USA - Florida

Panamericana

USA - Florida, 21.02. - 11.03.2016

Übersicht der Route

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01 Miami / Fort Lauderdale

Der Vollmond versinkt gerade in der Skyline von Miami und die Sonne kündigt sich hinter uns an, als wir in den Hafen von Miami einlaufen. Am Ende des Kanals dreht der Kapitän das Schiff auf der Stelle um zu seinem Liegeplatz an der langen Pier zurück zu fahren. Innerhalb von weniger als einer Stunde legen fünf Cruise-Schiffe nebeneinander an. Von jedem Schiff kommen tausende Passagiere, die sich auf den Heimweg machen. Ich werde von Adrie und Joop abgeholt. Nach einer kleinen Shopping-Tour und einem Cruise entlang des Miami Beaches mit seinen Hotel-Burgen kommen wir schließlich in Pompano Beach, nördlich von Fort Lauderdale an, wo wir uns bei einer Privatunterkunft eingebucht haben.

Am kommenden Tag gibt es einige Kommunikation mit dem Agenten, durch die sich herausstellt, dass wir unbedingt die Schlüssel zur Wohnkabine abgeben müssen, da der Zoll ansonsten die Türen und Klappen aufbrechen wird – ganz legal. Bei der Inspektion dabei sein können wir nicht. Es ist auch unklar wann diese denn stattfinden wird. Aber mit dem Agenten kommen wir zumindest in den Hafen und zu unseren Fahrzeugen, welche unversehrt und unverschlossen auf dem Platz stehen. Auch Peter ist gerade hier, dessen Fahrzeug auf die Durchleuchtung am kommenden Tag wartet. Ich habe Sorge wie die Durchsuchung von Antares ohne mich vonstattengehen wird. Schließlich gibt es einige Kniffe und Handgriffe zum Öffnen der vielen Klappen und Stauräume, die die Beamten natürlich nicht kennen. Wie also werden sie vorgehen? – Mit diesem Gedanken im Kopf schlafe ich heute Nacht so gut wie gar nicht.

Der heutige Besuch im Hafen brachte keine neuen Erkenntnisse. Antares wurde nicht inspiziert. Also nochmal zurück zu Bill, der mich jeden Abend aufs Neue in seinem Haus willkommen heißt.

Nach einer Nachricht von Peter aus dem Hafen glauben wir, dass die Autos bereits inspiziert wurden. Drei Customs Trucks verlassen das Gelände nach mehr als zwei Stunden. Wir glauben sie haben unsere Autos intensiv untersucht. Also fahren wir mit dem gesamten Gepäck zum Hafen. Doch es stellt sich heraus dass der Zoll weiterhin auf die Schlüssel wartet und die Mitarbeiter vom FAST Terminal warten auf den Zoll. Jetzt beginne ich mich langsam unbeliebt zu machen. Doch nach vielen Diskussionen, hin und her zwischen Zoll und dem Terminal drücke ich dem Mitarbeiter am Terminal den Schlüssel in die Hand und sage ihm er solle gefälligst zum Durchleuchten fahren. Kurz darauf werden auch die Schlüssel für die Kabine verlangt. Nach einer knappen halben Stunde kommt Antares zurück. Ob dies jedoch die gesamte Inspection war steht nicht fest. Erst wenn der Zoll das Bill of Lading (BoL) im Computer-System frei gibt, kann der Papierkram beginnen. Heute wird das nichts mehr, dafür ist es bereits wieder zu  spät. Also nochmals zu Bill.

Am nächsten Morgen schreibt mir Peter, dass sein Fahrzeug gleich inspiziert werden soll. Also beeilen wir uns um in den Hafen zu kommen. Doch dort heißt es, dass Joops Auto freigegeben ist, die anderen jedoch noch nicht. Also wieder zum Zoll. Der nette Beamte ist heute wieder im Dienst und ruft gleich mal bei seinen Kollegen an. Die führen dann auch unmittelbar die Inspektion durch, während wir beim Zoll warten. Die Unruhe in mir wächst ungemein, denn ich wollte möglichst dabei sein wenn die Durchsuchung erfolgt um ggf. zur Hand gehen zu können um Beschädigungen zu vermeiden. Als ich jedoch Joop zurück in den Hafen fahre, ist die Kontrolle bereits erfolgt. Jedoch nur bei Peters Fahrzeug. Antares‘ Schlüssel hat niemand verlangt. Also wieder zurück zum Zoll. Hier bekomme ich endlich die Freigabe für mein Auto und die notwendigen Papiere ausgehändigt um Antares aus dem Hafen zu holen. Eine riesige Last fällt mir vom Herzen.

02 Miami

Nun gilt es Antares reisefertig zu machen und los zu fahren. Erster Stopp ist ein Supermarkt. Ich bin erneut erschrocken wie teuer Lebensmittel hier sind. Aber ohne Futter geht es halt nicht. Dann komme ich in die Rush-Hour und staue mich langsam in Richtung Süden. Die Sonne ist bereits untergegangen, als ich bei Adrie und Joop auf dem Campingplatz ankomme. Mehr war heute nicht drin. Da die Rezeption bereits geschlossen hat, stelle ich mich auch auf die Wiese neben meine Freunde. Doch später kommt ein wichtiger Wachtmann vorbei, der unbedingt will dass wir um parken. Also alles nochmals einpacken und im Dunkeln einen anderen Platz belegen.

Ich brauche recht bald ein paar positive Erlebnisse im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, sonst drehe ich noch durch.

Antares braucht nach der Südamerikareise und der Zeit am Strand und im Hafen Mal eine gründlichere Reinigung. So verbringe ich einen Tag mit dem Putzlappen in der Hand und bin dennoch nicht fertig geworden.

Am kommenden Morgen beginnt um 7:23 Uhr mein Telefon zu hupen. Eine „Emergency“ Nachricht ist eingegangen. Das schlechte Englisch in der Nachricht muss ich erstmal interpretieren. Anscheinend haben zwei böse Buben ein zwei Monate altes Baby entführt und flüchten in einem Nissan, welchen die Polizei nun mit Hilfe der Bevölkerung sucht. Ein gutes System für wirklich wichtige Nachrichten. Im Süden Amerikas wutzt man diese Informations-Technik für Tsunami Warnungen. Doch hier scheint man einen Schritt weiter gegangen zu sein.

03 Long Pine Key, NP Everglades

Mein Weg führt mich über unendlich lange Schnur gerade Straßen hindurch durch landwirtschaftlich genutzte Felder. Nur langsam wird der Verkehr weniger. Ich nähere mich dem Nationalpark Everglades. An jedem Parkplatz und am Besucherzentrum werde ich gleich in ein Gespräch verwickelt. Immer geht es um Antares. Anfangs ist das ja noch lustig und mehr Konversation als ich im Spanischen hin bekommen habe ist ja auch ganz nett, aber inzwischen nerven die immer wiederkehrenden selben Fragen. Ja bei einigen Fragen bin ich gar ‚erschrocken‘ über die Allgemeinbildung des Fragenden.

Für die Nationalparks der USA gibt es einen Jahrespass den ich mir am Gate zum Everglades Nationalpark kaufe, denn ich beabsichtige mir noch einige Parks anzusehen. Für das Campen gilt hier ‚First Come – First Serve‘. Ich habe Glück und bekomme noch einen Stellplatz auf dem Long Pine Key Campsite. Ohne Full Hook-Up, dafür zu einem weniger überteuerten Preis und mit viel Platz.

Nachts fällt die Temperatur auf ca. 13°C ab. Mit der Angabe der Temperatur in Fahrenheit habe ich mich noch nicht angefreundet. Ebenso wenig fließend gehen die Umrechnung von Gewichten in ‚lb‘, Pound oder Onces ‚oz‘ vonstatten. Bei Geschwindigkeit in Meilen und Größen in Fuß oder Inch geht es mittlerweile. Dies ist im Straßenverkehr u.a. essentiell bei Durchfahrtshöhen von Brücken und Tunneln. Warum haben die Amis auch so viele Einheiten die zur Umrechnung, selbst untereinander, immer eines ungeraden Faktors oder einer Formel bedürfen? Bei der nächsten Frage nach meiner ‚Milage‘ werde ich antworten: „2½ Barrel per 1.000 Miles“ – sollen sie doch ihre blöden Umrechnungen in Galonen selbst machen J.

So langsam zeigen sich auch die Nachwehen des Diebstahls in Kolumbien. Das Ersatznetzteil für mein Notebook hat die Ladebuchse am Notebook zerstört. Hier steht also bald die nächste Reparatur oder Ersatzbeschaffung an. Das RAW Format der neuen Kamera wird von meiner Photoshop Version nicht mehr unterstützt und es ist ein umständliches Konvertieren erforderlich. Das dadurch erstellte DNG Format ist jedoch im Explorer nicht mehr darstellbar und hat den weiteren Nachteil, dass das Foto einmal mehr Speicherplatz belegt.

Das Klima hier ist derzeit einfach genial. Heute unternehme ich eine 20km lange Wanderung über den Long Pine Key Trail. Das Gelände ist so flach, dass Höhenmeter nur beim Schuhe binden zusammen kommen. Allerdings liegt der Grundwasserspiegel auch nur 50cm unter der Oberfläche. Entsprechend matschig ist der Boden noch nach dem letzten Regen. Immer wieder gibt es Löcher im Boden in denen man den Wasserstand sehen kann. Leider gibt es auch ein paar Mücken, die aber erst in größerer Anzahl nach Sonnenuntergang raus kommen. Ansonsten genieße ich den hellen Pinien Wald. Leider wegen des hohen Wasserstandes mit weniger Tieren als gewöhnlich.

 

04 Flamingo, NP Everglades

Entlang der Main Park Road gibt es einige Parkplätze und Walkways um sich die Everglades anzuschauen. Leider steht überall das Wasser um zirka einen halben Meter höher als gewöhnlich, was zur Folge hat, dass viel weniger Vögel hier sind als sonst üblich. Entsprechend schnell kommt man bei den Besichtigungen voran und ich komme zum südlichen Ende des Parks, an den Campingplatz Flamingo. Ein riesiges Gelände auf dem sich auch Moskitos und Sand Flies wohl fühlen. Doch am Bootsanleger bekomme ich neben einigen Krokodilen / Alligatoren auch einen Manatee zu sehen. Er grast ganz gemütlich die Algen vom Anleger. Doch die Bootsfahrer sind aufmerksam und umschiffen dieses behäbige Tier behutsam um ihn nicht zu verletzen.

An Körperverletzung erinnern dann die lauten, ganztägig bis in die späten Abendstunden laufenden Generatoren der so sehr Natur verbundenen amerikanischen Camper sowie attackierende Mücken und Sand Flies. Alle wirken auf mich ein und sorgen so dafür, dass ich am kommenden Tag weiter ziehe.

 

 

05 Key Largo, Florida Keys

Als ich meine Sachen packe, räumt auch der Generator-Hansel seine Klamotten zusammen und reist ab. Doch ich mache mich wie geplant auf den Weg.

In Homestead halte ich am Home Depot, wo es freien Internet Zugang gibt und gehe auf der anderen Straßenseite beim Aldi einkaufen. Als ich mit meinem Einkaufswagen wieder bei Antares bin, spricht mich Tony auf Deutsch an. Nach einem kurzen Gespräch habe ich seine Adresse und eine Einladung ihn zu Hause zu besuchen. Heute Abend. Tony und seine Frau Mary sind ebenfalls Camper, wohnen nicht in der schlechtesten Gegend auf Key Largo und haben u.a. einige Zeit in Deutschland gelebt. So ergibt sich viel Gesprächsstoff und wir verbringen zwei tolle Tage zusammen, gehen ins Sharky’s zum Essen, paddeln mit dem Kanu zum John Pennekamp Coral Reef State Park und Tony grillt sehr leckere Burger. Das abendliche Sunset Bier gibt es auf der Dachterrasse. Ich bekomme auch Gelegenheit Antares eine gründliche Wäsche zu verpassen und ihm das Salz aus dem Fell zu spülen. So vergehen zwei super nette Tage und ich hoffe die beiden irgendwann irgendwo mal wiederzutreffen.

 

06 Lake Okeechobee

Tony hatte für mich eine tolle Sache herausgefunden. Dafür muss ich aber am morgigen Abend in Cape Canaveral sein. Also fahre ich heute durch die unendlichen Zuckerrohr-Plantagen bis zum Lake Okeechobee, welcher damals mal als Wasserquelle für die Everglades diente. Heute leitet die Landwirtschaft das Wasser im großen Stil für ihre Zwecke um, was zum Teil verheerende Auswirkungen auf die Natur des Feuchtgebietes hat. Auch wenn dieses Jahr zu viel Wasser in den Everglades zu sein scheint.

Hinter einem Deich stehe ich lärmgeschützt und außer Sichtweite von der Straße am See. Der See verschmilzt am Horizont mit dem Himmel zu einer grauen Einheit. Neben ein paar Anglern gibt es hier nur noch Mücken.

 

07 Kennedy Space Center, Titusville / Cape Canaveral

Am Morgen geht es gleich weiter. Auf den Straßen darf man überraschend schnell fahren. Antares mag jedoch gar nicht so schnell wie er hier dürfte. Doch zum Glück lässt der Verkehr im Laufe des Vormittages etwas nach.

Für die Mittagspause stoppe ich an der Zufahrt zur Three Lakes Wildlife Management Area. Ein Guide erklärt mir einiges über den Park, den ich zu gerne besucht hätte, doch ich möchte nur eine Rast machen. Der Mann war auch einige Zeit in Deutschland beim US Militär stationiert und so ist die Freude wieder groß, als ich mich zu erkennen gebe.

Dann geht es weiter in Richtung Küste. Durch Cape Canaveral hindurch und zum Wal Mart, denn dort gibt es Internet und ich will zumindest sehen wer mir heute geschrieben hat. Die Zeit vergeht viel zu schnell und so muss ich mich sputen um rechtzeitig einen geeigneten Platz zu finden um den (Geburtstags-)Raketenstart am Kennedy Space Center zu verfolgen. Der bereits viermal verschobene Start ist für 18:35 Uhr geplant. Ich hoffe noch dass der starke Wind nicht eine weitere Verschiebung erzwingt.

Nach einigem Suchen nach einem Stellplatz lande ich am Kennedy Space Center Visitor Complex. Von hier kann ich zumindest den Start beobachten. Der Countdown zeigt noch zirka 15 Minuten an. Pünktlich bei Null sehe ich in östlicher Richtung den Himmel rötlich aufleuchten, bevor kurz darauf die Rakete mit einem langen Feuerschwall gen Himmel fliegt. Der Lärm von der Rakete kommt verzögert an. Ich stehe 11,2 km Luftlinie von der Abschussrampe entfernt und es dröhnt trotzdem noch ganz ordentlich. Dann entsteht ein orangener Schweif durch die Rakete und sie neigt sich etwas in eine flachere Flugbahn. Schließlich kann ich nur noch erahnen, wie sie nach dem Abkoppeln der Fracht langsam wieder zur Erde sinkt. Das ganze Spektakel dauert nur wenige Minuten.

Jetzt schleichen die vielen Autos zurück in Richtung Festland. Leider darf ich hier nicht übernachten, also muss auch ich zurück. Auf einem zuvor ausgekundschafteten Parkplatz an der Hauptstraße stelle ich dann den Motor ab.

 

08 Ponce Inlet / Port Orange

Heute steht das Merritt Island National Wildlife Refuge auf dem Programm, welches zur Hälfte zum Space Center gehört und die andere Hälfte frei zugänglich ist. Man kann fast überall mit dem Fahrzeug rein fahren und es gibt eine Reihe netter Plätze und Wanderwege.

Leider ist das Übernachten hier nicht gestattet. Also fahre ich noch weiter Richtung Daytona und parkiere beim Ponce Inlet am Leuchtturm. Doch hier verscheucht mich zu später Stunde eine höfliche aber nachdrückliche Polizistin. Diesmal mit Verwarnung. Nächstes Mal mit 109$ Bußgeld. Also ziehe ich nochmal um und lande auf einem der berüchtigten Parkplätze der von Campern so oft angesteuerten Shopping Centren. Obwohl auch dies inzwischen nicht mehr ganz legal ist.

 

09 Daytona / Flagler Beach

Nur ein paar Meilen über die Interstate 95 und ich komme zum Daytona Speedway. Hier finden die legendären Autorennen statt. Doch diese Woche ist alles fest in den Händen der Biker, denn es findet derzeit die 75. Daytona Bike Week statt.

Wegen eines Motocross Rennens innerhalb des Speedways gibt es heute keine öffentlichen Touren. Doch ich komme mit Dean vom Customer Service ins Gespräch, der mir kostenlos eine ganz private Führung anbietet. Er öffnet mir die Türen auf die Tribünen des gerade für 400Mio$ neu errichteten Komplexes und erklärt mir welche Rennen hier stattfinden.

Dann schaue ich mich auf dem Ausstellungsgelände der Bike Week um. Hier gibt es Motorräder und jegliche Abwandlung davon bis zum V8 Bike mit 600PS. Auf alle Fälle ist es laut – das gehört bei den Amis dazu. Doch ohne Leder Kutte gehöre ich nicht so recht dazu. Also geht es weiter…

Zum ersten Mal steuere ich in den USA eine Tankstelle an. An der Zapfsäule kann ich zwischen Kreditkarte und Bezahlung im Shop wählen. Ich entscheide mich für letzteres. Doch auch nach dem zweiten Versuch und Rücksprache mit der Kassiererin funktioniert es nicht. Ich muss erst bezahlen und kann dann tanken. Wieviel ich denn tanken will fragt mich die Dame. „Voll“ sage ich. Nun, ich rate eine Menge, auf Grund der sie den zu zahlenden Betrag ausrechnet und ich zahle. Dann ist die Zapfsäule freigeschaltet. Nun passt die geschätzte Menge nicht ganz in den Tank. Ich zapfe also so viel, dass ich wenigstens kein Kleingeld zurückbekomme, denn nach dem Tanken geht man hier erneut zur Kasse und lässt sich den Restbetrag wieder ausbezahlen. Die Quittung ist natürlich über den ursprünglichen Betrag ausgestellt. Und im Supermarkt wundert sich die nächste Kassiererin darüber, dass ich bei vier Artikeln bereits weiß was diese kosten und ihr abgezähltes Geld in die Hand drücke bevor ihre Kasse die Summe ausspuckt. Wie ich das denn wissen konnte, fragt sie mich. Willkommen in den USA!

Jetzt geht es zum Daytona Beach. Hier ist ziemlich viel los. Motorräder überall. Doch die Show gehört Antares, der sich zwischen den vielen Zweirädern über die Küstenstraße schiebt und in jederlei Hinsicht aus dem Gewühl herausragt.

Während eines kurzen Zwischenstopps am Strand werde ich wieder einmal auf Deutsch angesprochen. Ein 1956 ausgewanderter Deutscher interessiert sich für Antares und meine Reise in den USA.

Wenige Kilometer weiter finde ich mein heutiges Ziel auf dem Campingplatz am Flagler Beach. Full Hook-Up. Besser als ein erneuter Besuch von der Polizei. Aber auf Dauer hält die Reisekasse das nicht aus. Dafür kommt der Grill mal wieder aus seinem Versteck. Weil es doch recht kalt ist, brauchen die Würstchen etwas länger und ich eine Jacke.

 

10 Juniper Springs

In Richtung Ocala komme ich zufällig an einem Speedway vorbei auf dem heute Rennen ausgetragen werden. Das lasse ich mir nicht entgehen und biege gleich ab auf den Rasenparkplatz. Von der Tribüne aus verfolge ich die Biker auf ihren Cross Motorrädern, die jeweils nur wenige Runden fahren bevor die schwarz-weiße Flagge geschwenkt wird. In der Nachwuchsklasse fahren vier bis elf jährige Burschen.

Als nächstes steuere ich den Juniper Springs Park an. Ich habe Glück und erwische einen der zwei letzten Camp Sites. Das Besondere in diesem Park sind die Quellen aus denen kristallklares Wasser sprudelt und tolle Gewässer bilden. Aber nur in einem darf man schwimmen. Die anderen gehören den Alligatoren. Neben diesen überall in Florida vertretenen Reptilien soll es Schwarzbären geben und sogar einen Panther soll kürzlich gesichtet worden sein. Im Wasser sind einige Schildkröten zu sehen und an den Baumstämmen klettern die 'Eichkatzen'.

 

11 Levy Blue Springs

Ich verlasse den State Park früh, um in Ocala eine Lkw-Werkstatt aufzusuchen, bei der ich eine neue Idee verwirklichen will. Doch leider tritt genau das ein, was ich befürchtet hatte. In den USA fasst keiner etwas an für das er nicht zertifiziert ist oder wo ein Stempel drauf ist. So auch in der Werkstatt die ich in Ocala aufgesucht hatte. Ich bekomme zwar einen Tipp für zu einer anderen Werkstatt, doch dort ist der Mitarbeiter der mir helfen könnte diese Woche im Urlaub. Doch von einem anderen Trucker bekomme ich noch ein paar nützliche Hinweise zum Thema.

An der nächsten Auffahrt der I-75 befinden sich zahlreiche Tankstelen. Sie sind jede einzelne riesig. So tanke ich an Zapfsäule Nummer 25 mein AdBlue oder DEF (Diesel Exhaust Fluid) nach. Dummerweise haben die Amis die Zapfpistolen dafür allesamt auf der linken Seite angebracht statt rechts, wie bei uns üblich. Auch ein anderer Trucker, den ich frage, wundert sich darüber. Also fahre ich eine Schleife und von hinten an die Zapfsäule.

Mein angepeiltes Tagesziel erreiche ich nicht mehr. Also biege ich an einem Schild mit der Aufschrift „Blue Springs“ ab. Die Quellen sind zwar geschlossen, aber ich hoffe hier über Nacht ein ruhiges Plätzchen im Grünen zu haben.

 

12 Keaton Beach

Manchmal passieren die Dinge einfach über Nacht. Gegen 4:30 Uhr klingelt mein Telefon und meine Bank meldet sich. Es scheint als sei gestern an der Tankstelle meine Kreditkarte kopiert worden und eine ordentliche Ladung Diesel damit getankt worden. Da es bei meinem Bezahlversuch bereits einen Fehlercode gab, wurde die Transaktion untersucht und die Karte gesperrt. Nun habe ich eine Kreditkarte weniger und ein Problem mehr.

Viel Schlaf finde ich nicht mehr bis Sonnenaufgang. Dann mache ich mich auch frühzeitig auf den Weg. Ein super schönes Plätzchen finde ich am Dallus Creek Landing (Bild oben). Eine etwa 10 km lange Piste führt zu einer Boat Ramp. Leider ist Camping hier nicht erlaubt. Der Officer vom sogenannten ‚Law Enforcement‘ ist zwar nett und hätte auch nichts dagegen wenn ich hier übernachte, doch das Gesetz erlaubt es nicht und das muss er nun mal durchsetzen. Allein den Titel ‚Law Enforcement‘ finde ich schon eine bedenkliche Wortwahl. Aber sie gibt dem Umfeld den richtigen Charakter. Unterstrichen wird das Ganze von weiteren Verbotsschildern, die mich davon abhalten an anderen schönen Plätzen Halt zu machen. Schließlich lande ich auf einem abgewrackten ‚RV Parking‘. Doch hier ist es bestimmt ruhiger als bei Walmart in der nächsten Stadt und den überzogenen Preis konnte ich auch noch auf ein angemessenes Niveau runterhandeln.

Schön sind die auf Stelzen gebauten Häuser. Sie sollen so wohl vor Fluten in der Hurricane Saison geschützt werden. Viele dieser Häuser scheinen jedoch leer zu stehen. Vermutlich werden sie nur am Wochenende oder in den Ferien genutzt. Das Wasser ist eher flach, was dafür sorgt dass es keine Brandung mit Gischt gibt, was es hier, abgesehen von den Sandflies, recht angenehm macht.

 

13 Porter Pond

Heute ist ein langer Fahr Tag und einer Pause an einem kleinen See entdecken meine Augen im Vorbeifahren ein Camping Symbol an einer sandigen Einfahrt zu einem gerodeten Gebiet. Ich biege ab und komme auf ein Gelände welches zur Trinkwasser Gewinnung für Panama City dient. Es wurde für diesen Zweck aufgekauft und steht seither auch der Öffentlichkeit zur Verfügung. Die Pisten sind schön sandig und weisen kaum Wellblech auf. Endlich mal wieder etwas Abenteuer Feeling. Leider sind einige Campingplätze nur am Wochenende geöffnet und so muss ich nochmal etwas weiter durch den Wald bis ich zum Porter Pond komme. Hier haben sich bereits die ersten Einheimischen für das kommende Wochenende eingerichtet. Leider mit Generator, wie ich soeben feststellen muss.

 

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