Afrika-Reise

Italien, 28.05. - 14.06.2014

Übersicht der Route

 

Mittwoch, 28.05.2014 – Fähre nach Barcelona

Zu 9:00 Uhr hatten Jochen und ich uns zum Frühstück verabredet. Auf Grund fehlenden Fensters in der Kabine gelingt es mir jedoch nicht, zeitig an Deck zu erscheinen. Doch dann ist das der einzige Platz, an dem wir fast den gesamten Tag verbringen und die Zeit totschlagen.

Am Abend erreichen wir Barcelona. Es ist bewölkt und regnet leicht. Die Einfahrt in den Fährhafen ist lang und führt uns an zahlreichen Schiffen vorbei. Unter anderem hat derzeit die AIDAblu hier festgemacht.

Ich begleite Jochen noch von Bord bevor ich mich entschließe meine sieben Sachen zu packen und in gewohnte Umgebung umzuziehen. Nach ungefähr fünf Stunden sind die Ladearbeiten abgeschlossen und das Schiff macht sich auf den Weg aus dem Hafen nach Livorno.

Wo bin ich eigentlich? Die Fähre fährt unter griechischer Flagge für eine italienische Rederei und hat von Marokko kommend in Barcelona fest gemacht. Ich komme mir fast vor wie Tom Hanks in dem Film wo er am Flughafen strandet...

 

Donnerstag, 29.05.2014 – Fähre nach Livorno

Ups. In der Nacht hatten wir dann mal richtig ordentlichen Seegang, so dass Aufstehen keine gute Idee war. Gut das Antares, anders als die Plastikbomber, ordentlich an die Kette gelegt wurde. Das Meer ist schwarz-grau mit weißen Schaumkronen und lässt das 50.000 BRT schwere Schiff ordentlich tanzen. Zum Glück legt sich das Wetter bei Morgengrauen und es geht wieder im gemütlichen Takt der Dieselmaschine ostwärts.

So gegen 18:00 Uhr mache ich mich dann mal auf den Weg an Deck. Mal sehen ob man schon Land sieht. Aber mein Check per Satellit zeigt mir, dass die Küste noch zirka 60 km entfernt ist und das wohl noch zwei Stunden dauert. An Steuerbord müsste Korsika liegen. Es ist jedoch nicht auszumachen. Dann kommen wir am Hafen in Livorno an. Wir müssen mehrere Schiffe passieren lassen, die den Hafen verlassen. Dann geht es mit ganz langsamer Fahrt in die hinterste Ecke des Industriehafens. Von hier aus komme ich nicht zu meinem geplanten Übernachtungsplatz. Aber bis ich von Bord komme, dauert es eh noch eine ganze Weile. Das einzige was schnell geht sind die Polizei- und Zoll-Kontrollen. Die Polizistin fragt ob ich denn auf dem Schiff einen Einreisestempel bekommen hätte. Als ich verneine, läuft sie mit meinem Pass davon um einen Stempel zu holen. Ein Mann kommt dann mit dem Ausweis zurück und sagt es sei jetzt alles in Ordnung. Als ich später nachsehe, kann ich keinen Stempel finden. Das hätte mich auch gewundert, wenn die EU jetzt Einreisen ihrer Bürger per Stempel dokumentiert.

Dann geht es auch schon raus aus dem Hafen. Meine angedachte Route ändert sich bereits am Tor, als die Brücke gesperrt ist. So komme ich jedoch schneller als gedacht auf die Küstenstraße gen Norden. Dort finde ich nach wenigen Kilometern einen ruhigen Parkplatz für die Nacht. Es ist bald Mitternacht.

Position:

N 43° 35' 34.8"  E 10° 17' 57.4"

Kilometerstand:

39.892 km

 

Freitag, 30.05.2014 – La Spezia

Oh man, die Zeitumstellung wirkt noch nach. Der Tag hat schon mal ohne mich gestartet. Macht nichts, gemütlich tingle ich los. Die Straße ist schlecht und recht bald gesellen sich unzählige Schilder mit Tonnagebeschränkungen von 3,5t bis 7,5t dazu. Bei einer Höhenbeschränkung ist mit Auslegungssache Schluss. Mein Plan nach Pisa zu fahren fällt somit aus. Ich halte mich gleich mal weiter nordwärts mit Kurs auf La Spezia.

Unterwegs kaufe ich im Supermarkt für meinen Kühlschrank ein. Er hat Hunger. Insbesondere auf Fleisch und Bier. Allerdings falle ich ins Koma als ich die Preise sehe. Ich will zurück nach Marokko! An der Tankstelle wird inzwischen 1,59€/L für Diesel verlangt. – War ich so lange weg?

Der Weg nach La Spezia für Fahrzeuge wie Antares führt durch die Berge über eine schmale und kurvenreiche Straße. Ein Navi bräuchte ich nicht, wenn ich nur immer den vorhandenen Verbotsschildern ausweiche, komme ich an mein Ziel. Auf einem Stellplatz südlich im Hafen richte ich mich ein. Dann unternehme ich einen ausgedehnten Spaziergang bis in den Yachthafen am anderen Ende der Bucht. Irgendwie hat die Saison hier noch nicht begonnen. Zumindest ist nicht viel los in der Stadt. An der Eisdiele, wo ich mir das so lange ersehnte Eis gönne, muss ich so auch nicht lange anstehen.

Position:

N 44° 6' 12.1"  E 9° 51' 39.1"

Kilometerstand:

39.996 km

 

Samstag, 31.05.2014 – Montelungo-Terme

Gut dass ich mir La Spezia gestern angesehen habe, denn heute Morgen ist es bewölkt und es regnet vereinzelt. So mache ich ganz langsam los und knobele erstmal an einer GPS-Navigations-Herausforderung. Dann wird noch ein Wasser-Service gemacht und los geht’s. Natürlich ist am ersten Kreisverkehr die geplante Route gleich mal gesperrt. Also geht es ‚querfeldein‘ auf die Autobahn. Im Tunnel rundet der Kilometerzähler dann die 40.000 km. Wieder am Tageslicht geht es auf der Schnellstraße SS62 ins bergige Hinterland.

Viele enge unüberschaubare Kurven reihen sich aneinander. Ich kann nur langsam fahren, aber als die Ortschaften und der damit verbundene Verkehr weniger werden, beginnt es mehr und mehr Spaß zu machen. Jetzt geht es in Serpentinen die Berge hinauf. Am Passo Del Righetto befindet sich ein kleiner Parkplatz, von dem aus ich eine super tolle Aussicht habe. Inzwischen scheint auch wieder die Sonne und so beschließe ich hier zu bleiben. Ein toller Blick ins Tal, wo abends die Lichter der Straßenlaternen funkeln.

Position:

N 44° 27' 1.1"  E 9° 55' 11.2"

Kilometerstand:

40.052 km

 

Sonntag, 01.06.2014 – Soragna

Die kurvige Straße ist bei Renn- und Motorradfahrern sehr beliebt – auch nachts. So wurde ich gestern Abend Zeuge eines Fahrspektakels, welches fast einem Rennen glich. Für eine halbe Stunde rasten Motorräder und leistungsstarke Autos die Passstraße hinauf. Das Röhren der Motoren zeigte die jeweiligen Kurvendurchfahrten an. Die Scheinwerferlichter huschten nur so durch das Gebüsch. Und ich hatte wieder mal den Logenpatz. Allerdings kamen geschätzt die Hälfte der ‚Raser‘ mitten in der Nacht wieder zurück. Das war dann weniger lustig, denn es kostete mich meinen Schlaf.

An einigen Berghängen liegen noch Restschneefelder, doch in der Sonne ist es wohlig warm. So kommen bereits früh morgens die ersten Wanderer hier vorbei. Natürlich auch wieder Radfahrer und Moto Biker. Der Frühling ist definitiv angekommen.

Auf der Straße liefere ich mir ein Rennen mit den Motorradfahrern. Es ist die Frage wer schneller ist. Ich, oder die Biker die hinter mir fahren müssen weil sie nicht überholen können. Wo immer es geht habe ich jedoch Mitleid und fahre zur Seite um sie vorbei zu lassen. Dann blicke ich vom letzten Berg in eine weite Ebene und nach Parma. Jetzt geht es die ganzen Höhenmeter wieder runter. Aber die Straßen bleiben schmal und so komme ich in einen kleinen Ort namens Soragna. Hier gibt es einen kleinen aber freien Stellplatz und so bleibe ich hier. Die Gegend lädt nämlich zum Biken ein. Seit langer Zeit hole ich erstmals wieder das Bike vom Fahrradträger. Was ich in den Händen halte jagt mir einen gehörigen Schrecken ein. Mehr Saharasand und Staub als Aluminium. Eine Grobreinigung muss jedoch genügen und nach der Tour gibt es dann eine etwas gründlichere Wäsche. Die große Inspektion bleibe ich meinem Bike allerdings weiterhin schuldig.

Nach meiner ersten Radtour diesen Monat habe ich Kohldampf, also suche ich die Pizzeria im Ort auf und bestelle mir eine leckere italienische Pizza. Auf dem Dorfplatz ist eine Bühne aufgebaut, auf der jedoch nur probeweise mal etwas Musik gespielt wird. Ich vermute dass es mit dem offiziellen Programm, ganz nach italienischem Stil, erst spät in der Nacht losgeht.

Position:

N 44° 55' 47.6"  E 10° 7' 32.8"

Kilometerstand:

40.131 km

 

Montag, 02.06.2014 - Cremona

Das heutige Ziel liegt nicht weit entfernt. Es scheint noch Feiertag zu sein in Italien, zumindest hier in der Region, denn es ist alles verschlafen ruhig. Ich steuere den Parkplatz an, den Kevin für unser Treffen vorgeschlagen hatte. Hier ist unendlich viel Platz und wenige Minuten ins Zentrum. Dort ist schon mehr los. Ein Markt ist aufgebaut, die Eisdielen sind auf hungrige Touristen wie mich eingestellt und das Wetter spielt auch mit. So bummele ich durch den Ort und habe auch Feiertag.

Position:

N 45° 8' 17.7"  E 10° 2' 4.0"

Kilometerstand:

40.166 km

 

Dienstag, 03.06.2014 – Parlasco

Früh morgens begannen die Italiener mit ihren kleinen Autos den Parkplatz für sich in Anspruch zu nehmen. Ruck-Zuck war ich zugeparkt, obwohl etwas weiter noch viel Platz gewesen wäre. Aber ich nutze die Zeit und gehe den Tag ganz relaxt an. Gegen Mittag kommen viele Autofahrer zurück und so kann auch ich ganz entspannt ausparken und mich auf den Weg machen.

Im Supermarkt lerne ich dann, dass Sonderangebote nicht für jeden gelten, sondern nur für diejenigen, die auch eine entsprechende Mitgliedskarte des Stores haben. Somit war der gesparte Cent schon wieder dahin.

Meine Route führt mich über Landstraßen und durch kleine Ortschaften. LKW dürfen hier fast nirgendwo fahren. Trotzdem kommen mir ab und zu mal welche entgegen. Egal, ich verfolge meine Route und als ich am Comer See ankomme, gibt es eh nur noch eine Straße. Einmal auf der Uferstraße, kommt man sehr lange nicht mehr auf die Schnellstraße, denn diese führt fast gänzlich durch einen Tunnel. Parken ist hier nicht möglich, also biege ich in Bellano ab und fahre in die Berge. Die Straße ist eng und hat viele uneinsehbare Kurven. Zweimal hätte es fast mit dem Gegenverkehr gescheppert. Nebenan geht es sehr steil und tief in eine Schlucht, also Konzentration! Als ich bei dem Ort Parlasco ankomme, finde ich einen ungepflegten Campingplatz vor. Daher beschließe ich auf einem Parkplatz am Bach neben dem Landeplatz für Hubschrauber zu parken. Hier gibt es sogar Camping Tische. Also alles bestens.

Position:

N 46° 0' 46.7"  E 9° 22' 6.5"

Kilometerstand:

40.328 km

 

Mittwoch, 04.06.2014 – Ponte Di Legno

Die Carabinieri sind die ersten, die mich heute besuchen. Aber sie lassen mich in Ruhe und sind nicht weiter besorgt. Das Wetter ist trüb und bewölkt mit leichten Schauern und somit verwerfe ich meinen Plan eine Bike-Tour zu machen. Stattdessen fahre ich zurück und entlang der Schnellstraße Richtung Norden. In Sondrio mache ich einen kurzen Stopp an einem offiziellen Stellplatz. Dieser ist jedoch nur für italienische Piccolo WoMos geeignet und so fahre ich nach einem kurzen Verpflegungseinkauf weiter.

In Tresenda biege ich rechts ab auf eine Straße, die auf 3,9m Höhe beschränkt ist. Das sollte so gerade noch passen. Die Tonnagebeschränkung von 35t macht mir hingegen keinen Kummer. Eine schöne alpine Straße durch Skiorte und verschlafene Nester. Allerdings gibt es unerwartet schweren Güterverkehr und so stehe ich unvermittelt einem Gliederzug gegenüber. Er kommt bergauf und ich war gerade an einer Einfahrt vorbei gekommen. Jetzt lotsen wir zuerst die Pkw, die sich hinter mir stauen, vorbei und dann rangiere ich zurück um dem völlig gelassenen italienischen Trucker vorbei zu lassen.

Hinter Ponte Di Legno verlasse ich die Hauptstraße und biege auf eine Nebenstraße ab, die mich in höhere Lagen bringen soll. Hier gibt es einen ganz neuen und sauberen Stellplatz, der jedoch viel zu teuer ist und zudem keinen Charme hat. Ich fahre weiter. Wenige Kilometer später komme ich an ein Schild, welches mir die Weiterfahrt deutlich verbietet. Ich parke erstmal auf einem nebenan gelegenen Platz bei Sant‘apollonia.

Eigentlich ganz schön hier. Ich gehe vor zu einem Picknickplatz. Von hier aus gibt es einige Möglichkeiten für Wanderungen. Heute ist es allerdings schon zu spät und nasskalt. Ich beschließe erst einmal hier zu bleiben.

Position:

N 46° 17' 58.9"  E 10° 30' 16.1"

Kilometerstand:

40.467 km

 

Donnerstag, 05.06.2014 – Passo del Tonale

Da es die ganze Nacht über immer wieder mal geregnet hat, blicke ich heute Morgen bereits ganz früh auf verschneite Berge. Es ist zapfig kalt. Als ich die Heizung anschmeiße, macht diese nach wenigen Minuten schlapp. Oh nein! Sollte der marokkanische Diesel ein Problem mit der Temperatur haben? Da stellt sich mir gleich die Frage ob ich damit losfahren sollte oder besser auf den Sommer warte?

Ich ziehe mir meine Wanderstiefel an und mache mich auf den Weg zum Refugio Valmalza. Der vermutlich sonst so harmlos vor sich hin gurgelnde Bach macht heute einen auf rauschenden Fluss. Beachtliche Wassermassen kommen aus allen Rinnen den Berg hinunter. Vereinzelt kommt jetzt auch die Sonne durch. Frühling in den Bergen!

Die Hütte hat erwartungsgemäß geschlossen, doch auf der Terrasse habe ich alle Tische und Bänke für mich. Inklusive der Berg Ruhe. Ich mache eine gemütliche Brotzeit um die mich daheim bestimmt der ein oder andere beneidet. Dann geht es wieder abi. Auf halbem Wege treffe ich einen alten Mann, der schon als ich aufstieg auf der Bank saß. Wir kommen ins Gespräch. Er ist aus Cremona und alleine unterwegs. Er will wissen wie alt ich bin und erklärt mir, dass er fast doppelt so alt sei und noch von den Deutschen im Krieg etwas der Sprache gelernt hat. Wow, dafür ist er aber sehr fit. Zum Abschied gibt er mir seine Hand, in der meine förmlich versinkt, so groß ist sie. Ein Mensch, der auf Anhieb als absolute Respektperson durchgeht.

Am Morgen hatte ich einen Dreiachser und einen Traktor samt Heuanhänger den Pass rauf fahren sehen, also wollte ich selbiges tun. Ich fahre los und stehe wieder vor dem Schild 3,5t und 2,5m maximale Höhe. Ich zögere. Dann drehe ich doch um und fahre die Route, die mein Navi mir schon seit gestern einreden will. Sie ist bestimmt nicht weniger schön. Unweit meines Startpunktes komme ich in ein Skigebiet am Passo del Tonale, wo ich ausreichend Möglichkeiten finde zu übernachten. Also mache ich noch einen Erkundungsmarsch, auf dem ich einen Namensdieb von Antares finde. Leider hat er zu, sonst hätte ich ihm einen 'Besuch' abgestattet.

Zurück am Auto widme mich dem Problem mit der Heizung. Leider finde ich die Ursache nicht. Ich vermute es hängt mit der Dieselpumpe zusammen. Am Diesel liegt es jedenfalls nicht. Der Filter scheint sauber zu sein. Die Ansteuerung der Pumpe ist merkwürdig – nach drei Zyklen setzt sie aus und nach zwei drei Anläufen ist es ganz aus. Also demnächst mal in die Werkstatt und die Pumpe tauschen bzw. den Fehler mit Profis weiter eingrenzen.

Position:

N 46° 15' 14.8"  E 10° 34' 18.4"

Kilometerstand:

40.482 km

 

Freitag, 06.06.2014 – Passo del Tonale

Schön, die Sonne scheint mir ins Gesicht. So lässt sich der Tag gut an.  Schnell beschließe ich heute hier zu bleiben und den sonnigen Tag ganz entspannt in diesem tollen Bergpanorama zu verbringen.

Der schöne Tag wird leider von immer stärker werdenden Zahnschmerzen überschattet. Irgendwann muss ich dann doch mal die Hausapotheke zur Hilfe nehmen. Ein Blick in den Beipackzettel der Pharma-Packung liest sich wie ein Krimi. Unter ‚Gegenmaßnahmen bei Nebenwirkungen‘ steht „…Bei plötzlich auftretenden schweren Überempfindlichkeitserscheinungen sollten Sie umgehend einen Arzt aufsuchen, da Sie unter Umständen sofortige ärztliche Hilfe benötigen.“ Ich bin voller Zuversicht, denn ich habe eine Überempfindlichkeit gegen einen der Bestandteile… Den Rest des Tages verbringe ich somit in meinem privaten ‚Schmerzzentrum‘. Aber alles bleibt / wird gut.

 

Samstag, 07.06.2014 – Passo del Tonale

So, die Schmerzen sind erstmal weg, auch wenn ich sicherlich die Ursache noch nicht beseitigt habe. Egal, es ist tolles Wetter und so unternehme ich eine Wanderung auf den Nordhang, wo die Sonne bereits große Teile des Schnees weg tauen hat lassen. Dennoch, es bleiben genügend Schneefelder zu queren. Beim Aufstieg etwas mühselig, beim Abstieg jedoch recht willkommen, denn man kann ohne groß auf jeden Schritt achten zu müssen drauf los laufen.

Die obere Skihütte ist natürlich nicht geöffnet und bietet somit einen ruhigen Pausenplatz. Die Zwischensaison ohne Touristen gefällt mir sehr gut. Von der Hütte aus gehe ich noch bis zum Kamm. Von dort aus kann ich in das benachbarte Tal und fast zu meinem letzten Stellplatz blicken. Ich genieße die Zeit, obwohl ein recht frischer Wind weht. Schließlich stehe ich hier auf einem Grat in 2.600m Höhe und der Wind weht ganz ordentlich. Um mich herum pfeifen immer wieder die unzähligen Murmeltiere. Sie haben wohl noch nicht mit den Homosapiens gerechnet, die dieses Jahr so früh hier erscheinen.

Wieder im Tal, treffe ich auf neue Nachbarn. Ein lokales Trio hat sich in meinem Garten breit gemacht und das meine ich wörtlich. Später kommt noch eine schwäbische Großfamilie mit ihrem Wohnmobil hinzu. Ich glaube es ist an der Zeit aufzubrechen und Neuland zu entdecken.

 

Sonntag, 08.06.2014 – Latsch

Nachdem mein idyllischer Stellplatz zu einem kleinen Campingplatz mit Plastik-Boxen mutiert war, habe ich beschlossen weiter zu ziehen. Ohne konkretes Etappenziel fahre ich los. Nur die Route steht fest, denn da ist die Auswahl an möglichen Strecken inzwischen sehr bescheiden geworden.

Ich komme durch Dimaro und Erinnerungen an meine erste Transalp mit Katrin werden geweckt. Hier waren wir nach Madonna de Campiglio abgebogen. Es war ebenso tolles Wetter wie heute. Nur zu gerne würde ich jetzt auf das Bike steigen und ein wenig radeln. Aber vermutlich wegen der Nebenwirkungen meiner derzeitigen Medikation stehe ich ziemlich neben mir und fühle mich eher beschi…

Dann fahre ich durch Cles. Diesen Ort hatten wir damals kurzfristig umfahren, als wir unsere Route über Dimaro und Madonna abgeändert hatten. Einige wissen noch welches Glück sie deshalb haben. J

Hinter Cles fahre ich den Berg nach Smarano hinauf. Hier gibt es einen Stellplatz, den ich ins Auge gefasst hatte. Jedoch ist er von Italienischen Senioren belagert und ich will auf keinen Fall hier bleiben, obwohl der Platz ganz ordentlich ist. Also nutze ich noch schnell die Infrastruktur aus und rolle den Berg wieder hinunter. Weiter geht es Richtung Fondo und dann kommen wieder einige bekannte Ortsnamen aus damaliger Zeit. Von der Hauptstraße her sieht alles ganz anders aus. Es gibt zahlreiche Schluchten, die ich zuvor nicht wahrgenommen oder sie schlicht nicht gesehen habe.

Immer weiter geht es bergan bis zum Gampenpass auf 1518m. Natürlich ist hier alles gerammelt voll. An Anhalten, geschweige denn Parken, ist nicht zu denken. Dann geht es ebenso weit wieder ins Tal hinunter. Auch wenn dies einige Mühe für Antares bedeutet hat, es ist eine tolle Strecke. Über Lana geht es weiter an Meran vorbei nach Latsch. Es ist der Teufel los hier, denn in Deutschland haben die Pfingstferien begonnen und alle wollen dort sein wo ich bin …J. Zum Übernachten kommen fast nur Campingplätze in Frage und davon gibt es hier nicht sonderlich viele. Auf dem Camping Vermoi, wo ich schon einige Male im Hotel war, sehe ich schon bei der Anfahrt das Gedränge im Garten und spare mir den Stopp.

Aber ich finde einen Platz an dem ich niemanden stören sollte und auch kein Verkehr herrscht. Zumindest nicht bis übermorgen.

Position:

N 46° 36' 58.5"  E 10° 50' 8.2"

Kilometerstand:

40.635 km

 

Montag, 09.06.2014 – Latsch

Meine Reise durch so viele Länder mit unterschiedlichen Zeitzonen und Kulturen hat auch dafür gesorgt, dass ich hiesige Feiertage nicht mehr so präsent sind wie das einmal war. Es ist Pfingstmontag.

Mit dem Bike geht es auf Erkundungstour. Ich fahre an der Etsch hinauf bis nach Glurns. Größere Steigungen bzw. Gefälle scheiden aus, da ich die Bremse noch nicht repariert habe. Das geht erst nach den Feiertagen. Aber so komme ich mal in Gegenden, die ich bislang noch nicht kannte. Natürlich habe ich auch Ausschau nach einem geeigneten Stellplatz für längere Zeit gehalten. Leider mit wenig Erfolg. Doch ich habe eine Idee, die ich in den nächsten Tagen mal weiter verfolgen will.

Als ich über eine längere gerade Strecke des Radweges fahre, kommt mir eine Familie mit Kind auf dem Fahrrad entgegen. Ein junger Führerscheinbesitzer nähert sich ihnen von hinten mit dem Auto und will sie auf der schmalen Straße überholen. Er kommt direkt auf mich zu. Ich halte drauf und fahre weiterhin am rechten Rand der 2,5m breiten Straße, mal sehen wann er ausweicht. Ich bremse. Er fährt unvermittelt schnell und weicht noch weiter ins Grün aus und fährt an meiner rechten Seite vorbei. So sollte man in einer Region die vom Tourismus lebt, nicht mit seinen Gästen umgehen. Aber zumindest ist das Kind so nicht in Gefahr gewesen. Ich schüttele nur mit dem Kopf.

Es ist ziemlich heiß heute, weshalb viele wohl scheuen raus zu gehen. Entsprechend leer sind die Cafes und Lokale. Gut für mich, denn so gibt es genügend Platz für eine gemütliche Pause mit Kaffee und Kuchen.

In Glurns finde ich auch die Erklärung, warum mir mein Navi vom Passo del Tonale aus eine 333km lange Strecke errechnet hatte, statt mich über das Stilfser Joch zu leiten. Dort gilt nämlich eine Höhenbeschränkung von 3,3m. Das ist indirekt eine Bestätigung für mich, den Umweg über Meran genommen zu haben.

Der Rückweg von Glurns war als entspannte Fahrt ins Tal gedacht. Ich hätte aus Erfahrung wissen sollen wie stark jedoch der tägliche Wind aus Richtung Osten am Nachmittag wird. Somit war die Gegenwind-Fahrt ins Tal fast ebenso anstrengend wie die Auffahrt am Morgen. Egal, so fällt es umso leichter nach Ankunft in Latsch ein großes Eis zu bestellen und zu vernaschen. Dann zieht auch schon ein grollendes Gewitter auf. Die ersten Tropfen erwischen mich noch vor Ankunft am Auto, doch der große Regen lässt vorerst noch auf sich warten.

 

Dienstag, 10.06.2014 – Latsch

Heute steht ein Besuch beim Zahnarzt auf dem Programm. Kurzum, aus dem Behandlungsstuhl habe ich eine tolle Aussicht auf St, Martin im Kofel. Ich stelle mir vor wie wir letztes Mal vor zwei Jahren den Trail von dort ober runter gefahren sind. Heute wäre ich auch lieber wieder dort oben als hier auf dem Stuhl zu sitzen. Der Zahnarzt, ein alter Rennfahrer auf Ferrari, hat einige harte Arbeit und ich dafür eine dicke Backe als ich die Praxis wieder verlasse. Aber die Hoffnung ist, dass die Schmerzen jetzt andere sind und recht bald abklingen. Das Kühlpack für die Wange ist heute das einzige Eis welches mir erlaubt ist.

Den Rest des Tages gönne ich mir viel Ruhe und verschiebe Anderes auf morgen.

 

Mittwoch, 11.06.2014 – Latsch

Als erstes steht heute die Reparatur der Bremse am Fahrrad an. Durch die Höhenlage sind die Preise hier in den Bergen auch etwas höher als in München, doch dafür bremst das Stereo jetzt auch wieder wie in solchem Gelände erforderlich. Anschließend geht es zum Juni-Markt nach Latsch. Hier wird allerlei Plunder angeboten, doch bei den lokalen Erzeugnissen an Käse und Wurst kann ich doch nicht vorbei gehen ohne ein wenig Ballast für den Rucksack zu kaufen.

Ich unternehme noch eine gemütliche Tour nach Schlanders, wo ich mit einer alten Dame ins Gespräch komme. Sie ist auf einem Hof in St. Annaberg aufgewachsen, einem Ort, der uns Bikern aus vorangegangenen Touren bestens bekannt ist. Sie hat viel zu erzählen und so sitzen wir lange Zeit im Park und unterhalten uns. Nebenan benehmen sich ein paar Jugendliche wie die Dreckschweine, das regt nicht nur sie, sondern auch mich auf. Ich spreche die Burschen an, dokumentiere ihre Sauerei, worauf hin die Burschen etwas verdutzt aber immer noch gleichgültig dreinschauen. Wie ich erfahre gibt es eh nur einen Polizisten vor dem die Bande noch Respekt hat, die anderen schauen weg. Was für eine Pleite.

Auf dem Rückweg fülle ich noch meine Vorräte auf, denn mit Antares kommt man hier kaum zu einem der kleinen Supermärkte. Zu eng sind die Gassen und zu klein die Parkplätze.

Auf dem Weg kommt mir ein sehr lauter Traktor entgegen. So ein kleiner, schmaler Traktor, den die Apfelbauern hier typischerweise in den Plantagen verwenden. Ich wundere mich noch warum der so laut ist. Als er an mir vorbei fährt, erhalte ich die Antwort. Es ist nicht der Traktor so laut, dass der Bauer sogar Ohrschützer auf hat, sondern das Gebläse von seiner Spritze, die er mitführt. Aus dem Gebläse strömt mir so ein freundlicher Gruß der Chemiebranche entgegen. Blattläuse bekomme ich dieses Jahr wohl nicht. Der Bauer scheint auf Grund seiner Ohrenschützer nicht bemerkt zu haben, dass sein Gebläse noch läuft und er somit sein Umfeld ebenfalls benebelt.

Kurz nachdem ich zu Hause angekommen bin, beginnt es zu regnen und zu gewittern. Somit ist der Tag zeitig zu Ende.

 

Donnerstag, 12.06.2014 – Latsch

Am Morgen mache ich ein paar Besorgungen und am Nachmittag steht eine kleine Wanderung zu einem Picknick Platz an. Dort treffe ich auf ein Rudel Kinder, die gerade ihren Schulausflug dorthin unternehmen, wo ich einen ruhigen Nachmittag verbringen wollte. Nun gut, ich finde trotzdem etwas Entspannung und genieße den herrlichen Blick auf die gegenüber liegenden Berge. Als die Schulklasse sich auf den Heimweg macht, will ich noch die Ruhe genießen, doch kurz darauf rüttelt mich ein Donnergrollen auf und die rasch dichter werdenden Wolken schicken auch mich nach Hause. Fast schaffe ich es vor dem Regen trocken anzukommen. Den Rest des Tages verbringe ich mit Lesen und Relaxen, denn es bleibt regnerisch.

 

Freitag, 13.06.2014 – St. Valentin

Noch einmal ein kurzer Ausflug in den Ort und dann mache ich mich auf den Weg. Es ist zwar toll in Latsch, der Stellplatz ist jedoch nicht der allerbeste und ich brauche Veränderung. Auch wenn in nördlicher Richtung mehr Wolken in den Bergen hängen als hier über dem Tal, wo die Sonne scheint.

Ich fahre nicht weit. Am Reschensee finde ich einen offiziellen Stellplatz für Wohnmobile. An fast jedem Ortseingang steht mittlerweile ein Schild, welches Campieren oder gar nur das Parken mit einem Wohnmobil für den gesamten Ort verbietet. Also bleiben in ortsnahen Lagen nur die offiziellen Stellplätze übrig. Diese haben jedoch auch den Vorteil, dass man sich dort mal wieder mit Wasser versorgen kann ohne dass man einen Gebirgsbach anzapfen muss.

Position:

N 46° 45' 49.8"  E 10° 31' 50.6"

Kilometerstand:

40.677 km