpen und die Reifen wieder auf Straßenfahrt vorbereiten.

Nach einem kurzen Versorgungsstopp steuern wir einen Campingplatz an. Nebenan campieren ein paar Franzosen wild. Für ihre laute Musik haben sie auch einen Stromgenerator laufen, was uns gleich in feierliche Weihnachtsstimmung versetzt. Ihre lauten Mopeds tun ihr Übriges. Naja, morgen geht es weiter.

Unser gemeinsames Abendessen aus gegrilltem Truthahn, Kuskus, Gemüsepfanne und Wein, nehmen wir im Innenhof der Kasbah ein, wo es etwas weniger windig ist. Hier treffen wir uns später auch noch mit den Toyo Fahrern wieder, die wir vor einigen Tagen am See getroffen hatten. Sie werden uns ab morgen begleiten.

Position:

N 31° 5' 52.2"  W 4° 0' 20.5"

Kilometerstand:

20.240 km

 

Mittwoch, 25.12.2013 – Piste von Taouz nach M‘hamid/Zagora

Heute früh steht noch ein Wasser. und Abwasser-Service auf dem Plan. Dann fahren wir los. Ein Pärchen mit ihrem Toyota schließt sich uns an um nach Mhamid zu fahren. Ich übernehme heute den Guide. Ich nutze den Track von Burkhard und Sabine aus dem GPS Offroad-Führer Marokko. Einst aus dem Ort, geht es zunächst über Teerstraße gen Süden. Über der weiten Landschaft hängt ein Schleier aus Sand.

In Taouz verlassen wir die Straße und es geht auf einer Piste weiter. Zunächst ist die Piste gut befahrbar. Uns kommt ein Konvoi aus vier Lkw entgegen, die wir passieren lassen. Mit 20-30 km/h geht es über die steinige Piste. An einer Anhöhe machen wir Rast. Uns kommen drei Spanier mit Geländewagen entgegen. Einer von ihnen hatte bereits einen Überschlag hinter sich und war somit ohne Frontscheibe unterwegs. Aber die Insassen waren wohl auf. Die Piste wird schlechter. Die Schlaglöcher, Bodenwellen und Wellblechpiste nehmen zu. Immer wieder versuchen wir über die verschiedenen Pisten das optimale Stück Strecke zu erwischen. Dann folgt ein Sandsturm, der uns die Hand vor Augen nicht erkennen lässt. Wir kommen nur noch langsam voran.

Vor Ramlia ist die Piste mit kopfgroßen Steinen überzogen und lässt uns die Geschwindigkeit weiter reduzieren. Dann navigiere ich durch den Ort, zwischen Lehmbauten und unzähligen winkenden Kindern hindurch. Wir fahren jedoch gleich weiter, ohne einen weiteren Stopp einzulegen. Es gibt nur eine Ortsausfahrt Richtung Westen. Über einen kleinen Bach geht es entlang einer mit Palmen gesäumten Sand-Piste. Anschließend eröffnet sich uns eine Sandlandschaft. Gut dass wir vor ein paar Tagen das Sandfahren trainiert hatten. Die Piste zerteilt sich in unzählige mehr oder weniger befahrene Spuren im Sand. Die Spuren winden sich um knorrige Büsche durch den Sand. Hinter Antares steigt eine dichte Staubwolke auf. Ich habe Mühe die nachfolgenden Autos zu erkennen.

Bislang fahren wir ohne Luft aus den Reifen gelassen zu haben durch das Sandfeld. Eine Flussdurchfahrt ist eine trocken, staubige Angelegenheit, denn Wasser gibt es nur im Brunnen. Dann lassen die Büsche nach und es türmen sich Dünen auf. Die Spuren verlieren sich zwischen den Dünen. Wir halten an und erkunden die möglichen Routen. Die Luft ist mit Sand versetzt. Die Route verschwindet unter den Dünen und sind länger nicht befahren worden, sprich jungfräuliche Dünen. Leider ist nicht zu erkennen wie viele Dünen es sind, denn die Sicht ist schlecht. Christin erkundet mit seinem Toyota eine Umfahrung im Süden. Dies scheint uns die bessere Option, denn es ist bereits spät und eine Bergeaktion im Sand könnte schnell bis in die Dunkelheit dauern, daher fahren wir Richtung Süden. Wir befürchten, dass wir nahe oder gar über die Algerische Grenze kommen.

In einer trockenen Seeplatte kommen wir wieder auf eine Art Piste. Dieses Stück entpuppt sich jedoch als quälend schwere Strecke. Es ist holprig und staubig. Mehr als einmal schaukelt der Aufbau dermaßen stark, dass ich erstmal anhalte um dem Wanken Einhalt zu gewähren. Dann wieder ein paar Meter weiter. Auch bei langsamer Fahrt wirbele ich eine riesige Staubwolke auf. Ab heute ist das Auto in jeder Ritze mit marokkanischem Staub konserviert.

Gegen 17:00 Uhr erreichen wir ein steiniges Gebiet. Hier lässt der Staub nach und wir richten uns für die Nacht ein.

Position:

N 30° 39' 56.0"  W 4° 31' 20.3"

Kilometerstand:

20.332 km

 

Donnerstag, 26.12.2013 – Piste von Taouz nach M‘hamid/Zagora

Ganz früh am Morgen höre ich die ersten Lkw über die Piste unweit unseres Übernachtungsplatzes vorbei ziehen. Es ist noch dunkel, da fahren die lokalen Lkw zu den Mienen in unmittelbarer Nähe an den Berghängen.

Peter und ich versuchen aus den vielen Pisten auf den OSM Karten diejenige herauszufinden, die uns nach Zagora führt. Schlussendlich folgen wir weiterhin dem Track von der Pistenkuh. Ich übernehme wunschgemäß wieder die Führung. Nach einem steinigen Stück Piste wird das Tal weiter und die Möglichkeiten seine eigene Piste zu kreieren werden deutlich mehr. So fahren wir mal hintereinander, mal nebeneinander. Jedoch immer in Sichtweite.

Entlang der Piste gibt es immer wieder mal eine Auberge mit Camping. Die Piste scheint ein echter Touristen-Track zu sein. Gut das derzeit kaum Touristen unterwegs sind. Heute haben wir keine Begegnung mit irgendwelchen Touristen.

Irgendwann sind die anderen so weit voraus gefahren, dass ich sie nicht mehr sehen kann. Kevin und Dani warten an der nächsten Abzweigung. Als Guide beschließe ich auf der dokumentierten Route zu bleiben, auch wenn die anderen abseits auf einer anderen Route vorgeprescht sind. Für eine ganze Weile fahren wir ohne Sichtkontakt getrennt voneinander.

Dann folgt ein steiniger Anstieg zu einem Hügel, auf welchem sich ein Militärposten befindet. Hier ist der Weg mit einer Kette versperrt. Zuerst müssen wir unsere Pässe vorlegen. Als der Beamte unsere Daten notiert, kommen auch Peter und Christian am Militärposten an. Sie wurden zuvor bereits von einem andren Militärposten auf die Piste zurück geschickt. Von nun an fahren wir wieder gemeinsam.

Es geht weiter über steinige Piste. Plötzlich eröffnet sich vor mir eine fast 2m tiefe Stufe in der Piste. Mit meinem Böschungswinkel kann ich hier nicht runter fahren. Also fahre ich seitlich vorbei. Bettina fährt den Toyota unter Einweisung von Christian hinunter und ist sichtlich stolz darauf, diese Passage gemeistert zu haben. Gut gemacht!

Dann geht es weiter auf steinigem und felsigem Untergrund in die Berge. Die Piste wird zu einer schmalen Bergpiste. Gegenverkehr unerwünscht! Die Piste ist so uneben, dass ich mit  Untersetzung und zweitem Gang fahre. Trotzdem wird Antares heftig durchgeschüttelt. Mehrmals muss ich anhalten um dem wankenden Fahrzeug Einhalt zu gebieten. An einer Passhöhe dann die Möglichkeit abseits der Piste anzuhalten. Hier schlagen wir unser Nachtlager auf und kochen zusammen auf offenem Feuer eine Gemüsepfanne.

Das Telefon hat seit zwei Tagen keinen Empfang mehr. Jetzt sind wir wirklich im Niemandsland angekommen.

Position:

N 30° 6' 4.2"  W 5° 16' 12.6"

Kilometerstand:

20.443 km

 

Freitag, 27.12.2013 – Zagora

Nach einer sehr stillen Nacht auf dem Bergplateau machen wir uns am Morgen wieder im Konvoi auf den Weg. Es geht noch mal ein Stück bergauf bis zur Passhöhe. Vor hier eröffnet sich ein schöner Weitblick ins Tal. Bis in die Ferne kann man die Piste erkennen und sich ausmalen, womit man die nächste Stunde beschäftigt sein wird. Jetzt geht es genauso langsam talwärts, wie zuletzt bergauf. Jeder Fels und jedes Schlagloch will einzeln befahren werden. Das dauert. Die Aussicht ist grandios. Die Piste ist gerade breit genug für Antares. Gut dass wir den ganzen Tag keinen Gegenverkehr haben.

Im weiten Tal haben wir dann Gelegenheit Höchstgeschwindigkeiten von über 60 km/h zu erreichen. Schneller kann und will ich nicht fahren, denn regelmäßig sind (zu tiefe) Querrinnen zu durchfahren, die, wenn man zu schnell ist, wie eine Startrampe für eine Raumfähre wirken. Schließlich soll das Material noch ein paar Tage durchhalten.

Es folgt noch eine Pass-Querung, gefolgt von einem Militärposten. Die Beamten notieren sich alle erdenklichen Daten, das dauert. Aber sie sind freundlich und ich glaube auch ein wenig froh, dass endlich mal jemand vorbei kommt. Jetzt sind es nur noch wenige Kilometer bis zur Straße, aber die letzten 2 km sind übelste Wellblechpiste mit Senken von einem Meter und mehr. Wir kommen nur sehr langsam voran und sind froh, als wir ohne Sperren mal wieder auf 70 km/h beschleunigen können. Bis Zagora brauchen wir jetzt noch ca. eine halbe Stunde.

In Zagora steuern wir die Werkstatt Gordito von Mohamed an um bei Peter die Getriebeöle zu wechseln. Das dauert nur 5, vielleicht 10 Minuten, versichert einer der Werkstatt-Heinis. Nach einer Stunde fahre Kevin, Dani und ich zum Camping Sindibad um zu sehen ob ich mit Antares durch die enge Zufahrt komme. Sollten wir dort nicht rein kommen, würden wir zurückkehren. Zum Glück wurde eine neue Zufahrt angelegt, über die nun auch größere Fahrzeuge einfahren können. Wir suchen uns einen schönen Stellplatz, wo auch die anderen beiden Platz finden. Es dauert noch über zwei Stunden bis sie am Camping eintreffen.

Später gehen Dani, Kevin und ich noch zum anderen Campingplatz, wo wir den MAN-Fahrer vom Erg Chebbi wieder treffen. Dann wird es auch schon dunkel und nach einem kurzen Einkauf kehren wir zu unseren Fahrzeugen zurück, wo der Tag recht bald zu Ende geht.

Position:

N 30° 19' 33.8"  W 5° 50' 1.4"

Kilometerstand:

20.520 km

 

Samstag, 28.12.2013 – Zagora

Nach der dreitägigen Tour ist heute Ruhetag angesagt und wir sind mit Beseitigung des Sandes und anderen Wartung- und Instandsetzungs-Aufgaben beschäftigt. Ich stelle fest, dass ein Fenster nicht vollständig dicht ist und Sand hindurch gekommen ist. Das wird wohl eines meiner nächsten Projekte werden.

Den Nachmittag verbringe ich mit Lesen und abends unternehme ich eine Erkundungstour durch die angrenzenden Gärten, die allesamt mit mannshohen Lehmmauern eingefasst sind. Der letzte Garten ist somit eine Sackgasse. Aber hier treffe ich auf Einheimische, (sein Spitzname ist Aborigine, weil er wohl von Australien träumt) und er zeigt mir einen Weg über eine Mauer zum Fluss Draa. Ich bin auf der Suche nach ein paar schönen Fotomotiven, werde aber nicht so recht fündig und kehre bald zurück.

 

Sonntag, 29.12.2013 – Zagora

Es herrscht keine Eile, so legen wir einen weiteren Ruhetag ein. Heute ist Grand Souk und wir gehen Einkaufen. Beim Butcher / Metzger lasse ich mir Fleisch zuschneiden was ich abends grille. Alles nach Maß direkt vom großen Stück J.

Heute werden noch die Fenster geputzt, damit ich auch mal etwas anderes sehe als nur Sand. Ansonsten steht außer Chillen nicht Weiteres auf dem Plan.

 

Montag, 30.12.2013 – Tasla / Bei den Mienen

Über das Ziel bin ich mir im Klaren, über die Route nicht. Soll ich die steinige Piste über M’hamid mitfahren oder lieber durch das schöne Dra-Tal über die Straße nach Four-Zguid fahren? Peter und Nico schließen sich Martin an, der gestern Abend mit seiner Freundin auf dem Campingplatz auftauchten. Sie wollen zusammen über die Piste nach Foum-Zguid fahren. Da ich ein anderes Reisetempo habe als die beiden, fahre ich mit Dani und Kevin ‚oben rum‘. Außerdem wird es nach Mittag, ehe wir los kommen, damit bleibt, wollen wir zu Silvester in Foum-Zguid sein, nur noch wenig Zeit und die Piste mag doch ein wenig länger dauern.

Wir gehen noch in Zagora etwas essen, da der Campingplatz Besitzer nicht da ist und wir daher nicht bezahlen können. Während des Essens kommen Peter und Nico vorbei gefahren, also scheint Mohamed jetzt vor Ort zu sein, also gehen wir nach dem Essen zurück und bezahlen, bevor wir uns auf den Weg machen. Ich bezahle noch 25 DH für Peter, der angeblich nicht genug Geld gehabt haben soll. Mal sehen, welche Geschichte stimmt.

Das Tal ist recht schön aber die Straße zieht sich eine ganze Weile dahin und der Verkehr bedarf meiner Aufmerksamkeit. Erst als wir in Agdz abbiegen wird der Verkehr weniger. In zwei Palmoasen am Straßenrand haben sich Franzosen mit selbstgebauten Wohnmobilen eingenistet um in Agdez Silvester zu feiern. – Wir ziehen weiter.

Unweit eines Ortes hält mich ein Marokkaner an und fragt ob ich ihm etwas Diesel geben könne, damit er nach Hause kommt. Nicht ganz überraschend hat er einen keinen Kanister und Schlauch dabei. Als Dank werden wir zum Tee und Abendessen eingeladen. Er hat ein großes Haus mit einem Hof auf dem wir über Nacht bleiben können. Wir denken ein Tee wäre jetzt ganz angebracht und lassen uns auf das windige Angebot ein. Der Peugeot wird angeschoben, was bei einem Diesel-Motor ohne Diesel untypisch ist. Gepumpt hat er auch nicht, somit kommen bei uns die ersten Zweifel auf. Im Ort parken wir bei dem Herrn zu Hause am Haus und bekommen unseren Tee. Dani erinnert sich schon mal dort gewesen zu sein. Gleiche Masche. Damals endete es in einem Teppich-Basar. Wir beschließen nach dem Tee aufzubrechen und weiter zu fahren. Von einem aufdringlichen Teppichverkäufer bleiben wir diesmal jedoch verschont.

Wenige Kilometer weiter biegen wir auf eine Nebenstraße ab, die zu einer Miene führt. Hier wollen wir uns einen Platz für die Nacht suchen. Es ist ein weitläufiges Bergland, doch im Tal stehen ein paar Palmen, zu denen wir uns durchschlagen. Doch es dauert nicht lange und wir erhalten den ersten Besuch abgestattet. Wenig später folgt der nächste. Aber die Leute hier wollen nur wissen wer zu Besuch da ist und starten kein Verkaufsgespräch. Diese Art der Begegnungen sind mir viel Lieber, auch wenn es mit der Kommunikation schwieriger ist, weil sie keinen Schwager haben, der in Stuttgart arbeitet und von dem sie hätten Deutsch lernen können.

Position:

N 30° 31' 0.6"  W 6° 44' 12.1"

Kilometerstand:

20.675 km

 

Dienstag, 31.12.2013 – Foum-Zguid

In der Nacht ist die Temperatur auf -2°C gefallen. Damit können wir der Heimat ernsthaft Konurrenz anbieten. Aber die Sonne scheint den ganzen Tag und so ist es bereits wieder 14°C warm, als wir aufbrechen.

Die Piste zurück zur Straße. Doch die Straße ist schlechter als die Piste und so artet die Fahrt zu einer Slalom-Fahrt aus. Schlaglöcher im Teer sind schlimmer als Löcher auf der Piste. Immer wieder kommen wir an kleineren Mienenfeldern vorbei, in denen Kobalt abgebaut wird. Die Straße scheint fast ausschließlich für den Mienen-Verkehr zu bestehen. Die Berge sind schroff und das Grün am Wegesrand stammt aus dem Gestein und ist kein Moosgewächs wie zuerst gedacht.

Hinter der Abzweigung nach Foum-Zguid wird die Straße wieder besser und die Zahl der Touristen nimmt gleichfalls zu. Im Tal gibt es wieder Palmengärten und schöne Oasen entlang des Flusslaufes. An einer Tankstelle fülle ich Diesel und Wasser auf. Die ca. vierjährige Tochter des Tankwartes schaut vorbei und ich schenke ihr einen Tennisball. (Schläger hat sie schon J ). Dafür werde ich mit meinem ersten Kuss einer Marokkanerin belohnt.

In Foum-Zguid halten wir am Campingplatz, wo wir drei deutsche Trucks antreffen. Nach einem kurzen Plausch fahren wir jedoch weiter, da wir herausfinden wollen, wo die Rally Africa Race morgen Station machen wird. Nach einigem Suchen finden wir die bereits aufgestellten Zelte in der Wüste. Allerdings ist sonst noch nichts los, also fahren wir ein paar Kilometer weiter und suchen uns einen ruhigen Platz abseits der Piste, um dort die Silvesternacht zu verbringen.

Position:

N 29° 54' 55.3"  W 6° 56' 7.9"

Kilometerstand:

20.803 km