Bolivien

Panamericana

Bolivien, 23.05. - 07.06.2015

Übersicht der Route

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01 Lagunen-Route - Laguna Verde

Der Zollbeamte am Grenzübergang kommt schon raus, als wir zu dem kleinen Grenzübergang kommen. Einen chilenischen Posten gibt es hier nicht mehr, daher mussten wir die gesamten Grenzformalitäten für Chile bereits in San Pedro erledigen. Zum Glück können wir heute die Einreise bei der Migracion als auch die Zoll-Formalitäten (Aduana) hier erledigen. Sonst wäre eine Fahrt zum Aduana Büro im nahegelegenen Bergwerk notwendig geworden. Hier hätten wir einen Umweg und auf eine Höhe von 5.000m fahren müssen. Wir merken auch so schon die Höhe und sind froh, dass uns dieser Umweg erspart bleibt.

Als Elke sich die Bolivien Karte ansieht, ruft sie mir irgendwann erstaunt zu: "In Bolivien ist ja garnix asphaltiert". Und so empfängt und auch die Lagunenroute, ein Klassiker auf jeder Südamerika-Reise. Das Wellblech ist erwachsen und wir kommen nur langsam voran. Jedoch gibt es unzählige Pisten, die sich inzwischen gebildet haben. Schließlich fahren hier viele Jeep-Touren mit Tagestouristen.

Nach wenigen Kilometern kommen wir an den Parkeingang zum Nationalpark Eduardo Avaroa, wo wir für je 150Bolivianos ein 5-Tages-Ticket lösen. Dann fahren wir zur Laguna Verde, wo wir uns bei nur 4°C und frischem Wind einrichten.

 

02 Lagunen-Route - Laguna Colorada

Die Nachttemperatur von -1,5°C gegenüber des Vulkan Licancabur ist weniger extrem als erwartet. Dennoch erreicht die Morgentemperatur kaum mehr als 4°C und auf 4.300m tut sich inzwischen die Kabinenheizung schwer. Die geht wiederholt auf Störung. Bei einer Motortemperatur von 1°C und der dünnen Luft springt Antares nicht an. Also muss die Standheizung für den Motor ran und sie startet ohne Probleme. Nach einer halben Stunde, welche ich damit überbrücke indem ich einem Tour Guide mit Werkzeug für eine Reparatur an einer Radnabe aushelfe, springt Antares ohne zu mucken an. Ich bin erleichtert.

Die Piste der Lagunenroute ist schlecht. Abstecher zu den Sehenswürdigkeiten bieten jedoch meist Offroad-Einlagen vom Feinsten. Hier macht es richtig Spaß. Am anspruchsvollsten wird es an der Zufahrt zu den Geysiren Sol de Manana. Hier geht es um enge Kurven mit vielen scharfkantigen Steinen am Pistenrand, welche lediglich die Spurweite von Landrovern hat. Doch Antares schafft auch diese Herausforderung hervorragend.

Nach dem nach Schwefel stinkenden Geysir Feld fahren wir eher aus Versehen in die falsche Richtung. Hier geht es zur Mine in der sonst auch die Zollformalitäten zu erledigen sind/waren. Wir fahren rauf um unseren bisherigen Höhenrekord einzustellen. Bei 5041m Höhe müssen wir umkehren, als wir das Werksgelände erreichen. Jetzt geht es abwärts Richtung Laguna Colorada auf (gemütliche) 4.300m Höhe.

Die Piste ist von hier an eine absolute Katastrophe. Dort wo der Güterverkehr zur Mine fährt ist die Piste noch befahrbar, doch hier kriechen wir teilweise im ersten Gang mit nur 5km/h dahin. Es haben sich unzählige Seiten-Pisten gebildet, welche wir auch ausprobieren. Aber es ist immer die andere Piste besser als jene die man gerade selbst befährt. Erst kurz vor der Laguna Colorada eröffnet sich ein großes Kies-Feld auf welchem wir querfeldein düsen können. Lediglich die Stellen mit weichem Sand/Kies sind tückisch. Doch schließlich erreichen wir den Parkplatz an der Laguna Colorada, wo sich zum Sonnenuntergang hunderte Touristen eingefunden haben um die unzähligen Flamingos zu sehen. Neben den Flamingos hatten wir heute Glück ein Vizcacha zu sehen. Das sind Hasenmäuse, die zur Familie der Chinchillas gehören und hier ansässig aber schwer zu entdecken sind. Leider war der Fotoapparat nicht zur Hand.

 

03 Lagunen-Route - Laguna Hedionda

Am Morgen ist recht wenig los auf dem Besucherparkplatz und auch wir lassen den Tag ruhig angehen. Das soll sich später noch rächen.

Die Piste besteht aus Schotter und lässt sich zunächst gut befahren. Immer noch kommen uns kaum Fahrzeuge entgegen. Schließlich fällt uns auf, dass heute Pfingstmontag ist. Im Gegensatz zu gestern ist in Bolivien wohl heute der wichtigere Feiertag. Selbst am Parkausgang müssen wir uns den Schlagbaum selbst öffnen um ausfahren zu können. Dann wird die Piste immer schlechter. Nach dem Rock Tree (Arbol de Piera) fahren wir fast nur noch im Sand neben der Piste. Das kostet Reifenprofil und Diesel, schont aber die Nerven und die Einrichtung.

Irgendwann kommen wir dann ziemlich weit von der dokumentierten Piste ab und folgen nur noch einem Track durch den Sand. Dieser führt geradewegs in Schluchten hinab und auf der anderen Seite wieder heraus. Für einen Geländewagen mit fünf Insassen zum Schieben eine Kleinigkeit, ich muss mich ziemlich konzentrieren. Der Versuch zurück zur Piste zu gelangen scheitert an einem steilen Canyon. Also folgen wir weiterhin den Tracks im Sand. Lange Zeit sind wir alleine in dieser einsamen Gegend unterwegs.

Als der Track einem Canyon im Tal folgt und die Spurbreite eines Landrover für den Track zu breit erscheint, reversieren wir und fahren einen sandigen Hang mit einiger Schräglage hinauf. Jetzt nur keinen Stoß der uns ins Wippen bringt. Doch wir kommen oben an und finden dort eine der zahlreichen Pisten vor, welcher wir folgen.

Kurz darauf fahren wir auf einer ausgewaschenen Serpentinenkurve ins Tal, wo wir wieder auf vorherige Piste stoßen. Wir atmen erleichtert auf, doch die nächste Überraschung folgt bereits kurz darauf, als sich die nun wenigen Tracks an einem schmalen Felsdurchbruch zu Einer bündeln. Die Passage ist nicht umfahrbar und wird von uns vorab zu Fuß in Augenschein genommen, bevor Elke mich über die und zwischen den Felsen hindurch lotst. Jetzt folgen lange Tracks die im Kiesbett gemächlich mit Waschbrett langsam bergab führen. Hier können wir erst einmal rollen lassen. Dennoch bleibt für den Fahrer nur wenig Zeit die atemraubende Natur zu bewundern.

Doch als wir an die nächsten Lagunen kommen, wird die Piste wieder zusammengeführt und folgt einer felsigen, steinigen Strecke. Es geht wieder nur langsam voran und die Dämmerung setzt ein. Antares‘ LED Scheinwerfer helfen uns mit gutem Licht aus, doch wir wollen nicht auf der Piste übernachten. So kommt es, dass wir an der Lagune Hedionda auf einem Picknick Platz neben dem Hostel übernachten. In sechs Stunden haben wir heute, ohne Pause zu machen, ganze 90km zurückgelegt!

 

04 Lagunen-Route - Lagune Turquin

Früh morgens, es ist noch dunkel, starten die drei Geländewagen mit ihren Touristen an Bord südwärts. Als ich wieder einzuschlafen versuche, höre ich ein leises Rieseln an Antares‘ Außenhaut. Aber erst zwei Stunden später, als es hell wird, sehe ich die Bescherung. Zehn Zentimeter Neuschnee!

Bei diesem Schnee ist eine Weiterfahrt undenkbar, denn es ist nicht zu erkennen wo die Piste verläuft. Eine riesige weiße Landschaft hat sich über die Lagunenroute gelegt. Was machen wir? Das ist die große Frage. Wir können gut einen Tag hier verbringen. Aber was wird morgen sein? Elke spricht mit den neu angekommenen Tour-Guides. Diese sagen dass wenn es nächste Nacht erneut schneit, dann sitzen wir fest. Sie fahren in einer halben Stunde los und wir könnten ihrer Spur folgen. Also bereiten wir die Abfahrt vor und warten über eine Stunde. Inzwischen ist auch Antares warmgelaufen und da weitere Fahrzeuge in beide Richtungen gefahren sind, nehmen wir die Piste ohne auf die anderen zu warten in Angriff.

Es lässt sich erstaunlich gut fahren auf dem Schnee. Die Spuren sind zwar einen halben Meter schmaler als unsere, aber zumindest wissen wir wo wir entlang müssen. Als wir an der Laguna Canapa einen kurzen Stopp einlegen kommen in einem Geländewagen Alan und seine Frau vorbei. Die zwei Franzosen haben wir schon mehrmals auf unserer Reise getroffen. Sie haben ihren VW Camper abgestellt und bereisen die Lagunenrute in einer geführten Tour.

Kurz darauf wird die Piste schmal und steinig. Jetzt befinden wir uns im Bereich von ernsthaftem Offroad fahren – bei Schnee! Schon bei guten Witterungsverhältnissen ist diese Strecke eine anspruchsvolle Aufgabe. Aber heute gehen wir an unsere Grenzen. Um den einen Stein herum und über den nächsten drüber. Dann den vermeintlich besten Track wählen und im verschneiten Gelände Wegpunkte suchen auf die wir zufahren können. Größte Vorsicht ist den Reifen geschuldet. Eine Reifenpanne bei diesen Gegebenheiten möchten wir nicht erleben.

 

Noch immer ohne Frühstück kommen wir gegen 14:00 Uhr auf die Erdpiste nach San Cristobal und Uyuni. Hier schalte ich die Längssperre und die Getriebeuntersetzung wieder aus und sanft rollen wir dahin. Ein kleiner Abstecher führt uns nach wenigen Kilometern zur Laguna Turquin, wo es imposante Gesteinsformationen gibt. Beim Essen fällt dann die Entscheidung über Nacht hier zu bleiben. Später kommt noch der Tour-Guide vorbei, dem wir vor drei Tagen mit Werkzeug ausgeholfen haben. Das Auto fährt wieder und neue Gäste hat er auch schon an Bord.

 

 

05 Uyuni

Nach sternenklarer und eiskalter Nacht will Antares seinen Motor wieder vorgewärmt wissen, denn die Luft ist noch immer dünn. Leider mag die Dieselheizung die Höhe auch nicht und scheint wegen des fetten Gemisches und der fehlenden Luft zu verrußen. Dreimal muss ich die Heizung wieder in Gang bringen um den Motor ausreichend vorzuheizen. Dann schafft der Anlasser den Rest und wir machen uns auf den Weg.

Die erst noch gute Piste führt uns durch eine bizarre Landschaft aus Felsen, welche durch den Wind geformt sind. Die Landschaft wird schnell grüner, obwohl wir noch kaum an Höhe verloren haben. In einem Tal fließt Wasser durch ein System von Bächen und Kanälen an denen es sich eine Herde Lamas gut gehen lassen. Die Tiere haben meist bunte Schleifen aus Stoff in ihr Fell geflochten und sehen damit recht lustig aus.

Unterwegs treffen wir auf ein französisches Pärchen, welches ebenfalls von der Lagunenroute kommt. Jedoch wurden sie an der Laguna Verde vom Schnee überrascht und die Grenze zu Chile sowie der Paso Jama und sie Straße nach San Pedro de Atacama waren auf Grund des Schnees geschlossen. Somit sind sie zusammen mit einigen lokalen Guides auf kürzestem Wege (querfeldein) hier her gefahren und jetzt froh, wieder eine Piste unter den Pneus zu haben.

Die Piste nach Uyuni wird immer schlechter und wir kommen nur langsam voran. Es ist kurz vor Sonnenuntergang als wir in Uyuni ankommen. Wir ‚kämpfen‘ uns gegen die Abendsonne durch den Ort und fahren zum Lokfriedhof etwas außerhalb des Ortes. Hier nächtigen wir.

 

06 Salar de Uyuni

Es ist erstaunlich zu sehen wie viele Touristen hier her kommen. Bereits am Morgen sind wir von hunderten Touristen umzingelt die sich am Besuch der verrosteten Loks erfreuen. Uns zieht es in den Ort, wo heute großer Markttag ist und es ebenfalls viel zu gucken gibt. Wir treffen Bekannte wieder und statten einem Internet Cafe einen Besuch ab.

Dann fahren wir raus zum Salar de Uyuni. Dies ist ein See der eine Salzkruste von durchschnittlich 3-5m und an der dicksten Stelle 91m hat. Wenn man es schafft vom Festland auf die Salzfläche zu kommen, kann man dort auf 12.000km² mehr oder weniger ohne Verkehrsregeln umher fahren. In Ufernähe besteht nämlich die Gefahr des Einbrechens und dort kann man sein Fahrzeug für lange Zeit im Salz-Matsch eingraben. Wir wählen die Hauptzufahrt, welche dammartige mit inzwischen Medizinball großen Löchern in den weichen Salar gebaut wurde. Zwei Salz-Bauern, die gerade Salz vom Salar auf ihren Lkw verladen, weisen uns den sicheren Weg. Dann folgen wir erst der Piste nach Süd-west, welche sogar auf Landkarten verzeichnet ist. Dann geht es querfeldein in Richtung altes Salzhotel. Hier steht auch ein Monument der Dakar-Rally. Anschließend fahren wir weiter Richtung Westen. Doch als das Knacken unter Antares Reifen mehr wird und die Anzahl der Ojos (Wasserlöcher im Salz in denen man einbrechen kann) sich häuft, entscheiden wir uns nicht weiter zu fahren sondern umzukehren. Am 1. Mai 2008 sind 13 Touristen mit drei Fahrzeugen eingebrochen und ums Leben gekommen. Antares ist definitiv schwerer als die hiesigen Toyota Landcruiser. Als wir wieder festen Boden unter den Füßen haben sind wir zwar erleichtert, haben aber eine teils fest angebackene Salzkruste an Antares kleben, bei der wir noch nicht wissen ob oder wie die wieder ab geht.

 

07 Rio Taru

Vom gröbsten Salz haben wir Antares bereits befreit. Dann geht es in die ‚Waschstraße‘ nach Uyuni. Es gibt genau eine Lavado die die Autos mit Süßwasser wäscht. Dummerweise ist die Hochdruck-Vorwäsche auch mit Salzwasser. Wo also bis dahin noch kein Salz war ist spätestens jetzt eine salzhaltige Schicht entstanden. Dann wird mit Süßwasser nachgewaschen. Jedoch primär die Außenhaut. Dennoch sieht es besser aus als zuvor.

Mit frisch gewaschenem Antares fahren wir in den Ort und parken im Zentrum, wo es einige breite Straßen gibt. Auf der Suche nach unserem Mittagessen finden wir einige winzige Garküchen in einer Gasse hinter dem Mercado. Es gibt nur ein Gericht bei dem man zwischen einem frittierten Hähnchenfladen oder frittierten Hähnchenschenkeln wählen kann. Dazu gibt es Reis, Papas Frittas und etwas Salat. Serviert wird auf einem Teller, welcher in einer Plastiktüte steckt, damit er  nicht gespült werden muss. Es duftet lecker und schmeckt. Ein solches Mittagessen kostet umgerechnet 1€. Da wollen wir nicht selbst kochen.

Gestärkt fahren wir aus Uyuni in Richtung Potosi. Am Ortsausgang haben wir erstmals in Bolivien eine (sehr gute) Teerstraße unter den Rädern. Für die 210km bis Potosi kostet diese umgerechnet 3,50€ Maut. Was will man mehr!?

Die Landschaft verändert sich doch sehr. Es wird alles viel grüner. Das Gestein aber auch durch Landwirtschaft und Wildgewächse. Menschen leben in kleinen Siedlungen oder vereinzelten Häusern. Pisten gibt es hier fast nicht. Von der Teerstraße aus erledigt man das Meiste zu Fuß und so ist es für uns auch schwierig einen Nachtplatz zu finden. Doch an einem aufgelassenen Minengelände am Rio Taru werden wir fündig, bevor die Sonne untergeht.

 

08 Potosi / Rio Chuquisaca

Heute werden wir geweckt. Ein Senior meint wir stehen auf seinem Land und meint wir müssen doch weg fahren. Als ihm dann in den Sinn kommt etwas Geld daraus zu schlagen, hat er es plötzlich nicht mehr so eilig.

Unser Weg nach Potosi schlängelt sich durch eine sehr schöne und abwechslungsreiche Landschaft. Kurz vor Potosi kommen wir erneut an eine Mautstelle, wo wir unser Ticket erneut vorzeigen müssen. Hier kontrolliert auch die bolivianische Polizei meinen Führerschein. Der Beamte weist uns noch darauf hin dass in der Stadt heute ein Fest herrscht und wir bitte mit besonderer Vorsicht fahren sollen. Dann geht es weiter. In der Stadt kommen wir dann auf er Hauptstraße an ein Schild welches die Durchfahrt für Lkw untersagt. Eine Umfahrung gibt es jedoch nicht. Also weiter. Potosi ist steil an einen Berg gebaut und so verlaufen auch die engen Straßen. Im Zentrum haben wir Koordinaten von einem sicheren Parkplatz. Doch der Weg dorthin ist schwierig. Die einzig breite Straße wird renoviert und ist gesperrt. Wir folgen den vielen anderen Auto, die anscheinend die Umleitung zu kennen scheinen. Der Verkehr wird von Polizisten geregelt. Hier beginnen auch die unzähligen Marktstände, die heute die Stadt belagern. Parkende Autos und Passanten verengen weiter die Fahrbahn. Dann stellen wir fest dass die Straße, in die wir zum Parkplatz einbiegen wollen eine Einbahn ist. Also fahren wir eine weitere Schleife und kommen mit so manchem Baum ‚ins Gespräch‘. Hier entscheiden wir aufzugeben und fahren wieder zur Hauptstraße zurück. Dort befinden sich die Auto- und Lkw-Werkstätten. Mitten in der Stadt an der Straße. Das Geschäft ist ein kleiner Laden und die Werkstatt befindet sich auf der Straße. Entsprechend eng geht es zu. Wo in Deutschland Werkzeuge für Karosserieteile mit einem Zehntel Millimeter gefertigt werden, werden hier Kotflügel und andere Teile aus Glasfasermatten und Spachtelmassen kunstvoll modelliert. Der Lackierer arbeitet so nah an der Straße, dass wir seiner grauen Lack-Wolke ausweichen müssen. Doch hier können wir parken und in einem Lokal etwas essen gehen.

Die Weiterfahrt bringt erneut eine veränderte Landschaft mit Bäumen und Büschen. Die Landwirtschaft nimmt zu. Hier wird mit einem uralten Traktor oder aber mit Eseln, die im Kreis laufen, das am Boden liegende Getreide gedroschen. Die Landschaft ist sehr bergig und entsprechend verläuft die Straße kurvig auf und ab. Wir kommen nur langsam voran. An der Departement Grenze kontrolliert ein Zoll-Beamter unsere Fahrzeugpapiere und es wird erneut eine Maut fällig. Wir bemerken, dass wir an jeder Mautstelle in eine andere Fahrzeugkategorie eingestuft werden. Jetzt wissen wir wie es geht. J

Als wir an den Rio Chuquisaca kommen, sehen wir die sehr lange Hängebrücke über den Fluss. Elke und ich sind ziemlich fertig. Elke hat während der Fahrt bereits geschlafen und bei mir stellen sich Kopfschmerzen ein. Dabei versprach der Reiseführer man fühle sich wie neu geboren wenn man vom hohen Altiplano aus hinunter nach Sucre kommt. – Alles Quatsch!

An einer Kiesgrube fragen wir ob wir auf ihrem Gelände nahe dem Fluss übernachten dürfen und bekommen einen großen Platz zwischen Bäumen angeboten. Super. Nur der ebenfalls vorhandene Swimming Pool hat derzeit kein Wasser.

 

09 Sucre

Die eigentliche Hauptstadt Boliviens ist Sucre. Und in der Tat macht das Stadtbild, im Vergleich zu den anderen bisher gesehenen Städten, einiges her. Die Zufahrt in die Stadt ist natürlich auch hier mit Abenteuer verbunden. Als wir über die Hauptstraße in die Stadt fahren passieren wir wieder Mals ein Schild welches die Durchfahrt für Lkw verbietet. Und dann geht es an einer Kreuzung links ab, wo man denkt man fährt in einen Hinterhof. Doch auch wenn die OSM Karten von Bolivien nicht die besten sind, man muss der Karte vertrauen und dann kommt man auch an.

Bei Alberto und Felicitas können wir leider nicht in den Hof fahren, da die Tordurchfahrt nur 2,40m breit ist. Aber auf der Straße vor ihrem Grundstück können wir parken. Leider kommt hier die Müllabfuhr nachts und auch sonst sind recht viele Autos unterwegs.

Das Zentrum erwacht erst abends so richtig, dann sind tausende Menschen auf den Beinen und kleine Marktstände reihen sich entlang der Straßen aneinander. Wir besuchen ein etwas abseits gelegenes Restaurant. Hier gibt es ‚Cerveca Artesanal Quinua‘, einem heimischen Bier, welches aus dem für Bolivien so bedeutenden und nahrhaften Quinoa Getreide gebraut wird. Die exakten 3,47% Alkohol schmecken ausgezeichnet.

 

10 Rio Grande

Heute ist sehr viel mehr los in der Stadt. Auch eine Demonstration hält den Verkehr auf. Wir gehen auf einen Kaffee in die Stadt wo wir auch funktionierendes Internet haben.

Bei Alberto quatschen wir noch eine ganze Weile mit den Amerikanern Cat und AJ aus Colorado. Dann machen wir uns auf den Weg. Nach der Mautstelle wird unser Fahrzeugdokument von der Polizei abgestempelt. Vermutlich möchte man so unsere Reiseroute nachvollziehbar machen. Kurz darauf kommen wir an eine YPFB Tankstelle, wo wir mal versuchen wollen Diesel zu kaufen. Grundsätzlich kein Problem, doch wir müssen den Ausländer-reis bezahlen und bekommen zwei Quittungen. Einen über den üblichen Preis von 3,74 Bolivianos und eine weitere über den Ausländer-Zuschlag von 5,14 Bolivianos. Verhandlung nicht möglich. Wir tanken 112L nach und mischen sogleich die braune Brühe mit dem restlichen klaren Diesel aus Chile. In Bolivien ist der Diesel nicht nur am teuersten, sondern auch am schlechtesten. Die nächsten Tage werden zeigen wie sich das auswirkt.

Dann geht es über eine mittelmäßig gute Straße durch die Berge immer weiter in die Niederungen des Landes. Die Vegetation nimmt dabei stetig zu. Aber die Suche nach einem Übernachtungsplatz gestaltet sich in dieser Umgebung schwierig. Letztlich werden wir am Rio Grande fündig, wo es einen Platz vor der ehemaligen Brücke gibt, auf dem wir zumindest etwas abseits der Straße stehen können.

 

11 Rio Mizque

Unsere Fahrt führt weiterhin auf Teerstraße gen Norden. In Aiquile, einem größeren Ort, gehen wir zum Mittagessen in ein Lokal. Obwohl der Wirt uns versichert es sei ein vegetarisches Gericht, sieht Elke einen Schweinskopf mit Zähnen und Borsten auf ihrem Teller. Auch die Nachfrage bringt keine endeutige Klärung. Manchmal ist es halt schwierig, zu identifizieren, was man zum Essen bekommt.

Hinter Aiquile geht es auf einer sehr staubigen Piste weiter. Langsam geht es durch die Berge. Nach einiger Zeit werden wir belohnt. Ein tolles Panorama mit rot-grünen Felsen zum Einen und eine herrliche Flusslandschaft zum Anderen liegen vor uns. Die Schwierigkeit ist nur, einen Übernachtungsplatz zu finden, der nicht zu sehr im feinen Staub der vorbei fahrenden Lkw liegt. Doch wir geben nicht auf und finden einen geeigneten Platz.

 

12 Samaipata

Es geht weiterhin über staubige Piste Richtung La Palizada, wo wir auf die Ruta 7 zu treffen hoffen. Nach einigen Kilometern sehen wir jedoch eine Reihe Lkw vor uns auf der Piste stehen. Wir reihen uns ein und Elke geht vor um zu sehen was los ist. Ein Sattelzug ist auf der gewässerten Piste bergauf ins Rutschen gekommen und hat sich quer gestellt. Doch wir können uns vorbeimanövrieren. Da auch eine Pistenraupe daneben steht, fragen wir was das Problem sei. Es fehlt ein Abschleppseil. Niemand hat eins. Also biete ich unser Seil an, doch als ich gerade die Klappe öffnen will, kommt ein Pickup mit einem stabilen Stahlseil an und der Lkw-Fahrer bedankt sich. Wir fahren weiter.

In Pulquina gibt es einen tollen Plaza mit Bäumen und blühenden Sträuchern. Leider gibt es keine Restaurants und so fahren wir weiter bis Idriso, wo wir en Restaurant finden. Wir bestellen unser Essen und bekommen es zügig serviert. Dann kommt ein weiterer Bolivianer rein, bestellt und bekommt sein Essen ebenfalls zeitnah serviert. Ich bin erstaunt, wie schnell mein Gegenüber am Nachbartisch ein Schnitzel mit Reise, Kartoffeln und Salat verschlingt. Die Gabel ist schnell zwischen Teller und Mund unterwegs uns muss dabei lediglich einen Weg von wenigen Zentimetern zurücklegen. Die Suppe als Vorspeise hatte ich gar nicht mitbekommen. Er trinkt noch eine Flasche Bier und ist fertig mit Bezahlen bevor wir um die Rechnung gebeten haben. Und da sag mir noch mal jemand in südlichen Ländern ginge alles langsamer.

Wir fragen den Wirt wo wir Brot kaufen können. Er sagt 18km westlich oder 60km in unsere Richtung, nach Santa Cruz. Dann gehen wir zur Markthalle, wo es Obst und Gemüse gibt. Auf dem Weg verirrt sich ein Geruch von frischem Brot in unsere Nase. Und als wir um die Ecke schauen, laufen wir direkt in die Backstube des örtlichen Bäckers, der uns für vier Bolivianos (55 Cent) acht mit Käse überbackene Brötchen verkauft.

Wir freuen uns schon, wieder auf einer Teerstraße zu sein. Doch die Löcher im Asphalt erfordern uneingeschränkte Aufmerksamkeit und so ist die Fahrt nicht weniger Anstrengend als am Morgen.

Die Landschaft verändert sich weiter und es wird immer grüner und der Bewuchs immer dichter. Diese Gegend ist intensiv landwirtschaftlich genutzt und einen Platz für die Nacht zu finden wird viel schwieriger als gestern. Kurz vor Samaipata kommen wir an einer Verladestelle für Vieh vorbei. Wir halten und fragen den Farmer ob wir auf der Wiese übernachten dürfen. Er schlägt uns vor doch lieber bei ihm zu Hause zu campen, doch der Platz dort liegt unmittelbar an der Straße uns so bedanken wir uns und fahren weiter. Da es bereits dunkel wird, greifen wir auf einen Campingplatz zurück, der bereits von anderen Overlandern genutzt wurde. Eine enge, holprige und steile Zufahrt, doch wir kommen durch und finden uns auf einem Hügel im Hinterland wieder. Schön gelegen, warme Duschen und eine Terrasse mit WiFi. Was will man mehr!?!?

Und noch ein paar Zahlen und Fakten des Tages:

4,5m³ Antares schluckt bei derzeitiger Fahrweie zirka 4,5m³ Luft pro Minute. Bei der sehr staubigen Luft auf der Piste ist der Luftfilter bald fällig. Ich bin froh über die Tandem-Filter-Anlage.
33°C In den tieferen Lagen Boliviens ist es nicht nur grüner, sondern auch heißer. Inzwischen haben wir die Klimaanlage eingeschaltet und die Fenster geschlossen. Nicht zuletzt wegen des imensen Staubes.
150 km Eine durchschnittliche Tagesetappe auf Piste und/oder Straße liegt bei zirka 150 km. Mehr ist bei einer Geschwindigkeit von max. 15 km/h auf Piste und 50 km/h auf der Straße nicht drin.
8:08h Heute waren wir von 10:01h bis 18:09h unterwegs. Außer der einstündigen Mittagspause sind wir permanent in Bewegung gewesen.
0L Wasser Bis heute hat sich im Wasserabscheider des Diesel-Vorfilters kein erkennbares Wasser angesammelt. Gut!
<<5m Die Sichtweite bei entgegenkommenden Lkw auf der extrem staubigen Piste beträgt weit unter 5m. Sobald man an einem entgegenkommenden Lkw vorbei ist, fährt man für einen Moment ohne Sicht.
6:40h, 17:46h Der Sonnenaufgang ist um 6:40h und der Sonnenuntergang am lokalen Ort ist heute um 17:46h.
3,00€ Der Preis für zwei Mittagessen in Bolivien beträgt für uns heute 3,00€.

...und noch ein Update der Kostenverteilung nach nun 198 Tagen:

 

13 Santa Cruz

Die Morgenstimmung ist herrlich. Über Nacht hat es abgekühlt und frische Luft liegt in dem grünen Tal.

Unsere Tour führt uns zunächst nach La Fuerte, einer ehemaligen Inka Kultstätte. Die Anfahrt ist spannend. Auf ausgebauter Straße beginnt die 6km lange Bergfahrt. Später geht es über eine weiche Erdpiste steil den Berg hinauf. Antares braucht die Untersetzung und kleine Gänge. Wir passen so gerade durch das Eingangstor, doch auf dem Parkplatz ist wieder viel Platz.

Der Rundweg um den Ort zu besichtigen beansprucht 1,5h. Es ist windig und es ziehen besorgniserregende Wolken um uns herum auf. Das macht die Kulisse so richtig spannend und man kann sich die damalige Zeit so richtig gut vorstellen.

Am Nachmittag geht es Richtung Santa Cruz. Über 1.000m Höhe müssen wir abbauen. Entsprechend langsam kommen wir auf der löcherigen Fernstraße voran. An der Maut- und Polizeikontrolle kommen wir hingegen zügig voran, denn wenn wir nicht weiter fahren dürfen, fährt niemand weiter. Die lange Reihe der hinter uns wartenden Autos blieb wohl auch dem Polizisten nicht verborgen.

Neben der Straße ist nun alles besiedelt. Wir halten vergebens nach einem Übernachtungsplatz Ausschau. Doch es wird dunkel und wir steuern auf ein Hotel zu, von dem wir die Koordinaten haben. Allerdings ohne eine Zufahrtsstraße dort hin auf der Karte zu erkennen. Es ist bereits dunkel. Die Straße, welche von der Ruta 7 ab führt, entpuppt sich als Hinterhof-Piste, welche überschwemmt und mit Müll übersät ist. Als uns langsam ein Bagger aus Richtung Flussbett entgegen kommt und der Schlamm im Scheinwerferlicht das Uferlose erreicht, fahren wir zurück. Das Hotel finden wir nicht mehr, doch neben einer bewachten Wohnsiedlung stellen wir uns auf eine Rasenfläche und schnaufen durch.

 

14 San Jose de Chiquitos

In Santa Cruz haben wir nichts zu erledigen und zu besichtigen findet sich hier auch nichts. Also fahren wir über die Ringstraße zur Ruta 4, welche uns nach Osten führt. An einer Tankstelle wollen wir für die Strecke nach Brasilien Diesel nachtanken, doch man verkauft uns keinen. Das ist nicht unbedingt überraschend, denn als Ausländer bekommt man nicht an jeder Tankstelle Treibstoff. Zum Glück ist die nächste Tankstelle gleich nebenan. Hier erhalten wir, ohne Quittung, Diesel für 8 Bs/L. Damit sollten wir es bis zur Grenze schaffen.

Die Strecke ist inzwischen komplett ausgebaut und in hervorragendem Zustand und es gibt interessante Verkehrszeichen. Ratet mal was das Schild rechts zu bedeuten hat...

Die Straße ist so gut, dass Elke zwischendurch in den Schlaf fällt. Neben der Straße steht noch überall Wasser. Es muss erst kürzlich noch sehr viel geregnet haben. Alle Pisten sind aufgewühlt und mit Wasser durchtränkt. Hoffentlich sind wir im Pantanal nicht ‚zu früh‘ dran.

Damit es uns nicht wieder so geht wie gestern, fahren wir in San Jose in den Ort um beim Hotel Villa Chiquitana anzufragen ob wir dort im Garten campieren dürfen. Leider hat sich das Hotel vergrößert und die Zufahrt in den Garten ist derzeit nicht möglich. Antares ist auch etwas zu groß. Also fahren wir weiter und finden einen ruhigen Platz im Nationalpark Park Santa Cruz la Vieja, welcher in Südamerika am weitesten von jedem Meer entfernt gelegen ist und natürlich entsprechende historische Stätten enthält.

 

15 El Puente - Aguas Calientes

Nachts werden wir von Rindern geweckt, die sich schmatzend um unser Auto versammelt haben. Als ich ein Foto von den nächtlichen Besuchern machen will, wundere ich mich warum die Kamera nicht scharf stellt. Erst später fällt mir auf, dass sich noch der Objektivdeckel auf der Linse befindet und die Kamera somit natürlich kein Motiv zum Scharfstellen hatte. Ein Rind findet Antares zum Anbeißen lecker. Es leckt ununterbrochen das restliche Salz vom Chassis und lässt uns somit keinen Schlaf.

Am Morgen besuchen wir das unweit gelegene Valle de la Luna. Hier hätten wir einen noch schöneren Stellplatz gehabt. Anschließend geht es in den Ort nach San Jose zurück, wo wir die Jesuiten Mission besuchen. Alles in allem scheint der Ort recht wohlhabend zu sein, denn neben einem tollen Central Plaza gibt es überwiegend betonierte Straßen.

In der Markthalle treffen wir auch auf eine Menoitin, Deutschstämmigen die sich hier vor geraumer Zeit angesiedelt haben und nach ihren eigenen strikten Regeln leben.

Eigentlich dachte ich, dass wir uns im Amazonasbecken befinden und keine Berge mehr zu sehen bekommen. Doch weit gefehlt. Am Nachmittag, auf dem Weg nach Agas Calientes, ragen um uns herum leuchtend rote Felsen aus dem grünen Dschungel empor. Ein sehr imposantes Farbenspiel.

In Aguas Calientes suchen wir einen Campingplatz am Fluss. Der schönste Platz hat leider eine zu geringe Einfahrtshöhe und so suchen wir weiter. Auf dem Camping Municipal ist es hektisch, voll und laut. Außerdem stört uns das ungepflegte Ambiente. Ein anderer Platz sagt uns ebenfalls nicht zu und so fahren wir auf der Ruta 4 weiter. Kurz hinter dem Ort biegen wir n den Wald ab und kommen zu einem Badeplatz ‚El Puente‘. Hier baden die Locals, die jedoch abends verschwinden. Elke meint dass sich Antares mit seinen LED-Scheinwerfern hier nicht messen kann, denn die hiesigen 4WD haben allesamt die Lichtstärke eines Regionalflughafens verbaut. Kein Wunder, denn sie fahren regelmäßig nachts auf den Pisten durch den Wald. Zu den Armen Boliviens gehören diese Leute augenscheinlich nicht.

Am kommenden Tag fahren wir nach Puerto Suarez, wo ich einen neuen Haarschnitt bekomme. Das Maßband beim Friseur war wohl etwas kürzer als bei uns üblich und nun habe ich weniger Haare auf dem Kopf als nach drei Tagen im Gesicht. Aber das wächst nach. Ich brauche von nun an lediglich etwas mehr Sonnencreme.

Jetzt geht es zur Grenze nach Brasilien.

 

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