Kanada

West Afrika & Panamericana 2013 - 2016

Resümee

Resümee der großen Reise

Herausforderungen gibt es auf solch einer Reise mehr als einem lieb sind. Sei es bei der eigenen Gesundheit, Fahrzeug-Technik und Pannen, Einbruch, Diebstahl oder Überfall, Grenzübertritte, Zoll und Verschiffungen, Straßenzustand und extremes Wetter, sozialer Kontrast und Leid armer Menschen, ‚zeitlicher Druck‘ durch Jahreszeiten, Beschaffung von Visas und Versicherungen oder irgendwelche Einflussfaktoren von zu Hause, sowie vieles mehr.

Jeden Tag stehen Entscheidungen an, die getroffen werden müssen. Oft ist es nur die Wahl der ‚richtigen‘ Route. Manchmal zum Beispiel steht man jedoch vor einer Brücke, deren Traglast ein Bruchteil dessen von Antares Gewicht entspricht und man muss entscheiden ob man weiter fährt und sein Fahrzeug riskiert oder umkehrt. Letzteres ist jedoch nicht immer möglich, wie zum Beispiel an der Highline Road in Kanada. Dann wünscht man sich kurzzeitig schon auch mal zurück an einen sicheren Schreibtisch.

Bei der Konzeption und Konstruktion von Antares habe ich mir viele Gedanken über die eingesetzte Technik gemacht. Doch über eine entscheidende Sache habe ich erst nachgedacht, als ich durch die Sahara fuhr: Der Walk-Away-Point. Ab wann ist man bereit, sein Fahrzeug zurück zu lassen um sich selbst in Sicherheit zu bringen? Diese Frage hatte ich mir im sicheren Deutschland nie gestellt. Dort ging es immer nur um das technisch Machbare und Notwendige für ein exzellentes Fahrzeug. In Afrika rückten diese technischen Belange recht rasch in den Hintergrund und mir wurde klar, dass, auch bei allem Komfort welchen das Fahrzeug bietet, es nicht die Technik ist, welche die wirklich wertvollen Erfahrungen auf meiner Reise ausgemacht hat.

Es war vielmehr die Erfahrung und das Erleben von Gastfreundschaft, Hilfsbereitschaft, Offenheit, Vertrauen und Großzügigkeit. Insbesondere die Menschen die wenig bis gar nichts haben, waren für mich am eindrücklichsten, weil sie dennoch gegeben haben. Zum Beispiel die Berber Familie im Mittleren Atlas in Marokko, die mich bei Schneefall in ihre bescheidene Hütte eingeladen hat und ausschließlich für mich frische Crêpes zubereitet hat. Der Mann verkauft Gestein und Mineralien an Touristen und wollte unbedingt, dass ich mit ihm auf Deutsch Zahlen (Preise) übe und ihm von meiner Reiseroute berichte. Für solche Einladungen habe ich immer auch ein der Situation angepasstes Mitbringsel dabei und in diesem speziellen Fall gab es noch 10 Liter Diesel für den Traktor zusätzlich.

In Mauretanien, das werde ich nie vergessen, habe ich mit einer arabischen Großfamilie in den Dünen gesessen und mir von ihnen erklären lassen, warum Adolf Hitler hier so sehr angesehen ist. Die Auffassung ist nämlich, dass er durch seinen Krieg dazu  beigetragen hat, dass Mauretanien heute ein unabhängiges Land ist und Adolf sie von den Besatzern befreit hat. Ich glaube jedoch kaum, dass meine Aufklärungsversuche über seine wirklichen Absichten nachdrücklich Wirkung hatten.

Für alle weiteren Länder in Afrika gilt Visumspflicht für Deutsche. Die Beschaffung von Visas war nicht immer einfach und bedurfte mitunter ein persönliches Schreiben an den Botschafter mit Begründung warum ich denn in sein Land möchte und nicht gefälligst in Berlin ein Visum beantragt habe. Die Umstände und Erwartungen wie dies zu erfolgen hat sind für einen gut organisierten Projektmanager aus Zentral-Europa eine echte Erfahrung und in gewisser Hinsicht Bereicherung. Nerven kostet es alle Mal.

Nach dem Bänderriss in Spanien hatte ich in Ghana Erfahrungen mit Malaria sammeln dürfen. Verschiedene medizinische Einrichtungen habe ich aufgesucht um Tests zu machen und die Behandlung abzustimmen. In der Hauptstadt Accra gibt es für dortige Verhältnisse recht moderne Kliniken. Doch für die Nachkontrolle im Hinterland bin ich in einem Krankenhaus gewesen, was den Namen kaum verdient. Da bekommt man dann ganz schnell Sehnsucht nach einem deutschen Wartezimmer mit Zeitschriften, auch wenn man dort eine Stunde warten muss. Erstaunt war ich jedoch, dass es überall steriles Material gibt, welches mich dann doch beruhigte.

Von der dritten geht es in die zweite Welt. Südamerika. Der Grenzübertritt zwischen Argentinien und Chile wird zur Routine. Alles verläuft ruhig und routiniert ab. Selbst am kleinsten Grenzübergang werden die Daten im Computer erfasst. Doch auch hier steckt der Teufel im Detail und so kam es, dass wir einmal ‚vergessen‘ wurden, was beim nächsten Grenzübertritt zu Verwirrung führte.

Die Landschaft in Südamerika ist atemraubend und es gibt viele schöne Plätze die zum (wilden) Campen einladen. Die Region ist relativ sicher und wir haben uns meist sicher und wohl gefühlt.

In Peru hat man uns an der Küste dennoch aufgelauert und wollte unser Bestes. Zum Glück haben wir die Sache mit der ‚richtigen‘ Taktik ausgesessen und kamen mit dem Schrecken davon. Erst in Kolumbien hat es mich dann erwischt, als Antares aufgebrochen und die gesamte Fotoausrüstung sowie viele andere Wertgegenstände entwendet wurden. Die nachfolgenden Erfahrungen mit der Polizei sowie der Versuch das Diebesgut auf dem Schwarzmarkt zurückzukaufen, waren weitere spannende Erlebnisse.

Die Hoffnung dass in den USA alles besser wird habe ich schnell begraben. Recht bald habe ich einige Annehmlichkeiten die Südamerika zu bieten hat vermisst. Doch auch hier gibt es besondere Menschen und so habe ich in Florida Mary und Tony kennengelernt, die mich nach nur fünf Minuten zu sich nach Hause auf die Keys eingeladen haben und mit denen ich eine gute Zeit verbracht habe.

Ebensolcher Dank gilt Joanna und Jock, denen ich im Yukon bei einer Panne geholfen hatte und die mich in Vancouver empfangen haben und mir sehr behilflich waren, als ich von hier nach Hause flog. Überhaupt fühlt man sich grundsätzlich mit Menschen verbunden, die wie man selbst in den abgelegenen Gegenden dieses riesigen Landes unterwegs sind. Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass man sich im Vorbeifahren grüßt und bei einer Panne anhält und hilft. Diese Hilfsbereitschaft und das Miteinander werde ich wohl recht bald vermissen.

Dafür freue ich mich über die vielen Kontakte und Freundschaften die ich unterwegs geknüpft habe. Einige Male bekam ich Post von Fremden Menschen aus der ganzen Welt, die auf meinen Reisebericht gestoßen waren oder über Dritte von mir gehört hatten. Solche Begegnungen kamen durchaus häufiger vor, dass man jemanden trifft, der/die einen schon vom Hören-Sagen kennt. Und auch das zufällige Wiedersehen von Reisebekanntschaften an anderen Orten ist trotz der Größe der Welt nicht selten. Ich bin in der Welt zu Hause.

Spezieller Dank gilt meinen Eltern, die sich während meiner Abwesenheit um die täglichen Dinge zu Hause gekümmert haben und auch organisatorisch einiges geleistet haben.

Ebenfalls besonderer Dank gilt Elke, die mich in Südamerika mit oftmals viel Geduld begleitet hat und eine echte Bereicherung auf der Reise war.

Nun sitze ich in einem Cafe in Halifax, Antares ist für die Verschiffung im Hafen und ich kann noch gar nicht fassen, dass meine Reise sich jetzt dem Ende zu neigt. Ich hoffe nur, dass ich noch sehr lange von den vielfältigen und eindrücklichen Erfahrungen zehren und einiges davon in mein neues Leben mitnehmen kann. Ich bin sooooooo froh, dass ich den Mut und die Möglichkeit zu dieser Reise hatte. Ich kann nur jedem empfehlen, alles daran zu setzen, das zu tun, wovon man träumt. Es gibt keinen Grund darauf zu warten bis es irgendwann zu spät ist.

Danke an alle und viel Erfolg für jeden Nachahmer!

Christian

 

Entwickelte Weisheiten :-)

 “Do whatever you really want – but DO IT!”

“Wer ans Ende der Welt reisen möchte, sollte erstmal den Anfang finden“

"Was macht das Leben aus dir - oder was machst du aus deinem Leben?"

 

Zahlen und Fakten der Panamericana-Reise (Ohne Afrika)

~65.000 gefahrene Kilometer

17.324 Liter Diesel

36 Grenzübertritte (inkl. Heimreisen)

13 bereiste amerikanische Länder

8 Interkontinental-Flüge

4 Neue Reifen wegen regulärer Abnutzung

3 Fahrzeug-Verschiffungen

2 Ölwechsel am Motor

1 großes Abenteuer

 

Überblick über die Verteilung der Reise-Kosten: